"Den Worten müssen Taten folgen!" / Bildungsgewerkschaft zum Bologna-Beschluss der Kultusministerkonferenz
(Frankfurt/Waren) - Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) begrüßt, dass sich die Kultusministerkonferenz (KMK) in ihrem heutigen (16. Oktober 2009) Beschluss zur "Weiterentwicklung des Bologna-Prozesses" mit der massiven Kritik insbesondere der Studierenden an der Umsetzung der Bologna-Reformen auseinandergesetzt hat. Sie vermisst jedoch konkrete Schlussfolgerungen für die eigene Politik der KMK.
"Die KMK macht dem Bund, den Hochschulen und dem Akkreditierungsrat viele gute Vorschläge, die auch die GEW unterstützt: Ausbau des BAföG, stärkere Einbeziehung der Studierenden in die Qualitätsentwicklung, mehr vierjährige Bachelorstudiengänge, Abbau der Prüfungsüberlast. Konsequenzen für ihre eigene Politik zieht die KMK aber nicht - dabei ist die sie einer der wichtigsten Akteure bei der Umsetzung der Bologna-Reformen", kritisierte das für Hochschulen verantwortliche Vorstandsmitglied der GEW, Andreas Keller.
Er forderte die KMK zu einer Überarbeitung ihrer "Ländergemeinsamen Strukturvorgaben" für Bachelor- und Masterstudiengänge auf. Diese verlangten, dass für die Zulassung zu einem Masterstudium über den Bachelor-Abschluss hinaus "besondere Zulassungsvoraussetzungen", z. B. eine besonders gute Note im Bachelor-Zeugnis, erfüllt werden müssen. "Das Vertrauen in die neuen Abschlüsse und Studiengänge kann nicht von oben verordnet werden, sondern muss bei Studierenden, Lehrenden und in der beruflichen Praxis wachsen. Daher fordert die GEW die Einlösung der im Juli 2009 gegebenen Zusage, dass Studierende selbst entscheiden können, ob sie ein Masterstudium aufnehmen. Die KMK-Strukturvorgaben müssen jetzt auf den Prüfstand", erklärte Keller.
Am 7. Juli 2009 hatten Bundesbildungsministerin Annette Schavan (CDU), KMK-Vizepräsident Jan-Hendrik Olbertz (parteilos) und die Präsidentin der Hochschulrektorenkonferenz Margret Wintermantel unter dem Eindruck des Bildungsstreiks der Studierenden, Schülerinnen und Schüler Kurskorrekturen bei der Umsetzung der Studienreform im Zuge des Bologna-Prozesses in Aussicht gestellt. "Den Worten müssen endlich Taten folgen - dazu muss auch die KMK einen Beitrag leisten", fordert der GEW-Hochschulexperte.
Keller bot ausdrücklich an, dass die Bildungsgewerkschaft GEW ihre Expertise und die Perspektiven ihrer Mitglieder in die nun aufgenommene Debatte um einen Kurswechsel im Bologna-Prozess einbringt. "Es ist zu begrüßen, dass die KMK jetzt den Dialog mit der beruflichen Praxis sucht. Neben den Arbeitgebern müssen aber auch die Gewerkschaften am Runden Tisch zur Weiterentwicklung des Bologna-Prozesses Platz nehmen dürfen", forderte Keller.
Quelle und Kontaktadresse:
Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW)
Ulf Roedde, Pressesprecher
Reifenberger Str. 21, 60489 Frankfurt am Main
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