BVMed und eurocom für eine neue Initiative zur Verbesserung der Hilfsmittelversorgung
(Berlin) - Die beiden MedTech-Verbände BVMed und eurocom haben sich bei einem gemeinsamen Politischen Willkommensabend am 15. Mai 2025 in Berlin für eine Initiative zur Weiterentwicklung und Verbesserung der Hilfsmittelversorgung in der neuen Legislaturperiode ausgesprochen. Eurocom-Vorsitzender Jürgen Gold und die stellvertretende BVMed-Vorsitzende Dorothee Stamm nannten als Schwerpunkte, Innovation zu fördern, Qualität zu sichern und die Versorgungsstrukturen zu stärken. Als Diskussionsgrundlage hatten die beiden Verbände vor wenigen Wochen ein gemeinsames Positionspapier mit dem Titel „Bessere Hilfsmittelversorgung JETZT“ vorgelegt.
Jürgen Gold betonte, dass die Hilfsmittelversorgung neben Großprojekten wie Krankenhausreform oder Digitalisierung wichtig sei und politische Aufmerksamkeit benötige. Im Koalitionsvertrag sehen BVMed und eurocom mit der Anerkennung der Medizintechnik als Leitwirtschaft gute Ansätze. Hilfsmittel seien zudem im Zusammenhang mit der Vereinfachung von Verschreibung und Abrechnung genannt. „Das muss mit Leben gefüllt werden“, plädierte Gold. Beispielsweise durch Regelungen für eine einfachere und schnellere Aufnahme innovativer Produkte ins Hilfsmittelverzeichnis sowie eine regelmäßige Anpassung der Festbeträge in einem einfachen Verfahren. Der eurocom-Vorsitzende erläuterte, dass die Hilfsmittelversorgung mit einem stabilen Anteil von 4 Prozent an den Gesamtausgaben kein Kostentreiber des GKV-Systems sei.
BVMed-Vize Dorothee Stamm unterstütze die Forderung nach einem schnelleren Zugang zu Innovationen in der Hilfsmittelversorgung. „Innovationen können Therapien in die ambulante Versorgung überführen, Therapieerfolge beschleunigen und Personal und Angehörige entlasten. Doch dafür müssen sie verfügbar sein.“ Sie betonte zudem die Bedeutung von zeitgemäßen Ansätzen für effektive Versorgungsprozesse. Dazu könnten moderne Hilfsmittel und digitale Lösungen, aber auch die qualifizierten Hilfsmittel- und Homecare-Versorger einen wichtigen Beitrag leisten. Im Fokus müsse dabei die Qualität der Versorgung stehen. „Auch wenn in finanziell angespannten Zeiten der Reflex im ersten Moment ein anderer ist: Qualität bedeutet Effektivität, Resilienz – und gerade das braucht unser Gesundheitssystem heute“, so Stamm.
Nach Ansicht von BVMed und eurocom biete die neue Legislaturperiode die Chance, Versorgungsfragen neu zu denken: gemeinsam, pragmatisch und lösungsorientiert. „Wir stehen bereit, unsere Expertise verlässlich in diesen Prozess einzubringen“, so Stamm und Gold vor zahlreichen Bundestagsabgeordneten, Mitarbeitenden und Verbandsvertretern.
Bedeutung der Hilfsmittelversorgung
Medizinische Hilfsmittel sind nach Ansicht von BVMed und eurocom der Schlüssel zu einem selbstbestimmten Leben: Sie sichern Mobilität, entlasten Pflegekräfte und sind eine Voraussetzung für mehr Teilhabe der Betroffenen.
Eine große Hoffnung im Gesundheitswesen liegt derzeit in der Ambulantisierung von Gesundheitsleistungen. „Ein schneller ambulanter Eingriff oder eine rein ambulante Versorgung statt eines mehrtägigen Krankenhausaufenthalts erfordert weniger Personal, Material, finanzielle Mittel und kann die Belastung von Patienten und Angehörigen vermindern. Dieser Trend ist aber nur unter bestimmten Voraussetzungen möglich. Dazu gehört vor allem eine gute Hilfsmittelversorgung“, heißt es in dem gemeinsamen Positionspapier.
Hilfsmittelversorgungen leisten mit den dazugehörigen Dienstleistungen wie Einweisung, Beratung, Reparaturservice, Ersatzbeschaffung und Wartung zudem einen spürbaren Beitrag zur Entlastung sowohl von stationären als auch ambulant-ärztlichen Strukturen.
Lösungen für die Hilfsmittelversorgung der Zukunft
Eine alternde Gesellschaft wird mehr Hilfsmittel benötigen, und die Verschiebung von „stationär zu ambulant“ wird noch mehr Anforderungen an die häusliche Versorgung stellen. Wer beidem richtig begegnen will, muss die Hilfsmittelversorgung der Zukunft stärken.
Die MedTech-Verbände BVMed und eurocom fordern dafür zusammenfassend:
Innovationen fördern
• Einfachere und verbindlichere Regelungen für die schnelle Aufnahme innovativer Hilfsmittel in das Hilfsmittelverzeichnis – vor allem wenn sie bereits als CE-gekennzeichnete Medizinprodukte zugelassen sind.
• Gesetzliche Klarstellung des Hilfsmittelbegriffs – und damit Sicherstellung des individuellen Zugangs zu jenen Medizinprodukten, die perspektivisch nicht mehr ärztlich, sondern ambulant-pflegerisch angewendet werden.
• Stärkung digitaler Diagnose- und Betreuungsmaßnahmen sowie telemedizinischer Versorgungsoptionen in der Häuslichkeit.
Qualität sichern
• Keine Ausschreibungsverfahren für Hilfsmittel. Als rein preisgesteuerte Instrumente führen Ausschreibungen regelmäßig zu einer „Qualitäts-Abwärtsspirale“, unzumutbaren Versorgungsdefiziten/-verzögerungen und gefährden so die Sicherstellung der ambulanten Versorgung.
• Regelmäßige Anpassung der Vergütungen u.a. der Festbeträge oder der Versorgungspauschalen als akzeptable Instrumente der Preiskontrolle für die Krankenkassen.
• Abgesenkter Mehrwertsteuersatz von sieben Prozent für alle Hilfsmittel und Medizinprodukte.
Versorgung stärken
• Die Versorgung muss der Qualifikation und nicht dem Beschäftigungsort der Leistungserbringung folgen.
• Es braucht die Einführung eines Anspruchs auf Therapieberatung und -management, insbesondere bei koordinierungsbedürftigen Versorgungen.
• Entbürokratisierung durch die Einführung eines Rahmenvertrages, der bundesweit einheitliche und verbindliche Administrations- und Abrechnungsprozesse sowie relevante Formulare definiert – und damit die bestehenden heterogenen Regelungen harmonisiert.
• Angepasste Prozesse für die Ambulantisierung von bisher stationär durchgeführten Operationen.
• Verbesserung der Möglichkeiten zur Kooperation zwischen Gesundheitsakteuren und versorgungsrelevanten Netzwerken, etwa durch die Ermöglichung von Selektivverträgen.
Quelle und Kontaktadresse:
Bundesverband Medizintechnologie e.V. (BVMed), Manfred Beeres, Leiter(in) Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Georgenstr. 25, 10117 Berlin, Telefon: 030 246255-0