Pressemitteilung | Bundesverband Medizintechnologie e.V. (BVMed)

BVMed und VDGH wenden sich an von der Leyen: „KMU stĂ€rken, Versorgung sichern“

(Berlin) - Mit einem gemeinsamen Positionspapier richten sich die Medizintechnik-VerbĂ€nde BVMed und VDGH an die EU-Kommission. Darin fordern sie gezielte Maßnahmen zur Entlastung kleiner und mittlerer Unternehmen (KMU), etwa bei ZertifizierungsgebĂŒhren unter der europĂ€ischen Verordnung fĂŒr Medizinprodukte (MDR) und In-vitro-Diagnostika (IVDR). „Wir mĂŒssen KMU-Belange in europĂ€ischen Gesetzgebungsverfahren systematisch berĂŒcksichtigen“, fordern die beiden VerbandsgeschĂ€ftsfĂŒhrer Dr. Marc-Pierre Möll (BVMed) und Dr. Martin Walger (VDGH) in einem Schreiben an EU-KommissionsprĂ€sidentin Ursula von der Leyen. Beide VerbĂ€nde begrĂŒĂŸen, dass die EU-Kommission mit den Omnibus-Paketen erste Verbesserungen fĂŒr KMU etwa im Bereich der Nachhaltigkeitsberichterstattung vorsieht. Das neue KMU-Positionspapier soll diesen Kurs unterstĂŒtzen und liefert konkrete VorschlĂ€ge zur Verbesserung der Rahmenbedingungen.

Medizinprodukte und Diagnostika sind zentrale Bausteine einer modernen und verlĂ€sslichen Gesundheitsversorgung. Die Medizintechnik-Branche ist zugleich ein bedeutender Teil der industriellen Gesundheitswirtschaft in Europa. Besonders der Mittelstand spielt hier eine tragende Rolle: Rund 93 Prozent der MedTech-Unternehmen sind KMU. Sie sind hĂ€ufig wenig sichtbar, aber in ihrem Spezialgebiet vielfach WeltmarktfĂŒhrer und Innovationstreiber. „Unser Mittelstand leistet einen unverzichtbaren Beitrag im Bereich der Gesundheitsversorgung und ist zugleich ein wichtiger Jobmotor“, so BVMed und VDGH. „Wir unterstĂŒtzen daher die AnkĂŒndigung der EU-Kommission, gezielte Maßnahmen zu ergreifen, um die WettbewerbsfĂ€higkeit der europĂ€ischen Industrie zu stĂ€rken und dabei einen speziellen Fokus auf KMU zu legen.“

DafĂŒr schlagen die beiden MedTech-VerbĂ€nde konkrete Maßnahmen in fĂŒnf Handlungsfeldern vor:

1. Aktualisierung der KMU-Definition und Schaffung der „mid-cap“-Kategorie

Die jetzigen KMU-Kriterien wurden 2003 festgeschrieben und seitdem nicht mehr angepasst. Unter BerĂŒcksichtigung der Inflation fĂŒr den Zeitraum 2003 bis 2024 schlagen BVMed und VDGH eine Anhebung der Schwellenwerte fĂŒr Jahresumsatz und Jahresbilanz um 57 Prozent vor. Außerdem sollten zwei weitere Unternehmenskategorien („small mid-cap“ und „mid-cap“) mit entsprechenden Schwellenwerten eingefĂŒhrt werden, die grĂ¶ĂŸer als KMU, aber kleiner als Großunternehmen sind. Diese Unternehmen mit bis zu 3.000 Mitarbeitenden sollten ebenso wie KMU von Vereinfachungen in den Rechtsvorschriften profitieren. KĂŒnftig sollten die Schwellenwerte alle fĂŒnf Jahre aktualisiert werden.

2. ReprÀsentanz von KMU in Europa stÀrken

BVMed und VDGH fordern eine hochrangige beauftragte Person fĂŒr KMU zur Vertretung der Interessen des Mittelstands, die direkt bei der EU-KommissionsprĂ€sidentin angesiedelt sein sollte. Die Person sollte mit der nötigen Handlungskompetenz zum BĂŒrokratieabbau ausgestattet sein. Zudem sollte die KMU-Stimme in der „Koordinierungsgruppe Medizinprodukte“ (Medical Devices Coordination Group, MDCG7) durch eine stĂ€ndige Vertretung deutlich gezielter einbezogen werden.

