Pressemitteilung | Hauptverband der Deutschen Holzindustrie und Kunststoffe verarbeitenden Industrie e.V. (HDH) - Geschäftsstelle Bad Honnef

Deutsche Holz- und Möbelindustrie sieht Trendwende für das Jahr 2004 / Export entwickelt sich besser als Inlandsmarkt

(Köln) - Die Abschwungphase der deutschen Industrie hält nun schon seit über drei Jahren an – eine Entwicklung, von der sich auch die deutsche Holz- und Möbelindustrie nicht abkoppeln konnte und auch aktuell nicht abkoppeln kann. Trotzdem sehen wir am Ende dieses ungewöhnlich heißen Sommers, der die Kunden eher in die Freibäder als in die klimatisierten Möbelhäuser getrieben hat, ernsthafte Anzeichen für ein allmähliches Ende der Negativentwicklung ab dem Herbst dieses Jahres. Dies ist keinesfalls nur Zweckoptimismus, sondern stützt sich auf mehrere Indikatoren:

Die Erwartungen unserer Unternehmen für die nächsten sechs Monate – gemessen vom Münchener Ifo-Institut – haben sich in den letzten zwei Monaten merklich aufgehellt. Die bis Juni vorliegenden Auftragseingänge für unsere Industrie und für den Eigenheimbau deuten auf ein Ende des Abwärtstrends hin. Bis Juni stabilisierten sich auch die Umsätze im Möbelhandel, wenngleich sie noch geringfügig unter den Vorjahreswerten lagen. Aus diesen Indikatoren leiten wir für unsere Branchen einen Konjunkturindex ab, der eine Tendenzaussage für die nächsten Monate zulässt.

Dieser Index zeigt seit drei Monaten wieder nach oben. Daher gehen wir für das zweite Halbjahr 2003 zwar noch von einem geringfügigen – auch hitzebedingten – Rückgang aus, der jedoch gegenüber dem ersten Halbjahr deutlich abgeschwächt sein wird. Die Trendumkehr bezogen auf die Entwicklung der Umsätze erwarten wir dann ab dem Herbst. Konkret bedeutet dies, dass wir bei der Möbelindustrie im 2. Halbjahr von einer Stagnation ausgehen, was für die Prognose bezogen auf das Gesamtjahr 2003 einen leichten Rückgang von 1,5 - 2 Prozent bedeutet. Der Holzbereich wird im zweiten Halbjahr voraussichtlich nochmals geringfügig um rund 1 Prozent zurückgehen, womit die Jahresprognose ein Minus von 2,5 - 3 Prozent aufweist. Beide Veränderungsraten beziehen sich auf entsprechend schlechte Vorjahreswerte.

Der tatsächliche „turnaround“, der unserer Branche erstmalig seit dem Jahr 2000 wieder einen Umsatzzuwachs bescheren kann, wird voraussichtlich erst im Jahr 2004 stattfinden. Gestützt auf die Prognosen zur Entwicklung des Bruttoinlandsproduktes und der Konsumausgaben, die jetzt teilweise wieder nach oben korrigiert werden, sollte ein Anstieg um rund 2 Prozent bei den Möblern möglich sein.

Dies setzt jedoch voraus, dass die gerade wieder aufkeimenden Konjunkturhoffnungen nicht erneut von der Politik ausgelöscht werden. Und auf Seiten der Politik sehen wir sowohl Regierung, Opposition als auch die Länder in der Verantwortung. Nach jahrelangem Gerede in- und außerhalb zahlloser Kommissionen ist jetzt der Zeitpunkt des Handelns gekommen. Unternehmen und Bürger sind lange genug im Ungewissen darüber gelassen worden, auf was sie sich in Zukunft einzustellen haben. Insofern kann es kaum verwundern, dass Investitions- und Kaufentscheidungen wegen der fehlenden Planungssicherheit immer noch zurückgestellt wurden. Doch jetzt liegen erste Reformansätze ausformuliert auf dem Tisch. Egal wie unzureichend diese auch sein mögen, und egal, ob unser „Trial-And-Error-Kanzler“ aus Überzeugung handelt oder nicht, Deutschland kann sich eine weitere Zeit verschwendende Diskussion nicht mehr leisten. Deshalb unser Appell an Regierung und Opposition: Bringt wenigstens diese ersten zaghaften Schritte auf den Weg. Und unser besonderer Appell gilt dabei der Opposition, die, um als Verhandlungspartner wirklich ernst genommen zu werden, endlich ihre eigenen Vorstellungen entwickeln und diese mit einer Stimme vertreten muss.

