Der Mittelstand fällt in diesem Jahr als Wachstumsmotor aus
(Berlin) - "Der Mittelstand fällt in diesem Jahr als Wachstumsmotor aus. Angesichts einer enttäuschend kraftlosen Binnenwirtschaft hat sich die Konjunktur im Mittelstand im Sommer 2005 deutlich abgeschwächt. Sowohl bei der Lagebeurteilung als auch bei den Geschäftsaussichten sind mittelständische Unternehmen verhaltener als noch zu Jahresbeginn, so Dagmar Bollin-Flade, Vorsitzende des DIHK-Mittelstandsausschusses, zu den Ergebnissen des DIHK-Mittelstandsreports 2005. Er basiert auf einer Umfrage der IHK-Organisation bei mehr als 20.000 mittelständischen Unternehmen und rund 1.000 Großunternehmen.
In ihren Einschätzungen sind kleine und mittlere Unternehmen deutlich skeptischer als Großunternehmen. Lichtblicke gibt es bei international engagierten Mittelständlern, die durch Auslandsaktivitäten ihre Wettbewerbsfähigkeit steigern konnten.
Der mittelstandsbezogene Wert des IHK-Konjunkturklimaindikators ist seit Jahresbeginn um 8 Punkte auf aktuell 93 Punkte gefallen. Gemessen am Indikatorwert für Großunternehmen von 111 Punkten ergibt sich eine Differenz von 18 Punkten. Damit wird die große Kluft in der konjunkturellen Stimmung zwischen Mittelstand und Großunternehmen deutlich, erläutert DIHK-Chefvolkswirt Axel Nitschke. Zum Wirtschaftswachstum von real gut einem Prozent im Jahr 2005 wird der Mittelstand kaum etwas beitragen, so die Einschätzung von Nitschke.
Mittelstand leidet besonders unter hohen Öl- und Energiepreisen
Ausschlaggebend für die unterschiedlichen Lageurteile ist die vergleichsweise hohe Konzentration des Mittelstandes in binnenorientierten Wirtschaftsbranchen. Aus Sicht der mittelständischen Unternehmen entwickelt sich die heimische Wirtschaft enttäuschend kraftlos. Hohe Arbeitslosigkeit sowie gestiegene Öl- und Energiepreise dämpfen die Kaufkraft. Auch von der Investitionsseite kommen derzeit keine kräftigen Impulse.
Dank der zwar leiser brummenden, aber noch immer auf guten Touren laufenden Weltwirtschaft schätzt der Mittelstand seine wirtschaftliche Lage immerhin nicht schlechter ein als vor einem Jahr. Derzeit beurteilen 19 Prozent aller mittelständischen Unternehmen mit bis zu 499 Beschäftigten ihre Geschäftslage als gut, 52 Prozent als befriedigend und 29 Prozent als schlecht.
Größerer Mittelstand nutzt verstärkt Auslandsinvestitionen
Dem schwierigen wirtschaftlichen Umfeld trotzt der Mittelstand aber zunehmend mit seiner gestärkten Wettbewerbsfähigkeit: Vor allem größere Mittelständler mit 200 bis 999 Mitarbeitern konnten durch Auslandsinvestitionen über die Nutzung von Kostenvorteilen ihre preisliche Wettbewerbsfähigkeit steigern. Jedes zweite Industrieunternehmen dieser Größenklasse plant im Jahr 2005 eine Investition im Ausland (Jahr 2003: 44 Prozent). Dies schlägt sich offenkundig nun wieder positiv in den Investitionsplänen für den heimischen Standort nieder. Gegen den Trend haben sich die Investitionspläne dieser Unternehmen per Saldo um 1 Prozentpunkt verbessert und liegen nun nicht mehr im Negativbereich, während der Investitionssaldo über alle Größen hinweg bei minus 11 Prozentpunkten liegt.
Fazit von Mittelstandssprecherin Bollin-Flade: Vor allem dem verstärkten Auslandsengagement vieler mittelständischer Unternehmen ist es zu verdanken, dass die Stimmung im Mittelstand sich nicht auf steilem Sinkflug befindet. Ohne grundlegende Reformen am Standort Deutschland aber wird der Wachstumsmotor Mittelstand nicht auf Touren kommen. Von einer neu gewählten Bundesregierung erwartet der Mittelstand einen klaren und verlässlichen Fahrplan für durchgreifenden Bürokratieabbau, mehr Flexibilität am Arbeitsmarkt und für ein international wettbewerbsfähiges Steuersystem.
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