Pressemitteilung | Bundesverband Beteiligungskapital – German Private Equity and Venture Capital Association e.V. (BVK)

BVK präsentiert Jahresstatistik 2002 zum Beteiligungsmarkt / Rückgang der Neuinvestitionen um 40 Prozent gegenüber 2001

(Berlin) - Der deutsche Beteiligungsmarkt blickt auf ein weiteres Jahr der Konsolidierung und Portfoliobereinigung zurück. Das Volumen der Venture Capital- und Private Equity-Aktivitäten in Deutschland betrug 2,65 Mrd. Euro einschließlich Fonds-in-Fonds-Investitionen. Der Bundesverband Deutscher Kapitalbeteiligungsgesellschaften e.V. (BVK) präsentierte am 6.Februar die Statistik des Jahres 2002 auf seiner Pressekonferenz in Berlin. Dr. Werner Schauerte, Vorstandsvorsitzender des BVK, sieht in der Entwicklung seine zur Jahresmitte getroffenen Annahmen bestätigt: „Sowohl die gesamtwirtschaftliche Lage als auch die steuer- und finanzpolitischen Rahmenbedingungen machen eine Annäherung an die Ergebnisse der Vorjahre unmöglich.“ Die 196 ordentlichen Mitglieder des BVK verfügten per 31.12.2002 über ein Portfolio (insgesamt investiertes Kapital) von 16,8 Mrd. Euro, investiert in 6.119 Unternehmen.

Die Gesamtjahresstatistik 2002 sowie Erläuterungen und Grafiken sind im Internet abrufbar unter www.bvk-ev.de.

Bruttoinvestitionen sinken auf das Niveau von 1999 Im Gesamtjahr 2002 wurden Neuinvestitionen in Höhe von 2,65 Mrd. Euro getätigt, inklusive der Fonds-in-Fonds-Investitionen in Höhe von 0,2 Mrd. Euro. Dies bedeutet einen Rückgang des Investitionsvolumens um 40 Prozent gegenüber 2001 (4,4 Mrd. Euro) und die Rückkehr auf das Niveau des Jahres 1999. Zwar nahm im vierten Quartal 2002 das Volumen der Neuinvestitionen wieder zu (768,1 Mio. Euro), doch schlägt sich hier, wie schon in der ersten Jahreshälfte eine kleine Zahl größerer Buyout-Transaktionen nieder.

Mit 1,7 Mrd. Euro entfiel der größere Teil (69,1 Prozent) der direkten Investitionen in Höhe von 2,44 Mrd. Euro auf Erstengagements, weitere 0,8 Mrd. Euro (30,9 Prozent) auf Folgeengagements. Letztere verteilen sich jedoch auf eine höhere Anzahl von Investments und stehen somit für eine Vielzahl von Unternehmen mit Entwicklungspotenzial. Anhaltender Trend zu Management Buyouts

Mit 44,8 Prozent (1,1 Mrd. Euro) machten Buyouts den Hauptanteil der Investitionen im Gesamtjahr 2002 aus. Gegen Jahresende zeigt die Entwicklungskurve in diesem 2 Bereich nach oben: Im vierten Quartal 2002 entfielen fast zwei Drittel der Bruttoinvestitionen auf Buyouts (477,9 Mio. Euro).

Auf Expansionsfinanzierungen, deren Anteil entgegen den Erwartungen des BVK nicht wesentlich gesteigert werden konnte, entfielen 28,4 Prozent der Investitionen (694,3 Mio. Euro). „Trotz veränderter Rahmenbedingungen für ihre Finanzierung und auch vor dem Hintergrund von Basel II schafften die mittelständischen Unternehmen noch keinen Durchbruch in der Bereitschaft, Investoren aufzunehmen“, erklärt Schauerte. Das Early stage-Segment (siehe gesonderte Ausführungen auf Seite 3) bleibt von der Marktkonsolidierung am stärksten betroffen: Der Anteil der Seed- und Start up-Finanzierungen betrug 2002 nur 22,8 Prozent (556,1 Mio. Euro). Die Veränderungen der Investitionen nach Finanzierungsphasen spiegelt sich auch in der Branchenverteilung wider. Während die Anteile der Technologiebranchen auf insgesamt 32,7 Prozent weiter abnahmen, flossen die größten Volumina in traditionelle Branchen wie Maschinen-/Anlagenbau (17,7 Prozent) und Chemie/ Werkstoffe (15,4 Prozent).

Exit-Struktur zeigt umfassende Portfoliobereinigung

Die Abgänge im Gesamtjahr 2002 beliefen sich auf insgesamt 1,9 Mrd. Euro. Auf Totalverluste entfielen 926,5 Mio. Euro. „Bedauerlicherweise stellen diese einmal mehr den Haupt-Exitkanal dar“, so BVK-Geschäftsführer Dr. Holger Frommann. „Dabei dominieren größere Verluste aus einzelnen Transaktionen und große Positionen einzelner Fonds das Bild“. Die Entwicklung zeige aber auch, dass die Bereinigungen in den Portfolios in umfassender Weise durchgezogen wurden. Weder in Deutschland noch im Ausland konnte 2002 ein Exit über den Börsengang realisiert werden. Wichtigster positiver Exitkanal blieben Trade Sales (396,4 Mio. Euro) mit einem Anteil von 21,3 Prozent. Die Saldierung von neuen Investitionen und Abgängen aus dem Portfolio weist auf eine Stagnation hin, denn das Gesamtportfolio hat sich nur unwesentlich um 5 Prozent gegenüber dem Vorjahr gesteigert. Hier schlägt sich auch die Tatsache nie-der, dass der Verband und auch der Markt Gesellschaften und deren Portfolios verloren haben.

Unsichere steuerpolitische Basis behindert Entwicklung im Fundraising Die anhaltende Rechtsunsicherheit hinsichtlich der Besteuerung von Fondsinvestoren und –initiatoren führte 2002, wie auch schon im Vorjahr, zu einem enttäuschenden Ergebnis im Fundraising. Insgesamt wurden zwar 3,4 Mrd. Euro (2001: 10,3 Mrd. Euro) eingeworben, jedoch entfielen davon 2,0 Mrd. Euro auf paneuropäische Fonds (2001: 6,6 Mrd. Euro). Rund 945 Mio. Euro wurden durch Evergreen-Fonds berichtet und lediglich 458 Mio. Euro konnten von deutschen Gesellschaften im unabhängigen Fundraising mobilisiert werden (2001: 1,7 Mrd. Euro). „Den entscheidenden Ausschlag für diese Zurückhaltung gibt die steuerliche Behandlung von Venture Capital- und Private Equity-Fonds“, so Schauerte. „Andererseits ist dieses Ergebnis auch auf die eingeschränkte Liquidität einiger Marktteilnehmer zurückzuführen.“

Rückzug der Investoren aus dem Early stage-Bereich

Im Zuge der starken Konsolidierung am deutschen Beteiligungsmarkt sehen sich vor allem Unternehmensneugründungen großer Zurückhaltung der Investoren gegenüber. Mit einem Investitionsvolumen von 556,1 Mio. Euro im Jahr 2002 war das Early stage-Segment von der Konsolidierung am stärksten betroffen. Das Volumen bei Seed-Finanzierungen ist mit 77,0 Mio. Euro auf das Niveau von 1997 zurückgefallen. Für Start up-Finanzierungen, die 2002 nur 479,1 Mio. Euro betrugen, fehlte es häufig an geeigneten Projekten und überzeugenden Konzepten. Ursache für die Krise im Early stage-Bereich ist einerseits die schwache Entwicklung am Kapitalmarkt: Investoren bevorzugen Neuengagements in etablierte Unternehmen mit marktfähigen Produkten. „Die fehlende Ausstiegsperspektive durch die weltweite Schwäche an den Börsen führt außerdem dazu, dass Wagnisfinanzierer sich auf ihre bereits bestehenden Portfoliounternehmen konzentrieren“, erläutert Roger Bendisch, stellvertr. Vorstandsvorsitzender des BVK und Leiter der Fachgruppe Early stage, vor der Presse in Berlin. Andererseits hat sich auch die Anzahl der Neugründungen, insbesondere Ausgründungen aus Forschungsinstituten und Hochschulen, drastisch reduziert. Hinzu kommt, dass – vor dem Hintergrund zahlreicher Fehlinvestments der Beteiligungsgesellschaften in den Boomjahren 1998-2000 – heute eine geringere Anzahl der vorgelegten Businesspläne der Qualitätsprüfung durch die Investoren standhält.

Gravierende Auswirkungen für das Segment der Frühphasenfinanzierung haben darüber hinaus die Steuerpläne der Bundesregierung. Zu der Rechtsunsicherheit bezogen auf die Besteuerung von Venture Capital- und Private Equity-Fonds, die noch immer nicht gelöst wurde, sind neue Hemmnisse hinzugekommen. „Im Steuervergünstigungsabbaugesetz sind Elemente enthalten - Wegfall des Verlustvortrags, Begrenzung der Verlustverrechnung sowie die vorgesehene Neuregelung der Verlustverrechnung bei atypisch stillen Beteiligungen -, die das Geschäft von Venture Capital- und Private Equity-Gesellschaften auf das Heftigste beeinträchtigen“, sagt Frommann.

Verhaltener Ausblick auf 2003

Nach wie vor liefert die gegenwärtige Entwicklung keine Anzeichen für eine wesentliche Besserung in 2003. Ein Aufwärtstrend am Kapitalmarkt, der auch ein Signal für die Wiederbelebung im Beteiligungsmarkt wäre, ist noch nicht in Sicht; darüber hinaus werden die Venture Capital- und Private Equity-Aktivitäten nach wie vor durch ungünstige politische Rahmenbedingungen beeinträchtigt.

Über den BVK

Der 1988 in Berlin gegründete Bundesverband Deutscher Kapitalbeteiligungsgesellschaften – German Venture Capital Association e.V. (BVK) ist die umfassende Organisation der deutschen und der in Deutschland tätigen Repräsentanten ausländischer Kapitalbeteiligungsgesellschaften. Er hat die zentrale Aufgabe, die Interessen seiner Mitglieder zu vertreten und das öffentliche Bewusstsein zu Funktion und Bedeutung von Beteiligungsgesellschaften als verlässliche Partner für Unternehmen, Initiatoren wirtschaftlichen Wachstums und Stabilitätsfaktor für die Wirtschaft Deutschlands zu fördern.

Quelle und Kontaktadresse:
Bundesverband deutscher Kapitalbeteiligungsgesellschaften - German Venture Capital Association e.V. (BVK) Residenz am Deutschen Theater/Reinhardtstr. 27 c 10117 Berlin Telefon: 030/3069820 Telefax: 030/30698220

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