Deshalb: Es muss endlich Einigkeit darüber herrschen, dass die Steuerreform vorgezogen wird. Hierauf müssen sich Regierung und Opposition so schnell wie möglich verständigen, damit ein positiver Effekt verbleibt. Und positiv sollte dieser Effekt schon sein, wenn Unternehmen und Verbraucher um immerhin 24 Mrd. Euro im kommenden Jahr entlastet werden. Ca. 20 Mrd. Euro davon kommen direkt den Haushalten zugute – bei 38 Mio. Haushalten in Deutschland sind das 530 Euro pro Jahr pro Haushalt.

Jedoch ist darauf zu achten, dass ein wirklicher Nettoeffekt verbleibt. Denn schließlich darf nicht vergessen werden, dass die noch ausstehenden zwei Stufen bereits im Gesetzblatt stehen und lediglich die letzte Stufe ein Jahr früher startet. Deshalb ist es unredlich, einen Einmaleffekt mit dauerhaften Einnahmeerhöhungen an anderer Stelle zu finanzieren. Kaufkraftfördernd wirkt nur eine Nettoentlastung.

Notwendig ist zudem ein tiefgreifender Subventionsabbau, der aber mit einer weitreichenderen Steuerreform verbunden werden muss. Die Eckpunkte hierfür liegen bereits auf der Hand:

- Absenken des Einkommensteuertarifs
- Streichen von Ausnahmeregelungen und
- Integration der Gewerbesteuer in die Einkommensteuer über einen Zuschlag mit kommunalem Hebesatzrecht.

Dies wäre ein wirklich großer Wurf, zu dem die Politik derzeit jedoch noch nicht in der Lage ist. Statt dessen wird in Teilen von SPD und CDU über eine Ausweitung der Ertrags unabhängigen Komponenten wie Mieten, Pachten und Leasingraten innerhalb der Gewerbesteuer diskutiert, was auch verlustreichen Unternehmen noch Steuern abverlangen würde. Um gerade dies zu vermeiden, wurde vor ein paar Jahren schließlich die Gewerbekapitalsteuer abgeschafft. Oberstes Ziel muss es insgesamt sein, dass die Menschen mehr netto in der Tasche haben und sich der Staat weitestgehend zurückzieht. Weniger Bürokratie, mehr Freiheit für den Einzelnen muss die Maxime lauten.

Deswegen sind wir auch grundsätzlich dafür, Subventionen jeder Art abzuschaffen. Dies darf aber beispielsweise nicht nur die Eigenheimzulage betreffen, wenn Stahl, Kohle und Landwirtschaft weiter subventioniert werden. Wenn, dann sollte der Subventionsabbau jetzt ehrlich und umfassend und ohne Ausnahmen erfolgen. Die dadurch erzielten Einnahmen sollten durch Steuererleichterungen den Bürgern zurück gegeben werden.

Und: mindestens ebenso wichtig wie niedrigere Steuern ist eine Reduzierung der Sozialabgaben für unsere Unternehmen. Die Regierung Schröder ist angetreten, die Beitragsätze zu den Versicherungssystemen auf unter 40 Prozent zu senken. Inzwischen sind wir bei über 42 Prozent angelangt. Welche abstrusen Ausmaße die Lohnzusatzkosten angenommen haben, zeigt folgendes Beispiel: Ein durchschnittlicher Arbeitnehmer unserer Branche muss bereits drei Stunden arbeiten, um sich privat eine Klempnerstunde leisten zu können. Angesichts der jährlichen Rituale um Lohnerhöhungen, die unsere Unternehmen teuer zu stehen kommen, von denen aber bei den Arbeitnehmern allenfalls die Hälfte netto ankommt, wäre die Senkung der Sozialversicherungsbeiträge sicherlich ein lohnendes gemeinsames Ziel von Gewerkschaften und Arbeitgebern.

Aber die Bundesregierung unternimmt immerhin einige erste Schritte auf dem Weg zu geringeren Sozialabgaben. Deshalb darf es auch keine weiteren Verzögerungen bei der angestrebten Gesundheitsreform gegen. Mit der Ausgliederung des Krankengeldes und des Zahnersatzes aus der gemeinsamen Finanzierung können die Beitragssätze sinken. Wenn solche Leistungen von den Versicherten zukünftig alleine finanziert werden, führt dies zu mehr Transparenz und Wettbewerb im System. Voraussetzung ist selbstverständlich, dass sich sämtliche Kassen an diesem Wettbewerb beteiligen können.

