BSE: Aufruf zur Solidarität mit den Familien in der Landwirtschaft
(Bonn) - Durch BSE sind viele Bauern und ihre Familien in Deutschland in eine tiefe wirtschaftliche existentielle und soziale Krise geraten. Sie sind verunsichert über die teilweise pauschale Kritik an den heutigen Produktionsmethoden, die sie - von Politik und Wissenschaft beraten - als technischen Fortschritt umgesetzt permanent weiter entwickelt haben. Zudem stehen die Bäuerinnen und Bauern derzeit wegen der drohenden Gefahr einer Ausbreitung der Maul- und Klauenseuche unter enormen psychischen Belastungen.
ADL, KLB, DLV und DBV fordern deshalb in einer gemeinsamen Erklärung Bund und Länder auf, die Bauern und ihre Familien in dieser äußerst schwierigen Existenzkrise zu unterstützen und eine Agrarpolitik zu betreiben, die allen Betrieben eine Perspektive aufzeigt und ein Überleben auch im globalen Wettbewerb ermöglicht. Im Sinne einer solidarischen Gesellschaft ist es jetzt notwendig, den Streit zwischen Bundesregierung und den Ländern über die Finanzierung der Folgekosten der BSE-Bekämpfung zu beenden, den unverschuldet in Not geratenen Landwirten finanziell zu helfen und eine sachgerechte Information der Verbraucher über die seit Dezember 2000 veränderte und dadurch sicherere Rindfleischproduktion zu leisten.
Die BSE-Krise wirft zudem Fragen über den Umgang mit Gottes Schöpfung auf. Eine Neuorientierung der Agrarpolitik muss die Vernichtung von Lebensmitteln, aber auch den fehlenden Stellenwert unserer täglichen Nahrung beenden. Für unsere Gesellschaft muss das tägliche Brot wieder die Bedeutung erhalten, die ihm zukommt. Gleichzeitig sind vertrauensbildende Maßnahmen zwischen Landwirtschaft und Verbrauchern nötig, die langfristig gleichgerichtete Interessen haben. Die Gesundheit der Bevölkerung und somit die Sicherheit der Lebensmittel muss absolute Priorität vor allen anderen betriebswirtschaftlichen Überlegungen, aber auch handelspolitischen Erwägungen haben.
DLV und die beiden kirchlichen Organisationen unterstützen deshalb die Ergebnisse des 'Runden Tisches Landwirtschaft' mit einer Neuausrichtung der Rind-Fleischproduktion. Gemeinsam mit dem DBV fordern die vier Organisationen die Bundesregierung auf, unverzüglich gesetzgeberisch aktiv zu werden, damit die Wirtschaft - unter Einschluss des Lebensmitteleinzelhandels - geschlossen alle Maßnahmen umsetzen kann. DBV, DLV und die beiden kirchlichen Organisationen treten für eine nachhaltige Landwirtschaft, für eine ökonomisch leistungsfähige, ökologisch verantwortungsvolle und sozial ausgerichtete Landwirtschaft ein. Sie unterstützen eine bäuerliche Landwirtschaft, die sich dem Schutz, der Pflege und der Entwicklung der Vielfalt der Landschaft verpflichtet fühlt und sich selbst als Teil der Schöpfung sieht.
Gemeinsame Erklärung
Ausschuss für den Dienst auf dem Lande in der EKD (ADL)
Katholische Landvolkbewegung Deutschlands (KLB)
Deutscher Landfrauenverband (DLV)
Deutscher Bauernverband (DBV)
Quelle und Kontaktadresse:
Deutscher Bauernverband e.V. (DBV)
Godesberger Allee 142-148
53175 Bonn
Telefon: 0228/81980
Telefax: 0228/8198205