Pressemitteilung |

Der DBSH zur Gewalt an Schulen: Die Rütli-Schule ist kein Einzelfall / Wir brauchen mehr Dialog innerhalb von Schule und echte Perspektiven für Jugend / mehr staatliche Härte schafft mehr Konfrontation!

(Essen) - Mit Besorgnis hat der Deutsche Berufsverband für Soziale Arbeit (DBSH) auf die Vorfälle an der Berliner Rütli-Oberschule reagiert. Die Zuspitzung käme allerdings angesichts gesellschaftlicher Konfliktlagen und sozialstaatlicher Einsparungen nicht überraschend; bemerkenswert sei, dass es erst eines Hilferufes eines Kollegiums bedurft habe, damit die Gesellschaft aufmerksam werde und Politik handele. Gefordert sei mehr Dialog innerhalb von Schule und mit jungen Menschen. Einseitigen staatlichen Repressionen gegenüber auffälligen Jugendlichen insbesondere ethnischer Minderheiten, wie sie in ersten Reaktionen gefordert wurden, erteilt er eine klare Absage.

Wenn sich Lehrer nicht mehr trauen, die Klasse ohne Notfallhandy zu betreten, dann zeigt dies ihre Not, sich auf sich allein gestellt zu erleben, so Heidi Bauer-Felbel, Bundesvorstandsmitglied des DBSH. Es gehe künftig darum, über Klassenraum und Fachunterricht hinaus zu arbeiten. In der Lehrerausbildung müssten Gruppendynamik und soziales Lernen stärkeres Gewicht erhalten. Der andere Teil der Medaille aber sei, was wir den Jugendlichen mit schlechten Startchancen anbieten, meint Bauer-Felbel mit Blick auf die Kampagne des Berufsverbandes für sozialstaatliche Standards und faire Chancen für sozial Schwache.

Forderungen nach mehr Anpassung und besserem Spracherwerb, wie sie Kanzlerin Merkel erhebe, griffen deshalb zu kurz, meint der in der ambulanten Sozialarbeit mit Jugendlichen erfahrene Sozialarbeitswissenschaftler Michael Böwer. "Es geht nicht um ihre deutsche Sprache, es geht darum, dass man mit ihnen spricht!" sagt er. Und um mehr als Integration: "Die Fälle von Misshandlung von Schülern durch Mitschüler, der Erfurter Amoklauf - all das hätte uns längst wachrütteln sollen", meint Böwer, der als Dozent für Krisenintervention und Jugendhilfe an der Hochschule Bremen tätig ist.

Die Lösung liege deshalb in konkreten Schritten. Politik müsse zu präventiven Konzepten zurückkehren. In einer 10-Punkte-Stellungnahme formuliert der DBSH Anregungen zur grundsätzlichen Diskussion: "Schule muss sich verändern. Sie muss mehr sein als Unterricht. Soziale Arbeit und Schule haben einen gesellschaftlichen Auftrag. Soziale Arbeit, Schule und Eltern sind Anwälte für bessere Chancen für alle Kinder und Jugendliche" (Langfassung siehe: www.dbsh.de).

Quelle und Kontaktadresse:
Deutscher Berufsverband für Soziale Arbeit e.V. (DBSH) Pressestelle Friedrich-Ebert-Str. 30, 45127 Essen Telefon: (0201) 82078-0, Telefax: (0201) 82078-40

(bl)

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