Was aus unserer Sicht bislang unzureichend angegangen wurde, ist eine nachhaltige Finanzierung des Rentensystems in Deutschland. Die Einführung der „Riester-Rente“ im Jahr 2002 war ganz offensichtlich ein Flop und sollte nicht auch noch zwangsweise eingeführt werden. Denn kaum ein Bürger hat dieses bürokratische Monstrum verstanden, und es wird immer deutlicher, dass diese Reform alleine nicht ausreicht. Der dahinter liegende Gedanke stimmt allerdings, denn neben einer gesetzlichen Grundversorgung müssen in Zukunft kapitalgedeckte Systeme die Lücke zum Arbeitseinkommen schließen.

Insgesamt wird bei sämtlichen Reformdebatten bislang folgender Punkt noch zu wenig beachtet: Die Finanzierung der Sozialversicherungssysteme muss transparenter werden, weshalb die Beiträge in Zukunft nicht mehr von den Arbeitgebern, sondern von den Arbeitnehmern abgeführt werden sollten. Dies würde das Kostenbewusstsein erhöhen und die Unternehmen zusätzlich von administrativen Aufgaben für den Staat entlasten. Dies würde auch den Druck zu Einsparungen in den Systemen erhöhen und am Ende sowohl die Unternehmen als auch die Verbraucher entlasten.

Eine weitere wichtige Stellschraube zur Reduzierung der Lohnzusatzkosten ist die gesetzliche Unfallversicherung. Diese wird bislang ausschließlich von den Arbeitgebern finanziert und enthält ein erhebliches Einsparpotenzial – dies sehen auch die Berufsgenossenschaften als Träger der Unfallversicherungen so. Es ist nicht einzusehen, dass Arbeitnehmer mit einer geringen Minderung der Erwerbsfähigkeit im Alter neben der gesetzlichen Rente eine ungekürzte Unfallrente – quasi als Zubrot – erhalten. Wir haben deshalb die Bundesregierung aufgefordert, die Dauer der Unfallrenten auf die aktive Beschäftigungszeit zu beschränken und geringfügige Minderungen der Erwerbsfähigkeit pauschal abzugelten. Zumindest beim Mittelstandsbeauftragten, Rezzo Schlauch, sind wir damit auf Verständnis gestoßen. Nun hoffen wir, das die zuständige Ministerin Ulla Schmidt die Sache ähnlich sieht und für Abhilfe sorgt.

Viele der genannten Reformen wirken sicherlich nicht von heute auf morgen. Doch alleine die Tatsache, dass solche Reformen endlich angepackt, statt nur diskutiert werden, ist in der psychologischen Wirkung nicht zu unterschätzen und kann dazu beitragen, den vielfach beklagten Kauf- und Investitionsstau endlich aufzulösen. Denn dieser ist tatsächlich vielfach psychologisch motiviert. Rund 32.000 Euro, so die jüngsten Zahlen des Statistischen Bundesamtes, stehen jedem Privathaushalt in Deutschland netto zur Verfügung. Und dass dieses Geld nicht gänzlich ausgegeben wird, belegt die steigende Sparquote der Haushalte, die im vergangenen Jahr von 10,1 Prozent auf 10,4 Prozent geklettert ist. Insgesamt 144 Milliarden Euro haben die Deutschen gespart – 6,3 Milliarden mehr als im Jahr zuvor. Geld, das auch unserer Branche fehlt, wie an den statistischen Zahlen des 1. Halbjahres 2003 abgelesen werden kann:

Die deutsche Holz- und Möbelindustrie befindet sich – wie die gesamte deutsche Industrie – bereits im dritten Jahr in einer ausgemachten Konjunkturflaute. Der Konsolidierungsprozess ist und war schmerzhaft und hat zu Kurzarbeit, Entlassungen oder gar Insolvenzen geführt. So müssen wir heute leider bereits im dritten Jahr in Folge eine negative Halbjahresbilanz für die Holz- und Möbelindustrie verkünden, wenngleich die Zahlen nicht mehr so schlecht aussehen wie 2002:

In den ersten sechs Monaten 2003 ging der Umsatz in unserer Gesamtbranche um insgesamt 3,3 Prozent zurück. Verzeichneten wir im gleichen Vorjahreszeitraum noch einen Umsatz in Höhe von 18,3 Mrd. Euro, so setzten wir von Januar bis Juni 2003 nur noch 17,7 Mrd. Euro um – ein Minus von 0,6 Mrd. Euro. Auch an den Beschäftigten in der Branche ist diese Entwicklung nicht spurlos vorbei gegangen. Die Zahl der Stellen reduzierte sich von 259.071 im Vorjahr auf jetzt 241.040 – ein Rückgang um 18.031. Aktuell zählt die Statistik mit 3.028 Industriebetrieben 159 weniger als vor einem Jahr (2002: 3.187).

