BVMed-Herbsttreffen in Berlin: Brücke schlagen zwischen Wettbewerb und Solidarität
(Berlin) - Von einer Neuausrichtung der Gesundheitspolitik nach der Regierungsbildung erwartet sich der Bundesverband Medizintechnologie, BVMed, mehr Wettbewerb, mehr Wahlfreiheiten für die Versicherten und weniger Regulierung für die Unternehmen, Ärzte und Kliniken. Wir müssen eine Brücke schlagen zwischen Wettbewerb auf der einen und Solidarität auf der anderen Seite, sagte der BVMed-Vorstandsvorsitzende Anton J. Schmidt auf dem Herbststreffen des Verbandes am 21. September 2005 in Berlin.
Positiv sei, dass die Bedeutung von Medizintechnologien für ein effizientes und zukunftssiche-res Gesundheitssystem stärker anerkannt werde. So hätten die meisten Parteien den Bereich Medizintechnik auch explizit und sehr wohlwollend in den Wahlprogrammen erwähnt. Nun müssen den Worten aber auch die Taten folgen. Jetzt müssen die politischen Rahmenbedingungen geschaffen werden, damit die Medizintechnologie in Deutschland auch weiterhin einen führenden Platz belegen kann, so Schmidt.
Der BVMed formulierte Handlungsempfehlungen in neun Themenfeldern, die Prüfsteine für die anstehenden Koalitionsverhandlungen sowie das gesundheitspolitische Handeln der nächsten Monate seien:
1. Innovative Medizintechnologien müssen stärker beachtet werden. Sie können dazu beitragen, dass unser Gesundheitswesen insgesamt effektiver wird.
2. Die Gesundheitspolitik muss Anreize für Innovationen geben.
3. Das Bemühen um Rationalisierung im Gesundheitswesen darf nicht zu Rationierung führen, bei der kranken Menschen lebensnotwenige Therapien vorenthalten werden.
4. Das neue Krankenhausentgeltsystem muss offen für neue Behandlungsmethoden sein. Gefragt sind flexible und unbürokratische Lösungen zwischen den Vertragspartnern auf lokaler Ebene.
5. Die Verfahren des Gemeinsamen Bundesausschusses zur Technologiebewertung müssen transparent und zügig abgeschlossen werden. Die Industrie ist stärker in die Prozesse einzubeziehen, beispielsweise durch eine Antrags-, Mitsprache- und Einspruchsmöglichkeit.
6. Im ambulanten Bereich brauchen wir eine Reform des Abrechnungssystems, das die Sachkosten einer Behandlung entsprechend den tatsächlich entstehenden Kosten abbildet. Für innovative Verfahren sollten den Patienten im Rahmen ihrer Eigenverantwortung Wahloptionen ermöglicht werden.
7. Wir brauchen mehr Versorgungsforschung, um die Gesamtkosten einer Therapie sowie die Vorteile für Patienten und Volkswirtschaft nachvollziehbar darstellen zu können.
8. Die Aufnahme von Produkten in das Hilfsmittelverzeichnis muss entbürokratisiert und die Bearbeitungsverfahren beschleunigt werden. Bei der Erstellung von Qualitätsstandards muss der Sachverstand der Industrie- und Handelsunternehmen einbezogen werden.
9. Für den Homecare-Bereich müssen adäquate Rahmenbedingungen geschaffen werden. Die kompetente, fachgerechte Anwendungsberatung bei der Krankenbehandlung muss stärker anerkannt werden.
Quelle und Kontaktadresse:
Bundesverband Medizintechnologie e.V. (BVMed)
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