Pressemitteilung | (bvse) Bundesverband Sekundärrohstoffe und Entsorgung e.V.

bvse-Vizepräsident Werner Steingaß: Altpapierbranche ist gut durch das Jahr 2021 gekommen

(Bonn) - "Unsere unternehmerische Aufgabe in Krisenzeiten ist es, einen Beitrag dazu zu leisten, die Rohstoffversorgung unserer Industrie sicherzustellen", erklärte Werner Steingaß, bvse-Vizepräsident und Vorsitzender des Fachverbandes Papierrecycling in seiner Eröffnungsrede des 24. Internationalen Altpapiertages in Berlin.

Steingaß: "Bis vor vier Wochen hat die Covid-19-Pandemie und deren Auswirkungen die Welt schwer beschäftigt und in Atem gehalten. Was allerdings seither darüber hinaus durch den fürchterlichen Angriffskrieg gegen die Ukraine passiert ist, ist unfassbar und mit Worten nicht zu beschreiben. Schrecklichste Bilder erreichen uns heute im Jahr 2022 mitten aus Europa, unmittelbar von den Grenzen des NATO Gebietes und niemand kann derzeit ausschließen, dass dieser Krieg weiter eskaliert. Ich wünsche mir, dass es den Verantwortlichen der Bundesregierung und der Nato auch weiterhin, durch bedachtes, kluges und konsequentes Handeln gelingt, eine Eskalation zu verhindern. Ich wünsche mir auch, dass drastische wirtschaftliche Sanktionen kurz-, mittel- und langfristig dazu führen, Aggressoren und Verbrecher zu isolieren, um auch hierdurch die Verteidigung von Demokratie und Freiheit zu gewährleisten."

Deutscher Altpapierbranche behauptet sich in schwierigem Marktumfeld

In seiner Rede betonte Steingaß, dass die letzten 24 Monate Corona-Pandemie deutlich gemacht haben, dass sich die Altpapierbranche auf außergewöhnlich schwierige Situationen einzustellen vermag. Trotz massiver Beeinträchtigungen durch reduzierte Sammelmengen in Europa und Herunterfahren verschiedener Wirtschaftsbereiche "konnten wir uns als systemrelevant anerkannt und professionell agierende Unternehmen erfolgreich in den nationalen und internationalen Märkten behaupten". "Unser Know-how machte es möglich, Altpapier dem massiv gestiegenen Bedarf entsprechend zu erfassen, aufzubereiten und den Papierherstellern zu liefern. Wir als Altpapierrecyclingwirtschaft leben Kreislaufwirtschaft jeden Tag", erklärte der bvse-Vizepräsident.

Zurückblickend seien die Entsorgungs- und Recyclingunternehmen gut durch das Jahr 2021 gekommen, führte Steingaß aus. Allerdings befürchtet er, dass die "umfassenden, nicht kalkulierbaren negativen Auswirkungen" des Krieges zu schweren wirtschaftlichen Folgen der europäischen Wirtschaft und damit auch deutlich negativen Einfluss auf die Perspektiven der deutschen Entsorgungs- und Recyclingwirtschaft führen werden.

Im Jahr 2021 verbrauchte die deutschen Papierfabriken laut CEPI (Europäischer Verband der Papierindustrie) 18,3 Millionen Tonnen Altpapier, was einer Steigerung gegenüber 2020 von über 8 Prozent entspricht. Bei einer produzierten Menge von Neupapier von 23,1 Mio. t entspricht dies Altpapiereinsatzquote von stolzen 79 Prozent. Interessant in diesem Zusammenhang: Die Altpapierimporte nach Deutschland sind auf 5,3 Mio. t gestiegen und die Exporte auf 1,7 Mio. t gesunken, so dass hieraus ein Nettoimport von 3,6 Mio. t resultiert. Steingaß erinnerte daran, dass vor zwei bis drei Jahren die Nettoimportmenge noch unter 2 Millionen Tonnen lag.

Politische Rahmenbedingungen stärken die Kreislaufwirtschaft

Als positiv hob Werner Steingaß hervor, dass die öffentliche Diskussion zu den Themen Kreislaufwirtschaft und Klimaschutz, die Prioritäten in der Gesellschaft, aber auch in der Wirtschaft verändert haben. Es sei bislang eine deutlich zunehmende Investitionsbereitschaft spürbar, die auch dringend - sowohl für die Schaffung neuer Recycling- und Entsorgungsanlagen als auch für die Modernisierung beziehungsweise den Ausbau bestehender Anlagen - erforderlich ist. "Die positiv geänderten, politischen Vorzeichen zeigen sich auch im Koalitionsvertrag der neuen Ampel-Regierung und das macht uns Mut", hob der Vorsitzende des bvse-Fachverbandes Papierrecycling hervor.

Exportbeschränkungen sind für Altpapier ein Irrweg

Allerdings gibt es auch Grund für Sorgenfalten. So sieht der bvse die erfolgreiche Arbeit der Altpapierbranche durch die drohende Einschränkung des freien Welthandels mit aufbereitetem Altpapier gefährdet. Exporte von qualitativ behandelten, normierten Rohstoffen aus dem Recycling seien ein unerlässliches Regulativ für die innereuropäischen Märkte. Eine Beschränkung der Exporte durch die EU-Kommission zu einem Zeitpunkt, zu dem es in Europa keine ausreichende Nachfrage für die Verwendung von Rohstoffen aus dem Recycling gibt - so auch für Altpapier - führt zur Senkung des Wertes von Recycling-Rohstoffen. Dies habe drastische Auswirkungen auf die getrennte Sammlung und damit auf die Recyclingquoten. An die EU-Kommission gerichtet fordert der bvse nach den Worten von bvse-Vizepräsident Steingaß daher dringend, den freien Welthandel mit qualitativ aufbereitetem Altpapier nicht zu gefährden.

Werner Steingaß: "Fakt ist: Es braucht weltweit Altpapier wie noch nie, Altpapier ist die wichtigste und vor allem auch die nachhaltige Quelle für die Papierindustrie weltweit. Jährlich werden über 250 Millionen Tonnen für die Papier- und Pappe Produktion rund um den Globus eingesetzt. Die Tendenz ist steigend und mit geschätzt einer Milliarde Tonnen CO2-Einsparpotenzial spielt das Altpapierrecycling auch eine erhebliche Rolle bei den internationalen Bemühungen zur Bekämpfung der Klimakrise und dem politischen Willen nach grünen Lösungen."

Quelle und Kontaktadresse:
(bvse) Bundesverband Sekundärrohstoffe und Entsorgung e.V. Pressestelle Fränkische Str. 2, 53229 Bonn Telefon: (0228) 988490, Fax: (0228) 9884999

(mw)

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