Die Teilsparten unserer Branche entwickelten sich dabei wie folgt:

Die Möbelindustrie – das wichtigste Standbein unseres Industriezweiges – lag bis Ende Juni um 3,1 Prozent hinter dem Vorjahreswert und setzte dabei 9,9 Mrd. Euro um. Hierbei ist zu berücksichtigen, dass die Entwicklung in den ersten sechs Monaten 2002 mit minus 9,6 Prozent äußerst schlecht verlaufen ist. Allerdings ist zu befürchten, dass auch der Juli und der August nochmals im Minus liegen werden.

Insgesamt beschäftigte die Möbelindustrie im Durchschnitt der ersten sechs Monate des Jahres 140.389 Frauen und Männer und damit 6,9 Prozent oder 10.476 weniger als vor einem Jahr. Die Zahl der Betriebe ging im gleichen Zeitraum um 41 auf 1.309 zurück.

Ein Blick auf Teilsparten der Möbelindustrie ergibt folgendes Bild: Der Bereich Büro- und Ladenmöbel liegt amtlich mit 14,5 Prozent im Minus, interne Angaben des zuständigen Branchenverbandes sehen die Büromöbel derzeit bei minus 19 Prozent. Beschäftigt werden hier 21.042 Mitarbeiter (-12,8 Prozent) in 284 Betrieben (-0,9 Prozent). Rückläufig waren auch die Umsätze der Küchenmöbelindustrie, die um 4,8 Prozent nachgaben. Die Beschäftigung wurde um 6,2 Prozent abgebaut (18.860), die Zahl der Betriebe reduzierte sich um 2,3 Prozent auf 114. Die im vergangenen Jahr besonders gebeutelten Hersteller von Wohn-, Ess- und Schlafzimmermöbeln setzten 4,1 Prozent weniger um und beschäftigten dabei 51.648 Mitarbeiter (-7,6 Prozent) in 546 Betrieben (-4,3 Prozent). Statistisch äußerst unsauber erfasst ist der Bereich Sitzmöbel. Hier wird offiziell ein leichtes Plus von 1,3 Prozent angegeben, das angesichts der branchenfremden Teile (Autositze) überzeichnet ist. Der aus diesem Grund vom VDM errechnete Polstermöbelindikator gibt die Umsatzentwicklung von Januar bis Juni 2003 mit minus 10 Prozent an.

Im Holzgewerbe, also bei den Herstellern von Säge-, Platten und Holzprodukten im baunahen Bereich fiel der Rückgang in den ersten sechs Monaten mit insgesamt 4,0 Prozent etwas höher aus als bei den Möblern. Hier lag der Halbjahresumsatz mit 7,2 Mrd. Euro rund 0,3 Mrd. Euro (298 Mio.) unter dem Vorjahresumsatz. Der größte Bereich – die Bauelemente aus Holz – verzeichnete dabei einen Rückgang von 5,8 Prozent (40.163 Beschäftige, 587 Betriebe). Die Holzwerkstoffindustrie liegt auf Vorjahresniveau (+0,1 Prozent), wobei dies zum Teil auf statistische Umgruppierungen zurückzuführen ist, was an der um 5,9 Prozent gestiegenen Anzahl der Betriebe abgelesen werden kann. Die Beschäftigung sinkt um 4,4 Prozent auf 17.814. Sägewerke liegen um 1,2 Prozent im Plus, Holzverpacker legen um 5,3 Prozent zu. Eine Umbasierung hat es in der Sparte Holzveredelung gegeben, weshalb der Rückgang mit 30 Prozent unrealistisch hoch ausfällt.

Die durchschnittliche Zahl der Betriebe im Holzgewerbe betrug in den ersten sechs Monaten 1.580 und damit 117 oder 6,9 Prozent weniger als ein Jahr zuvor. Ein ähnlicher Trend zeigt sich bei den Beschäftigten, deren Zahl um 7,8 Prozent oder 7.661 auf durchschnittlich 90.117 zurück ging.

