Pressemitteilung | Berufsverband der Ärzte und Psychologischen Psychotherapeuten in der Schmerz- und Palliativmedizin in Deutschland e.V. (BVSD)

Chronische Schmerzen in Deutschland: Volkskrankheit mit Systemversagen

(Berlin) - In Deutschland haben 2,8 Millionen Patienten schwere chronische Schmerzen, wie aus Analysen des Bundesversicherungsamtes (BVA) für das Jahr 2013 hervorgeht. Nur etwa jeder achte Patient kann von einem der 1.102 ambulant tätigen Schmerzärzte, die auf die Behandlung von Patienten mit chronischen Schmerzen spezialisiert sind, versorgt werden.

Experten weisen seit Jahren auf dieses massive Versorgungsdefizit hin. "Wir haben kein Erkenntnis-, sondern ein Entscheidungsproblem. Weder die Gemeinsame Selbstverwaltung in der GKV, das Bundesgesundheitsministerium noch die politischen Verantwortlichen sind offenbar bereit und fähig, rechtsverbindliche Veränderungen auf den Versorgungsebenen herbeizuführen.
Chronischer Schmerz ist in Deutschland eine Volkskrankheit mit Systemversagen", erklärte Prof. Dr. Dr. Joachim Nadstawek, Vorsitzender des Berufsverbands der Ärzte und Psychologischen Psychotherapeuten in der
Schmerz- und Palliativmedizin in Deutschland e.V. (BVSD) heute im Rahmen des 6. BVSD-Kongresses in Berlin.

Das deutsche Gesundheitssystem sei nicht auf den realen schmerzmedizinischen Versorgungsbedarf ausgerichtet, warnte Nadstawek. Zudem würden in sechs Jahren etwa zwei Drittel der aktuell ambulant tätigen Schmerzmediziner in den Ruhestand gehen. "Die Anreize für niedergelassene Ärzte, sich für den Weg der Schmerzmedizin zu entscheiden, müssen deutlich verbessert werden."

Im palliativmedizinischen Versorgungsbereich sieht der BVSD hingegen positive Veränderungsentwicklungen. Nadstawek: "Wir begrüßen den aktuellen Gesetzentwurf zur Verbesserung der Palliativversorgung, der aber eine flächendeckende Versorgung auch tatsächlich sicherstellen und die derzeit großen regionalen Unterschiede in den Versorgungskonzepten und -verträgen beseitigen muss. Statt dem bestehenden Vertragsflickenteppich brauchen wir bundeseinheitliche Regelungen für die Qualitätssicherung und für die angemessene Finanzierung palliativmedizinischer Leistungen, sowohl in der GKV als auch in der PKV. Haus- und Fachärzten sollte der Zugang zu der neuen palliativmedizinischen Regelversorgung gleichermaßen möglich sein", sagte der BVSD-Vorsitzende. In Deutschland stehen sterbenden Menschen derzeit ca.
300 Palliativstationen, rund 200 Hospize, 250 ambulante Spezialteams und etwa 1500 ambulante Hospizdienste zur Verfügung. Etwa jeder Zehnte der jährlich in Deutschland sterbenden mehr als 800 000 Menschen braucht eine zusätzliche stationäre oder ambulante Palliativversorgung zu der auch schmerzmedizinische Maßnahmen gehören.

Quelle und Kontaktadresse:
Berufsverband der Ärzte und Psychologischen Psychotherapeuten in der Schmerz- und Palliativmedizin in Deutschland e.V. (BVSD) Wolfgang Straßmeir, Geschäftsführer Alt-Moabit 101 b, 10559 Berlin Telefon: (030) 2 88 67 260, Fax: (030) 2 88 67 261

(sy)

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