3. KMU-Belange in Gesetzgebungsverfahren stĂ€rker berĂŒcksichtigen

Die beiden MedTech-VerbĂ€nde BVMed und VDGH setzen sich fĂŒr eine KMU-FolgenabschĂ€tzung sowie angemessene Regelungen in EU-Gesetzgebungen ein. Denn in der Praxis ergeben sich im VerhĂ€ltnis oft höhere Gesamtbelastungen fĂŒr KMU in der Umsetzung von regulatorischen Anforderungen. Wichtig sei zudem die Reduktion von Berichtspflichten fĂŒr KMU, wenn die Anforderungen nicht mit zumutbarem Aufwand zu erfĂŒllen sind bzw. KMU gegenĂŒber grĂ¶ĂŸeren Unternehmen benachteiligt werden.

4. Fördermaßnahmen fĂŒr KMU bei Zertifizierungskosten

In den USA gibt es eine zentral gesteuerte Reduzierung der GebĂŒhren fĂŒr KMU durch die Bundesbehörde FDA. Eine Reduktion von ZertifizierungsgebĂŒhren fĂŒr KMU ist auch in der EU sinnvoll, muss aber aufgrund der dezentralen Strukturen anders geregelt werden. BVMed und VDGH setzen sich dafĂŒr ein, dass sich Unternehmen bei einer zentralen EU-Instanz als KMU registrieren lassen können. Durch eine entsprechende Einstufung als KMU, wĂ€ren damit die Voraussetzungen erfĂŒllt, dass MDR/IVDR-Zertifizierungskosten durch unbĂŒrokratische EU-Fördermaßnahmen in Form von ZuschĂŒssen anteilig erstattet werden. Dieser Prozess sollte möglichst schlank gestaltet werden und sich auf den Nachweis von Mitarbeitendenzahl und Jahresumsatz beschrĂ€nken.

5. Faire Chancen fĂŒr KMU bei öffentlichen Ausschreibungen

Verbesserungsbedarf sehen BVMed und VDGH auch beim öffentlichen Vergabewesen. Ausschreibungen sollten so gestaltet sein, dass sie Innovationen fördern, QualitĂ€tsaspekte gegenĂŒber Kosten priorisieren und unnötige BĂŒrokratie vermeiden. Zur Förderung der Harmonisierung und Reduktion der administrativen AufwĂ€nde, sollte eine EU-weite digitale Vergabeplattform geschaffen werden

„Der Medizintechnik-Mittelstand ist Innovationstreiber und HerzstĂŒck der Branche. Wir mĂŒssen ihn unterstĂŒtzen und insbesondere bei Gesetzgebungsverfahren auf europĂ€ischer Ebene mehr in den Fokus nehmen, um den Wirtschaftsstandort Europa zu stĂ€rken“, so die beiden GeschĂ€ftsfĂŒhrer Dr. Marc-Pierre Möll und Dr. Martin Walger.

Mit dem Positionspapier senden VDGH und BVMed ein klares Signal an die EuropĂ€ische Kommission: Die WettbewerbsfĂ€higkeit der MedTech-Branche hĂ€ngt wesentlich davon ab, wie mittelstĂ€ndische Strukturen in der Gesetzgebung berĂŒcksichtigt werden. Die EU ist gefordert, ihre AnkĂŒndigungen zur KMU-StĂ€rkung nun mit konkreten Maßnahmen zu unterlegen.

Das ausfĂŒhrliche KMU-Positionspapier kann unter www.bvmed.de/kmu-position sowie www.vdgh.de/kmu-position heruntergeladen werden.

Quelle und Kontaktadresse:
Bundesverband Medizintechnologie e.V. (BVMed), Manfred Beeres, Leiter(in) Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Georgenstr. 25, 10117 Berlin, Telefon: 030 246255-0

NEWS TEILEN: