Pressemitteilung | Bundesverband Wassersportwirtschaft e.V. (BWVS)

Deutsche Bootswerften international erfolgreich / Trendwende auf dem Binnenmarkt

(Köln) - Die deutschen Bootswerften schwimmen nach wie vor auf einer Welle des Erfolgs. Die führenden Hersteller haben ihre Marktposition in Europa weiter ausgebaut. Auf dem Binnenmarkt scheint die Trendwende vollzogen. 2006 hat die Nachfrage nach neuen Booten und Yachten deutlich zugenommen.

Deutschlands größte Serienbootwerft Bavaria Yachtbau hat im Geschäftsjahr 2005/2006 ihren Umsatz um 20 Prozent auf 270 Mio. Euro steigern können. 2.900 Segelyachten und 700 Motorboote haben die Produktionsstraßen in Giebelstadt verlassen. Auch bei HanseYachts boomt das Geschäft. Die Produktion wurde um 45 Prozent auf nunmehr rund 1.000 Segel- und Motoryachten gesteigert. Der Exportanteil der deutschen Hersteller liegt bei über 85 Prozent.

Die Exportergebnisse 1-6/2005-2006 bestätigen diesen Trend zumindest für die Segelyachtbranche. Der Wert der exportierten Segelyachten hat in diesem Zeitraum um 28,5 Prozent auf fast 150 Mio. Euro zugelegt.

Mit den Zuwachsraten auf den ausländischen Märkten konnte der deutsche Binnenmarkt in den letzten Jahren nicht mithalten. Allerdings hat das Geschäft 2006 deutlich an Fahrt gewonnen. 83,3 Prozent der im Rahmen einer Konjunkturbefragung befragten Hersteller und Händler von Segelyachten berichten von gleich guten oder besseren Ergebnissen als im Vorjahr. Auch der Motorbootmarkt hat sich verbessert. 72 Prozent der Unternehmen (Vorjahr 61,9 Prozent) sind mit der Geschäftslage zufrieden.

Im Jahresendergebnis rechnet der Bundesverband Wassersportwirtschaft mit einem Zuwachs von 4,3 Prozent auf einen Gesamtumsatz für maritime Produkte und Dienstleistungen von 1,75 Mrd. Euro für den deutschen Markt (ohne Superyacht-Industrie). Damit gewinnt die deutsche Wassersportwirtschaft wieder Anschluss an die Entwicklung auf den Auslandsmärkten.


Bootsmarkt Europa

Für das Jahr 2006 rechnet die europäische Bootswirtschaft mit einem Gesamtumsatz an maritimen Gütern und Dienstleistungen in Höhe von rund 24,3 Mrd. Euro, der von rund 37.200 Unternehmen mit mehr als 272.000 Beschäftigten erwirtschaftet wird. Davon entfallen rund 8 Mrd. Euro auf den Verkauf neuer Boote und Yachten.

Von den im Jahr 2006 verkauften rund 213.000 Booten und Yachten sind rund 86 Prozent (183.000) Motorboote. Annähernd 90 Prozent der Segel- und Motorboote entfallen auf das Marktsegment unter 7,5 m Bootslänge und sind dementsprechend für weite Bevölkerungskreise erschwinglich.

Ein nicht unerheblicher Teil des Wachstums in den vergangenen Jahren war auf die steigende Nachfrage nach Superyachten zurückzuführen, die zwar hinsichtlich der Stückzahlen nicht ins Gewicht fallen wohl aber einen erheblichen Anteil am Gesamtumsatz ausmachen. Im Bereich der „custom und semi-custom built“ Motoryachten nehmen die europäischen Hersteller weltweit eine Spitzenposition ein. Die Nachfrage nach Luxusyachten ist ungebrochen. Deutlich zurückhaltender beurteilen die Serienhersteller von Segel- und Motoryachten die zukünftige Entwicklung. Ein durchschnittliches jährliches Wachstum von 3-4 Prozent in den kommenden Jahren erscheint aber durchaus realistisch.


Entwicklung Deutscher Markt

Segel- und Motorboote

Im Trend liegen nach wie vor Yachten der mittleren Größe. Als wichtigstes Marktsegment gilt der Bereich zwischen 33 und 42 Fuß. Innerhalb dieses Segmentes liegt die 11-m-Yacht in der Gunst der Bootskäufer weit vorne. Yachten dieser Größe sind einerseits durch eine (kleine) Familiencrew sicher handhabbar und bieten andererseits genügend Lebensraum für einen komfortablen Bootsurlaub.

Im Segelyachtbereich geht der Trend, regattaorientierte Käufer natürlich ausgenommen, zur einfachen Handhabung der Riggs. Ob nun durch Rollvorrichtungen für das Großsegel oder durch ausgeklügelte Leinen-Reffsysteme bleibt eine Frage der Firmen- und Produktphilosophie. Einfach soll es allemal sein und vor allem der Crew den Weg auf das Vorschiff ersparen.

Hinweise auf einen fester werdenden Binnenmarkt geben die Importzahlen. Im ersten Halbjahr 2006 wurden 751 Segelyachten importiert. Dies bedeutet einen Zuwachs von 103,5 Prozent bezogen auf die Stückzahl und einen wertmäßigen Zuwachs von 79,5 Prozent.

Im Motorbootbereich bewegt sich das Geschäft auf dem Vorjahresniveau.


Ausrüstung und Zubehör

Gleichzeitig investieren die Bootseigner weiter in Ausrüstung und Zubehör. Hochwertige Heiz-, Kühl- und Kochtechnik sowie Navigations- und Kommunikationsausrüstung sollen die eigenen Yachten noch komfortabler und sicherer machen. 76,5 Prozent (Vorjahr 68,6 Prozent) der Unternehmen berichten im Bereich allgemeiner Ausrüstung von gleich guten oder besseren Umsätzen im Vergleich zum Vorjahr.

Vom Trend, die eigenen Boote noch besser auszurüsten profitieren ebenfalls Serviceunternehmen und Refit-Betriebe. 86,7 Prozent der Betriebe (Vorjahr 73,9 Prozent) sind mit der Saison 2006 zufrieden. Die hohe Auslastung ist ebenfalls eine Folge der guten Geschäfte im Gebrauchtbootbereich, gerade für Einsteiger häufig die erste Wahl.


Charter und Wassertouristik

Das kalte Frühjahr und die Fußballweltmeisterschaft haben sich auf das Geschäft negativ ausgewirkt. Die dadurch verursachten Buchungsrückgänge konnten im Bin-nenbereich im weiteren Verlauf der Saison aufgrund des überdurchschnittlich guten Sommers ausgeglichen werden. Dies gilt allerdings nicht für den Ostseebereich. Hier betragen die Rückgänge rund 8 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Mit beigetragen hat hierzu sicher auch die Funkzeugnispflicht. Da alle Charteryachten im Seebereich mit Funkanlagen ausgerüstet sind, benötigen die Schiffsführer ein Funkzeugnis über das weniger als 10 Prozent der Charterkunden verfügen. Immerhin konnte erreicht werden, dass Verstöße bis zum 1. Oktober 2007 nicht geahndet werden.

Die für die Branche wichtige Mittelmeerregion ist nach wir vor preislich stark umkämpft. Das Angebot an Yachten ist erheblich größer als die Nachfrage. Insgesamt werden in den Auslandsrevieren Geschäfte auf Vorjahresniveau gemeldet.

Grundsätzlich setzt sich der Trend der vergangenen Jahre nach kurzfristigeren Buchungen und kürzeren Buchungszeiträumen fort. Waren vor Jahren noch ein- oder mehrwöchige Törns keine Ausnahme, entscheiden sich heute immer mehr Kunden beispielsweise für Miniwochen oder Wochenendtörns. Dies führt im Ergebnis dazu, dass zwar immer mehr Menschen auf dem Wasser unterwegs sind, der Gesamtumsatz der Branche aber nur langsam wächst.


Ausbildung

Die Anzahl der absolvierten Führerscheinprüfungen für die amtlichen Sportbootführerscheine Binnen und See sind in den vergangenen Jahren kontinuierlich gesunken. Gegenüber dem Jahr 2001 beträgt der Rückgang rund 15 Prozent.

Dennoch scheint das Interesse am Wassersport allgemein ungebrochen. Der Verband deutscher Windsurfing- und Wassersportschulen (VDWS) berichtet für das Jahr 2006 von einem Zuwachs von 18 Prozent für die Bereiche Katamaransegeln, Windsurfing und Kiteboarding. 39.850 Personen haben 2006 einen Windsurfing-Grundschein, 19.600 einen Segel- und 8.900 einen Kiteboarding-Grundschein erworben. Auch ohne staatlich verordnete Führerscheinpflicht sind also die Einsteiger bereit, in Ausbildung zu investieren.

Über alle Marktsegmente betrachtet, sprechen 78,8 Prozent der Unternehmen von gleich bleibenden oder besseren Geschäften als im Vorjahr (62,5 Prozent). Dies deutet darauf hin, dass der deutsche Binnenmarkt nach Jahren der Schwäche allmählich fester wird und die Trendwende geschafft ist.


Professionalisierung der Branche schreitet voran

Unverkennbar haben die eher mageren letzten Jahre dazu geführt, dass sich im Handel die Spreu vom Weizen getrennt hat. Unternehmen mit einem klaren Firmenprofil und dementsprechendem Produkt- und Serviceangeboten haben die Nase eindeutig vorne. Der Bundesverband Wassersportwirtschaft unterstützt seine Unternehmen in diesem Wettbewerb durch verschiedene Zertifizierungs- und Klassifizierungsangebote. Im Jahr 2006 wurde das Professionalisierungsangebot für Händler, Serviceunternehmen, Yachtsachverständige und Sportboothäfen durch ein Klassifizierungsangebot für Charterunternehmen ergänzt.


Unnötige Regelungen behindern die Entwicklung

In einer Untersuchung aus dem Jahr 2000 wurde festgestellt, dass der Wassersport im Vergleich zu fast allen anderen Freizeitaktivitäten die größten Wachstumspotentiale besitzt. Davon konnte die maritime Wirtschaft bisher nicht in ausreichendem Maße profitieren. Ein wesentlicher Grund sind die zahlreichen Verordnungen und Regelungen, die sowohl Wirtschaftsunternehmen als auch potentiellen Wassersportlern das Leben schwer machen.


Wie befreiend Deregulierungsmaßnahmen sein können, zeigt die Charterbescheinigungsregelung auf vielen Wasserstraßen in Mecklenburg-Vor-pommern und Brandenburg nach der Hausboote auch ohne amtlichen Sportbootführerschein während eines Urlaubs gefahren werden dürfen. Seit Einführung der Regelung im Jahr 2000 haben sich die Umsätze der Unternehmen um 41 Prozent erhöht ohne die Sicherheit auf dem Wasser zu gefährden.


Aufteilung der in 2005 geschlossenen 7461 Charterverträge
(Hausboote)

Bundesverband Wassersportwirtschaft, ADAC - Bereich Sportschifffahrt und Deutscher Boots- und Schiffbauer-Verband haben das Regelungsdickicht durchleuchtet und im Oktober 2006 ein gemeinsames, umfassendes Deregulierungskonzept für die Sportschifffahrt und den Wassertourismus vorgelegt. Kernpunkt ist eine Neuordnung des Führerschein- und Ausbildungswesens, die einerseits den führerscheinfreien Bereich erweitert und andererseits höhere Anforderungen an die Ausbildung stellt, falls sie denn notwendig sein sollte. Das Deregulierungskonzept ist unter www.bwvs.de verfügbar.

Ausblick

Die Wassersportwirtschaft schaut mit Optimismus in die Zukunft. 81,6 Prozent der Unternehmen beurteilen den mittelfristigen Konjunkturverlauf positiv. Entsprechend groß sind die Erwartungen an die boot Düsseldorf 2007. Als weltgrößtes Schaufenster für maritime Produkte und Dienstleistungen ist die boot nicht nur ein wichtiger konjunktureller Gradmesser sondern darüber hinaus auch Motor für die zukünftige Entwicklung.

Eine dauerhaft positive Entwicklung setzt allerdings voraus, dass die geforderten deregulierenden Maßnahmen auch zügig umgesetzt werden. Am Beginn einer Wassersportkarriere muss ein ausreichend großer, barrierefreier Einstiegsbereich stehen, der es Einsteigern ermöglicht, ohne Führerscheine und Patente erste Erfahrungen zu sammeln.

Quelle und Kontaktadresse:
Bundesverband Wassersportwirtschaft e.V. (BWVS) Pressestelle Gunther-Plüschow-Str. 5, 50829 Köln Telefon: (0221) 595710, Telefax: (0221) 5957110

(bl)

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