Bundesregierung muss Buchenwälder schützen / Holzeinschlag gefährdet Arten
(Berlin/Bonn) - Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) hat die Bundesregierung aufgefordert, umgehend ein nationales Buchenwaldschutzprogramm zu starten. Ein Viertel der weltweiten Buchenwaldbestände sei ursprünglich in Deutschland beheimatet gewesen. Für den Erhalt der letzten Bestände trage die Regierung deshalb eine besondere Verantwortung. Derzeit seien lediglich 0,4 Prozent der Buchenwälder von der Holznutzung ausgenommen. Insgesamt seien hierzulande über 90 Prozent der Wälder in einem naturfernen Zustand und in Bezug auf die biologische Vielfalt verarmt. Der Umweltverband forderte, bis zum Jahr 2010 ein Zehntel der gesamten Waldfläche Deutschlands aus der wirtschaftlichen Nutzung herauszunehmen und mehr Schutzgebiete in den Wäldern einzurichten.
Im internationalen Vergleich steht Deutschland mit seinen winzigen Schutzgebieten schlecht da, sagte Hubert Weiger, Vorsitzender des BUND. Nur durch große und zusammenhängende Schutzgebiete können die bedrohten Tier- und Pflanzenarten erhalten werden. Vor allem die Bundesländer sind gefordert, die Ziele der Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt umsetzen und mehr Lebensräume für Tiere und Pflanzen zu sichern. Ein wichtiger Schritt wäre zum Beispiel die Einrichtung eines Nationalparks im nördlichen Steigerwald in Franken.
Der BUND kritisierte den Deutschen Forstwirtschaftsrat scharf, der die Ausweisung neuer Schutzgebiete und mehr Naturschutz im Wald ablehnt. Anders als von der Holzwirtschaft behauptet sei mehr Holzeinschlag in den Wäldern kein Mittel zur Sicherung der biologischen Vielfalt. Seit dem Anstieg der Holzpreise beobachte der BUND insbesondere in alten Buchenwaldbeständen massive Holzeinschläge. Diese alten Waldbestände seien für den Erhalt der Artenvielfalt jedoch von zentraler Bedeutung.
László Maráz, BUND-Waldexperte: Die von der Forstwirtschaft so genannte multifunktionale Forstwirtschaft leistet nicht den geringsten Beitrag zum Artenschutz. Im Gegenteil: Massive und zum Teil raubbauartige Holzeinschläge in älteren Laub- und Buchenwaldbeständen machen die Forstwirtschaft nach der Landwirtschaft zum Hauptverursacher des Artenverlustes in Deutschland. Der Raubbau an den staatlichen Buchenwäldern müsse sofort gestoppt werden.
Der BUND forderte den Deutschen Forstwirtschaftsrat außerdem auf, endlich die nationale Biodiversitätsstrategie zu akzeptieren. Wie soll auf der UN-Naturschutzkonferenz von den anderen Ländern der Welt glaubwürdig der Erhalt ihrer Urwälder gefordert werden, wenn der deutsche Forstwirtschaftsrat nicht einmal bereit ist, auch nur zwei Prozent der deutschen Landesfläche für die Erhaltung der biologischen Vielfalt zur Verfügung zu stellen?, fragte BUND-Chef Hubert Weiger.
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