Pressemitteilung | Bauherren-Schutzbund e.V.

BSB-Test des Angebotes der Schufa für Verbraucher / Urteil "mangelhaft" für Schufa-Auskünfte über Baufirmen

(Berlin) - Unternehmensauskünfte der Schufa über Baufirmen vermitteln Verbrauchern keine ausreichenden Informationen und bieten damit kein sicheres Fundament für die Entscheidung, mit welchem Unternehmen der Bauvertrag geschlossen werden soll. Das ist das Ergebnis eines stichprobenartigen Tests, bei dem der Bauherren-Schutzbund e.V. (BSB) das von zahlreichen Medien besonders privaten Bauherren empfohlene Schufa-Angebot ausgewertet hat.
Angesichts der finanziellen Dimension einer privaten Bauinvestition ist es für jeden Bauherrn notwendig, sich ein konkretes Bild über seinen künftigen Vertragspartner zu verschaffen - über seine Seriosität, seine Fachkompetenz und seine wirtschaftliche Leistungskraft. Deshalb scheint das Serviceangebot der Schufa für Verbraucher, Auskünfte über Firmen einholen zu können, auf den ersten Blick sehr hilfreich und preiswert zu sein. Doch der Test ergab ein anderes Bild.

BSB-Test zeigt: Informationsgehalt völlig unzureichend
Beim Test wurden ausgewählte Unternehmensauskünfte der Schufa auf der Grundlage von Stichproben bewertet. Die Bewertungskriterien reichten von der Firmenidentifikation, der Firmen-Vita, dem Geschäftsgegenstand, den wirtschaftlichen Daten, der Bewertung der Bonität und des Zahlungsverhaltens, der Information über Gesellschafter und Geschäftsführer, der Information über Beteiligungen anderer Firmen bis zur Einschätzung möglicher Insolvenzrisiken.
Die Auswertung des Tests zeigt erhebliche Informationsdefizite durch unvollständige und fehlerhafte Angaben sowie mangelnde Aktualität der Schufa-Auskünfte. Ein vergleichbarer Standard, wie bei Wirtschaftsauskünften für Unternehmen im Geschäftsverkehr üblich, wird Verbrauchern und damit auch unabhängigen Beratern und Verbänden von der Schufa nicht geboten.

Das Fazit: Unternehmensauskünfte der Schufa vermitteln Verbrauchern keine ausreichenden Informationen und bieten kein sicheres Fundament für die Entscheidung, mit welchem Unternehmer der Bauvertrag geschlossen werden soll. Hinsichtlich des realen Informationsgehaltes ist zudem der Preis nicht angemessen.

Angaben zum Unternehmen unvollständig
Die Angaben zum Unternehmen und zum Geschäftsgegenstand haben nur einen eingeschränkten Informationsgehalt. Kritisch zu bewerten sind bei der Schufa fehlende oder teilweise unvollständige Informationen zur Firmenentwicklung, zu Umfirmierungen, über Gesellschaftsverhältnisse und über Gesellschafter und Geschäftsführer. Risiken, die in der Person von Gesellschaftern und Geschäftsführern liegen - wie eidesstattliche Versicherungen oder Insolvenzen durch Funktionen in anderen Unternehmern - wurden, obwohl es sie nachweislich gab, nicht dargestellt.

Information über Geschäftsbilanzen mangelhaft
Das Angebot von Wirtschaftsdaten durch die Schufa über das jeweilige Unternehmen ist unzureichend. Eine Darstellung der vorhandenen Geschäftsbilanz ist nicht Bestandteil der Unternehmensauskunft. Die Schufa liefert lediglich Angaben zum Gesellschaftskapital, zum Umsatz und zur Mitarbeiterzahl. Es fehlen Informationen zur Bankverbindung und zum Krediturteil.

Ein solcher Informationsmangel hilft weder dem Verbraucher noch wird er den Unternehmen in ihrer Bewertung gerecht.

