DeSH-Marktbericht auf der LIGNA / Konsolidierungsprozess in der Sägeindustrie hält an
(Berlin) - Vom 11. bis 15. Mai 2015 präsentierte sich der Deutsche Säge- und Holzindustrie Bundesverband e.V. (DeSH) auf der LIGNA in Hannover, dem weltweit wichtigsten Branchentreffpunkt der holzverarbeitenden Industrie. Neuigkeiten am Markt konnte der Spitzenverband seinen Standbesuchern jedoch nicht verkünden. Viele Probleme halten an.
"Die Branche befindet sich weiter im Konsolidierungsprozess", sagt DeSH-Hauptgeschäftsführer Lars Schmidt. Die Zahl der Betriebe sei weiterhin rückläufig. Im vergangenen Jahr waren es nach Angaben des Statistischen Bundesamtes (DeStatis) bundesweit 350. Im Vergleich: Vor fünf Jahren gab es noch 430 Betriebe. In dieser Erhebung sind allerdings nur Betriebe mit 20 oder mehr Beschäftigten erfasst. Für kleinere Betriebe vermutet der DeSH sogar noch einen dramatischeren Verlauf: "Aufgrund unserer Datenbankzahlen müssen wir davon ausgehen, dass die Entwicklung dort noch rasanter verläuft", so Schmidt. Insgesamt sei bundesweit noch von rund 1.900 Sägewerken aller Größenklassen auszugehen. Positiv sei, dass die Branche die Beschäftigtenzahlen im Verhältnis dazu relativ stabil halten könne. Derzeit arbeiten 17.300 Menschen, elf Prozent weniger als 2008 und drei Prozent weniger als 2013, in der deutschen Säge- und Hobelindustrie.
Umsatz steigt trotz Produktionsrückgang
Erfreulich entwickelte sich zuletzt der Umsatz der Branche: Mit 5,6 Milliarden Euro stieg dieser im Jahr 2014 erneut gegenüber den Vorjahren, blieb allerdings unter dem Fünfjahreshoch 2011. Beachtenswert, da die Produktionsmenge seit 2008 um knapp sechs Prozent auf rund 21 Millionen Kubikmeter sank. "Die Umsatzzunahme trotz geringerer Produktion beruht auf dem stark gestiegenen Holzpreis und der gesteigerten Wertschöpfung innerhalb der Betriebe", erklärt Schmidt, mahnt aber zugleich: "Umsatz ist nicht gleich Gewinn. Die Ertragssituation hat sich im Vorjahr sowie im ersten Quartal 2015 bei einem Großteil der Betriebe weiter verschärft." Seit 2008 konnte die Sägeindustrie ihren Gesamtumsatz um insgesamt 16 Prozent steigern. Dies ist vor allem auf den Inlandsumsatz zurückzuführen, der um 22 Prozent anwuchs. Der Auslandsumsatz blieb, mit Ausnahme der Jahre 2009 und 2012, beständig bei 1,5 Milliarden Euro. Die Nachfrage starker Exportmärkte wie der USA hat sich nach 2008 merklich abgeschwächt.
Verhaltene Prognosen: Kaum Impulse durch Baugewerbe
Der Blick in die Zukunft bleibt seitens der Säger eher verhalten. Zwar wurde die allgemeine Wirtschaftslage im Jahr 2015 wieder besser prognostiziert, in den zurückliegenden Quartalen entwickelte sich das Bruttoinlandsprodukt jedoch enttäuschend. Hinzu kommt, dass die Branche kaum Impulse durch den Baubereich, den Hauptabnehmer für das besonders marktrelevante Nadelschnittholz, erfährt. Die steigenden Wohnungsbaugenehmigungen beschränken sich derzeit auf den Mehrfamilien- und Geschosswohnungsbau mit einem vergleichsweise geringen Holzanteil. "Die insgesamt gute Entwicklung der Wohnungsbaugenehmigungen erfasst somit leider nicht den für die Säger wichtigen Bereich des Einfamilienhausbaus. Dort stagnieren die Baugenehmigungen auf niedrigem Stand", sagt Schmidt. Nicht zuletzt aus diesem Grund wirbt die Branche verstärkt für das Bauen mit Holz im urbanen Bereich und bei Bestandssanierungen. Dort berge Holz großes technologisches, ökologisches und energetisches Potential. Der Gesellschaft sei der "moderne Baustoff Holz" bisweilen aber noch nicht ausreichendend bekannt. Hinzu komme, dass "noch viele bürokratischen Hürden überwunden werden müssten, um insbesondere mehrgeschossige Holzbauten realisieren zu können". Grund seien diesbezüglich rückständige Bauordnungen in manchen Bundesländern.
