Pressemitteilung | Kommunikationsgewerkschaft DPV (DPVKOM)

Call-Center-Mindestlohn statt Hartz-IV-Leistungen in Millionenhöhe!

(Bonn) - "Es ist doch ein Irrsinn, dass allein im Jahr 2011 rund 33 Millionen Euro an Hartz-IV-Leistungen ausgegeben wurden, um die Löhne von Call-Center-Beschäftigten aufzustocken. Wenn selbst Vollzeitbeschäftigte auf diese staatlichen Transferleistungen angewiesen sind, dann unterstreicht das einmal mehr die Notwendigkeit eines Call-Center-Mindestlohns von 9,50 Euro. Die Bundesregierung muss ihren vollmundigen Ankündigungen in Bezug auf die Einführung von branchenspezifischen Mindestlöhnen nun endlich Taten folgen lassen." Mit diesen Worten reagierte der Bundesvorsitzende der Kommunikationsgewerkschaft DPV (DPVKOM), Volker Geyer, auf einen Bericht von SPIEGEL ONLINE, wonach der Staat die Call-Center-Branche jährlich mit mehr als 36 Millionen Euro subventioniert. Dem Bericht zufolge wurden neben den Hartz-IV-Leistungen im Jahr 2011 rund 3,4 Millionen Euro an Fördermitteln zur Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur an die Unternehmen der Branche gezahlt. SPIEGEL ONLINE zufolge geht dies aus einer Antwort der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage der Bundestagsfraktion DIE LINKE hervor.

Es ist ein Armutszeugnis für dieses Land, wenn selbst Vollzeitarbeitnehmer nicht von ihrer Hände Arbeit leben können. Um das zu ändern, hat die DPVKOM bereits im Jahr 2009 zusammen mit ihrem Dachverband dbb beamtenbund und tarifunion als bislang erste und einzige Gewerkschaft einen Antrag auf Festsetzung eines Mindestarbeitsentgeltes in der Call-Center-Branche von 9,50 Euro nach dem Mindestarbeitsbedingungengesetz gestellt. Dieser wurde im Jahr 2011 mit der Begründung abgelehnt, dass in dieser Branche keine sozialen Verwerfungen existieren. Das ist jedoch nachweislich falsch. So hat das Statistische Bundesamt vor Kurzem bekannt gegeben, dass rund 70 Prozent der Call-Center-Beschäftigten sogenannte Niedriglöhner sind. Nach wie vor werden Beschäftigte mit Stundenlöhnen von 5,75 Euro oder 6,45 Euro abgespeist. Dieses Lohn- und Sozialdumping muss gestoppt werden. Der DPVKOM-Bundesvorsitzende forderte die Bundesregierung auf, nun schnellstmöglich die Weichen für die Einführung von branchenspezifischen Mindestlöhnen zu stellen. "Das derzeitige Wahlkampfgeschwätz bringt uns nicht weiter und hilft den Beschäftigten überhaupt nicht. Wir brauchen Lösungen, die wirken und keine Absichtserklärungen", so Volker Geyer.

Daneben kritisiert die DPVKOM auch das Verhalten der Unternehmen dieser Branche. Diese haben es - trotz einer entsprechenden Ankündigung im Jahr 2011 - bis heute nicht geschafft, einen Arbeitgeberverband zu gründen. Offensichtlich hoffen die Unternehmen darauf, dass die Politik irgendwann branchenspezifische Lohnuntergrenzen festlegt. Bis dahin lassen sie sich und ihre gezahlten Dumpinglöhne weiterhin vom Staat und damit vom Steuerzahler subventionieren. Dabei ist auch die Gründung eines Arbeitgeberverbandes für die Call-Center-Branche längst überfällig. Geyer weiter: "Da die Bundesregierung untätig ist und bereits vorhandene gesetzliche Möglichkeiten zur Einführung von Mindestlöhnen, wie zum Beispiel das Mindestarbeitsbedingungengesetz, nicht greifen, ist es unser Ziel, mit einem Arbeitgeberverband tarifvertragliche Lohnuntergrenzen für die rund 92.000 in externen Call-Centern Beschäftigten zu vereinbaren. Diese müssen dann für die Call-Center-Branche für allgemeinverbindlich erklärt werden. Ohne einen Arbeitgeberverband geht das jedoch nicht."

Quelle und Kontaktadresse:
Kommunikationsgewerkschaft DPV im DBB (DPVKOM) Pressestelle Schaumburg-Lippe-Str. 5, 53113 Bonn Telefon: (0228) 911400, Telefax: (0228) 9114098

(cl)

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