Pressemitteilung | ifo Institut - Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung an der Universität München e.V.

CESifo-Konferenz: „Globalisierung, Ungleichheit und soziale Wohlfahrt”

(München) - Am 8. und 9. November veranstalteten Prof. Gerhard Illing (ifo Institut für Wirtschaftsforschung und Ludwigs-Maximilians-Universität München) und Prof. Efraim Sadka (Universität von Tel Aviv) eine CESifo-Konferenz zum Thema “Globalisierung, Ungleichheit und soziale Wohlfahrt”. An der Konferenz, die anlässlich der Gründung einer neuen wissenschaftlichen Zeitschrift – der CESifo Economic Studies – stattfand, nahmen zahlreiche internationale Experten Teil. Die zentrale Frage der Konferenz war, ob die Globalisierung die Einkommensungleichheit vergrößert.

Auf der Konferenz wurden zwei gegenläufige Trends hinsichtlich der Entwicklung von Einkommensungleichheit in den vergangenen Jahrzehnten herausgestellt. Einerseits hat sich die weltweite Ungleichheit zwischen den Ländern aufgrund gestiegener Handelsaktivität, zunehmender Mobilität des Kapitals sowie der Verbreitung des technischen Fortschritts abgenommen. Immer mehr Länder konnten sich erfolgreich in das globale Handelsgeflecht integrieren mit den entsprechenden positiven Folgen für das nationale Einkommensniveau. Die beiden besten Beispiele hierfür sind China und Indien, die 45 Prozent der Weltbevölkerung auf sich vereinen. Die asiatischen Tigerstaaten sind weitere Beispiele für Länder, die sich erfolgreich in das Handelssystem integrieren konnten. Zahlreiche Regionen der Welt, insbesondere Lateinamerika und Afrika, haben indes an diesem Aufholprozess nicht teilgenommen. Der Rückgang der Einkommen in Osteuropa während der neunziger Jahre hat ebenfalls zur Vergrößerung der weltweiten Einkommensungleichheit beigetragen. Dies ist jedoch lediglich als ein vorübergehendes Phänomen zu werten, das durch die Anpassungsschwierigkeiten des Transformationsprozesses hervorgerufen wurde. Die osteuropäischen Länder werden in den kommenden Jahrzehnten sicherlich zu den Gewinnern der Globalisierung und der EU-Osterweiterung gehören und somit die weltweite Ungleichheit weiter verringern.

Andererseits nahm die Ungleichheit innerhalb der Industrieländer erheblich zu. Während die Löhne der einfachen Arbeiter unter Druck gerieten, konzentrierte sich ein Großteil der Vermögen und Einkommen auf die obersten Einkommensschichten. In den meisten OECD-Ländern ist die Einkommensungleichheit seit den siebziger Jahren erheblich gestiegen. Dies widerlegt die verbreitete Ansicht, dass die Differenzierung der Einkommen in Industrieländern nur langsam wächst.

Als Ergebnis der Konferenz zeigte sich auch, dass das Wohlfahrtsniveau eines Landes nicht allein anhand seines Durchschnittseinkommens beurteilt werden kann. Vielmehr hat die Ungleichheit einen negativen Einfluss. Länder wie Brasilien, die ein beträchtliches Pro-Kopf-Einkommen vorzuweisen haben, schneiden beim Ländervergleich bei der sozialen Wohlfahrt schlecht ab, wenn man die erhebliche Ungleichverteilung der Einkommen in die Analyse mit einbezieht.

Quelle und Kontaktadresse:
ifo Institut für Wirtschaftsforschung e.V. Poschingerstr. 5 81679 München Telefon: 089/92240 Telefax: 089/985369

NEWS TEILEN: