Bundesverband Deutscher Stiftungen legt deutschlandweit erste Studienergebnisse zu kommunalen Stiftungen vor / Studie nimmt Chancen und Herausforderungen kommunaler Stiftungsverwaltung in den Blick / Sonderkongress tagt am 26. und 27. September in Freiburg
(Berlin/Freiburg im Breisgau) - In Deutschland existieren derzeit 1.257 kommunale rechtsfähige Stiftungen, das sind etwa 6,5 Prozent aller rechtsfähigen Stiftungen bürgerlichen Rechts in Deutschland. Das zeigt die heute vorgelegte, deutschlandweit erste Studie mit praxisrelevanten Forschungsergebnissen zur kommunalen Stiftungslandschaft und zu kommunalen Stiftungsverwaltungen. Der Bundesverband Deutscher Stiftungen stellt die Studie "Kommunale Stiftungen in Deutschland. Bestandsaufnahme, Chancen und Herausforderungen" heute auf einem Sonderkongress in Freiburg vor.
"Kommunale Stiftungen sind Schatzkisten für das Gemeinwohl. Sie blicken häufig auf eine lange Tradition zurück und tragen nachhaltig zur Lebens- und Standortqualität in den Gemeinden bei", sagte Prof. Dr. Hans Fleisch, Generalsekretär des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen anlässlich der Veröffentlichung der Studie. "Mit der Studie möchten wir das kommunale Stiftungswesen in Deutschland bekannter machen und die Kommunen dazu animieren, ungenutzte Potenziale in diesem Bereich zu erschließen."
Ergebnisse der Studie
- Kommunale Stiftungen sind Stiftungen, deren Zweck zum Aufgabenbereich einer kommunalen Gebietskörperschaft gehören und die von dieser Gebietskörperschaft verwaltet werden.
- In Deutschland existieren derzeit 1.257 kommunale rechtsfähige Stiftungen bürgerlichen Rechts, das sind etwa 6,5 Prozent aller rechtsfähigen Stiftungen bürgerlichen Rechts in Deutschland. Dem Bundesverband Deutscher Stiftungen sind darüber hinaus 781 Treuhandstiftungen in kommunaler Verwaltung und 237 kommunale rechtsfähige Stiftungen öffentlichen Rechts bekannt.
- Bayern hat mit 4,1 kommunalen Stiftungen pro 100.000 Einwohner die höchste Dichte kommunaler Stiftungen im Bundesvergleich. Baden-Württemberg liegt mit 1,5 kommunalen Stiftungen auf Platz 6. In Brandenburg, Nordrhein-Westfalen und Mecklenburg-Vorpommern ist die Stiftungsdichte sehr gering.
- Das Stiftungskapital kommunaler Stiftungen stammt überwiegend von Privatpersonen. Fast 80 Prozent der Stiftungen hat ein Vermögen von unter einer Million Euro. 2,5 Prozent der kommunalen Stiftungsverwaltungen halten mit insgesamt über 100 Millionen Euro Stiftungskapital den Großteil des Gesamtvermögens kommunaler Stiftungen.
- 80 Prozent der kommunalen Stiftungen werden direkt von der Kommune verwaltet, d.h. von Fachämtern oder Dezernaten, von eigens eingerichteten Abteilungen für Stiftungsverwaltung oder etwas seltener unmittelbar vom (Ober-)Bürgermeister bzw. Gemeindedirektor.
- Die Hälfte der Befragten verwaltet nur eine Stiftung oder agiert als eigenständige kommunale Stiftung. Knapp acht Prozent sind mehr als für zehn Stiftungen verantwortlich.
- Damit die Eigenständigkeit der Stiftungen gewahrt werden kann, sollte den Stiftungsverwaltungen von Seiten der Kommune gewisse Handlungsspielräume gelassen werden. Für eine verantwortungsvolle Stiftungsverwaltung sollte die Kommune in informierte und qualifizierte Gremien sowie kompetentes Personal investieren.
- Die Vermögensverwaltung wird von den Befragten derzeit als die größte Herausforderung für viele kommunale Stiftungsverwaltungen gesehen. Als zweitgrößte Herausforderung wird die personelle Ausstattung (es fehlt an ausreichendem Personal oder an personeller Kontinuität) genannt.
Fazit der Studie
Auf der Grundlage der Studienergebnisse hat der Bundesverband Deutscher Stiftungen Schlussfolgerungen für die Kommunale Stiftungsverwaltung abgeleitet. Neben weiterer Forschung zu den Erfolgsfaktoren einer effizienten kommunalen Stiftungsverwaltung, sei es demzufolge sinnvoll, den Austausch der kommunalen Stiftungen und Stiftungsverwaltungen zu stärken, um durch gegenseitiges Lernen die kommunale Stiftungspraxis weiterzuentwickeln. Erster Schritt ist der Sonderkongress, bei dem Vertreter aus Stiftungen, Kommunen, Wissenschaft und Forschung unter dem Motto "Stiftungsverwaltung als Chance für die Kommune" Empfehlungen diskutieren, wie kommunale Stiftungen zusammenwirken können, um ungenutzte Potentiale besser zu erschließen.
Die Ergebnisse der Studie zur Bestandsaufnahme des kommunalen Stiftungswesens basieren auf einer Datenbankauswertung des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen, ergänzt durch sieben leitfadengestützten Experteninterviews. Dem zweiten Teil, über die Verwaltungspraxis in den Kommunen, liegt eine schriftliche Befragung unter 935 kommunalen Stiftungsverwaltungen und Stiftungen zugrunde. Die 221 Antwortenden verwalten insgesamt 905 Stiftungen. Davon sind 289 rechtsfähige Stiftungen bürgerlichen Rechts und 408 Treuhandstiftungen. Förderer der Studie ist die NEXIA DEUTSCHLAND GmbH, ein Zusammenschluss unabhängiger Wirtschaftsprüfungs- und Steuerberatungsgesellschaften.
Am 1. Oktober 2013 findet erstmals der Tag der Stiftungen statt. Bundesweit laden Stiftungen die Öffentlichkeit ein, mehr über ihre gemeinnützige Arbeit zu erfahren. Es beteiligen sich auch zwölf Kommunale Stiftungen/ Stiftungsverwaltungen, darunter die Stadt Freiburg und die Stadt Frankfurt am Main. Initiator des Tages der Stiftungen ist der Bundesverband Deutscher Stiftungen. Der Aktionstag ist der deutsche Beitrag zum europaweiten European Day of Foundations and Donors. Mehr Informationen & Programme der einzelnen Stiftungen unter www.tag-der-stiftungen.de.
Quelle und Kontaktadresse:
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