Rohholzpreise weiter internationale Spitze
Sorgen bereitet den Sägern nach wie vor auch der hohe Rundholzpreis. Trotz teilweiser Reduzierung zuletzt liegen diese weiter deutlich über internationalem Niveau. "Temporäre Anpassungen können das Problem nicht lösen. Die Rohstoffpreise hierzulande müssen sich daher langfristig wieder an den Schnittholzpreisen sowie am internationalen Rundholzpreisniveau orientieren", appelliert Schmidt. Denn die Produktpreise stünden sowohl im nationalen wie internationalen Wettbewerb und könnten nicht in gleichem Maße angepasst werden. Die deutsche Sägeindustrie gerate durch die nunmehr Jahre anhaltende Entwicklung unter wachsenden Importdruck und habe auf dem Auslandsmarkt immer weniger Chancen. Deutschland stellt seit geraumer Zeit die internationale Preisspitze beim Rundholz dar. Mitunter liegt der Leitpreis für Nadelholz noch immer 50 Prozent über dem weltweiten Nadelrundholzpreis.
Die jüngsten Stürme wie Orkan "Niklas", in denen die Sägeindustrie bereitsteht, große Holzmengen ad hoc aufzunehmen, um Waldkalamitäten zu vermeiden, hätten sich nicht flächendeckend und im Gesamtkontext nur marginal auf den Rundholzpreis ausgewirkt, berichtet Schmidt. Sturmholz sei nur regional angefallen. Für die betroffenen Regionen hat der Verband unmittelbar Anträge auf höhere Auslastung der Rundholztransporte gestellt, um die Abfuhr zu beschleunigen und die Gefahr von Borkenkäferbefall zu reduzieren.
Export schleppend, Margen unzureichend
Der hohe Rohstoffpreis wirkt sich auch hemmend auf den Export aus. Noch stärker als im Inland gerät die Sägeindustrie auf den umkämpften Auslandsmärkten unter Wettbewerbs- und Preisdruck. Die Ausfuhr in wichtige Exportländer, insbesondere die europäischen Nachbarländer, verläuft aufgrund der Finanzkrisen ohnehin schleppend. Die Schnittholzpreise in den USA haben sich noch nicht soweit erholt, dass diese als Absatzmarkt kalkulatorisch wieder interessant wären. Positive Mengenentwicklungen verzeichnet die Branche teilweise im Mittleren Osten, Nordafrika und Asien. Diese seien mitunter aber "teuer erkauft", relativiert Schmidt. Die Margen seien schlicht unzureichend. Im Inland ist die Marktsituation saisonal bedingt derzeit stabil.
Zukunftspotential weckt Zuversicht
Die Sägeindustrie steckt somit weiter in der Ertragskrise. Die Schere zwischen Stammholzpreisen und Produkterlösen kann nach wie vor nicht geschlossen werden. Im Gegenteil, meint Schmidt: "Die Spielräume für die Unternehmen werden immer kleiner. Dabei braucht die Branche dringend Mut für Innovationen." Die zuletzt negative Entwicklung bei den Sägenebenprodukten verschärfe die Lage zusätzlich. Die Restholzpreise, die 2014 kräftig einbrachen, haben sich bisher nur begrenzt erholt und scheinen derzeit schon wieder zum Stillstand gekommen zu sein. Gänzlich schwarzmalen will Schmidt aber keinesfalls. Der Glaube an den Bau- und Werkstoff Holz ist zu groß: "Es kann nur eine Frage der Zeit sein, bis der nachwachsende Rohstoff Holz und die Branche vom Megatrend der Neo-Ökologie profitieren." Mittelfristig könne sich die Gesellschaft den Vorteilen einfach nicht verschließen. Bis dahin müssen die Betriebe durchhalten.
Quelle und Kontaktadresse:
Deutsche Säge- und Holzindustrie e.V. (DeSH)
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