Aus der Sicht der Verbraucherschützer ist auch negativ zu bewerten, dass die Schufa bei den in den Test einbezogenen Firmen keine Informationen über Beteiligungen und über wirtschaftliche und personelle Verflechtungen mit anderen Unternehmen liefert. Erfahrungsgemäß bildet häufig gerade die Verflechtung mit risikobehafteten Firmen eine Quelle für mögliche Firmeninsolvenzen.

Bewertung der Bonität von Unternehmen fehlerhaft
Der Test hat gezeigt, dass die Bonitätsinformation der Schufa und die Darstellung des Zahlungsverhaltens häufig fehlerhaft und nicht aktuell sind und deshalb für Verbraucher ein hohes wirtschaftliches Risiko verursachen können.
Beispielweise bewertete die Schufa bei einem Unternehmen die gute Bonität mit einer "grünen Ampel", obwohl dieses Unternehmen aufgrund eines nachweislich vorhandenen akuten Insolvenzrisikos den schlechtesten Bonitätsindex aufweisen müsste.

Ein weiteres Beispiel: Bei der Bewertung eines anderen Unternehmens lagen laut Schufa keine negativen Zahlungserfahrungen vor. Tatsächlich standen nach gesicherten Informationen Zielüberschreitungen bei Zahlungen und auch teilweise Mahnungen auf der Tagesordnung.
Kritisch wird auch bewertet, dass durch die Schufa zur Unternehmensauskunft kein weiterer Service mit Folgeinformationen zur Unternehmensentwicklung und zur Bonitätsbewertung angeboten wird. Ein solcher Nachtragsservice ist für private Bauherren aber besonders wichtig, weil sich häufig die Bonität eines Unternehmens während der Bauzeit verschlechtert und die meisten Firmenpleiten während der Bauausführung auftreten.

Test bei Einschätzung des Insolvenzrisikos nicht bestanden
Im Test wurden stichprobenartig gesondert Wirtschaftsauskünfte über Unternehmen, bei denen ein akutes Insolvenzrisiko nachweislich existierte, ausgewertet. Das Testergebnis zeigt, dass die Unternehmensauskünfte der Schufa als Informationsangebot für private Bauherren nicht geeignet sind.
Beispielsweise gab es bei einer insolventen Firma keine Informationen über eine Firmeninsolvenz, obwohl Angaben über eine eidesstattliche Versicherung mit Haftandrohung verfügbar waren und die genannte Firma bereits einen Monat zuvor einen Eigenantrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens gestellt hatte. Bei einem weiteren Unternehmen lag ein Insolvenzverfahren gegen einen Gesellschafter vor - die Unternehmensauskunft der Schufa wies jedoch keinerlei Negativmerkmale aus und es fehlte die Information über das Insolvenzverfahren.
Kurz gesagt: Die Schufa hat bei Firmeninsolvenzen den Test nicht bestanden.
Durchgefallen: kein konkreter Nutzen für Verbraucher bei privaten Bauinvestitionen
Zwar stellen verschiedene Wirtschaftsauskunfteien in Deutschland Unternehmen für den Geschäftsverkehr Wirtschaftsauskünfte zur Verfügung, aber private Bauherren haben nur sehr eingeschränkt Zugang zu solchen Unternehmensauskünften.
"Grundsätzlich ist zu begrüßen, wenn sich das Informationsangebot für Verbraucher am Markt verbessert. Allerdings sollte jedes Serviceangebot kritisch geprüft werden, ob es hält was es verspricht", betont Rainer Huhle, Geschäftsführer des Bauherren-Schutzbund e.V. "Gerade die Beurteilung von Firmen erfordert Fachkompetenz, um Unternehmen und Ihre Bonität einschätzen zu können. In der Regel fehlen privaten Bauherren die erforderlichen Informationen und Erfahrungen. Deshalb ist unabhängige Beratung unbedingt notwendig."
Der Bauherren-Schutzbund e.V. bietet seinen Mitgliedern einen Firmen-Check und eine Beratung bei der Prüfung von Hausangeboten und Verträgen an.

Quelle und Kontaktadresse:
Bauherren-Schutzbund e.V. Pressestelle Kleine Alexanderstr. 9/10, 10178 Berlin Telefon: (030) 3128001, Telefax: (030) 31507211

(mk)

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