Doch nicht nur der deutsche Markt schwächelt, sondern die Konjunkturkrise hat in ganz Europa ihre Spuren hinterlassen. Gerade unsere wichtigen Handelspartner Holland, Frankreich, Österreich und die Schweiz sehen sich ebenfalls einer rückläufigen Inlandsnachfrage gegenüber. Vor diesem Hintergrund können sich die aktuell verfügbaren Exportzahlen der deutschen Möbelindustrie – auch im Vergleich zu anderen Branchen - durchaus sehen lassen. Im ersten Quartal 2003 verkauften unsere Hersteller insgesamt 6,6 Prozent mehr Möbel ins Ausland als im gleichen Vorjahreszeitraum. Die Exportquote stieg von 22,5 Prozent in 2002 auf jetzt 24,5 Prozent. Die verfügbaren Exportdaten bis einschließlich Mai 2003 sehen die Ausfuhren immer noch bei einem Plus von 3,3 Prozent.

Die Möbelimporte steigen im Gegensatz zum Vorjahr wieder an und liegen bis einschließlich Mai 2003 um 8,1 Prozent über dem Vorjahreswert. Diese Importe gehen – sofern es sich nicht um ausgelagerte deutsche Produktion handelt – in erster Linie zu Lasten der Hersteller im unteren Preissegment und stammen vielfach aus Osteuropa oder China. Hierdurch wird deutlich, dass gerade diese Regionen äußerst aktiv beim Entwickeln neuer Produkte für neue Märkte sind. Wir müssen uns deshalb noch mehr auf unsere Stärken wie Innovationskraft, gutes Design und ganzheitliche Konzepte und ausgefeilte Serviceangebote konzentrieren.

Übrigens sind die Auswirkungen durch den teureren Euro für unsere Branche – zumindest was den Export betrifft - nicht so gravierend, da nach wie vor die meisten Möbel deutschen Ursprungs innerhalb der EU verkauft werden. Das Geschäft mit Amerika ist jedoch mit knapp 8 Prozent rückläufig.

Die vorgenannten Zahlen belegen, dass einiges passieren muss, um die Lage unserer Unternehmen nachhaltig zu verbessern. Neben der Politik, deren Aufgaben bereits beschrieben wurden, ist aber auch die Branche selbst gefordert. Der Konsolidierungsprozess hat sicherlich in allen Betrieben mittlerweile dazu geführt, dass unnötiger Ballast abgeworfen wurde und die Kostenstrukturen durchleuchtet wurden. Darüber hinaus müssen wir uns zusammen mit den Partnern auf Handelsseite der Frage zuwenden, ob die derzeitige Modellpolitik nicht verändert werden muss. Wenn zu jeder (Haus-) Messe eine Vielzahl neuer Modelle auf dem Markt sein muss, hat weder der Handel noch der Verbraucher die Zeit, die Neuerungen ausreichend zu würdigen. Falls die Entwicklungsabteilungen die Möglichkeiten hätten, eine langfristig angelegte Linie zu verfolgen, anstatt vielfach kurzfristige Produktkosmetik zu betreiben, wäre dem Produkt, dem Handel und dem Verbraucher gedient. Dies würde auch finanzielle Mittel für noch mehr Innovation und Kreativität in diesem Bereich freisetzen. Zu denken ist hier zum Beispiel an in anderen Industriebereichen bereits erfolgreich umgesetzte Plattformkonzepte: mit einem Grundkorpus mehrere Modellinien ausstatten – auch in der Möbelindustrie ein denkbarer Weg. Weniger, dafür aber besser durchdachte Neuerungen würden vielleicht beiden Seiten wirtschaftlich nutzen und das Enttäuschungspotenzial verringern.

Manchmal sind es zudem vermeintliche Kleinigkeiten, die wirtschaftliche Verbesserungen bringen können und oftmals in ihrer Wirkung völlig unterschätzt werden. Deshalb zum Abschluss noch eine Bitte an den Handel: Gerade für den bevorstehenden Möbel-Herbst und -Winter sollten die Möglichkeiten der verlängerten Öffnungszeiten am Samstag auch tatsächlich genutzt werden. Derzeit findet sich außerhalb der Billiganbieter kaum ein Möbelhaus, das nach 18.00 Uhr noch geöffnet ist. Hier überlassen wir leider viel zu lethargisch anderen das Feld und erkennen unsere Absatzchancen nicht, während familienfreundlicher Einkaufszeiten Wohnwünsche zu wecken und zu erfüllen. Denn die ganzheitliche Darstellung des „Wohnens“ haben wir uns ja auf die Fahnen geschrieben.

Damit komme ich zu einigen Aussagen zu aktuellen Trends in der Möbelbranche: der „Repräsentations-Zwang“ der Vergangenheit hat sich geändert in eine „Repräsentations-Lust“, in der der Mensch seine persönliche, individuelle Lebensart darstellt. Das neue Jahrtausend und seine anspruchsvollen Konsumenten legen vielmehr Wert auf individuelle Lebensräume, gestaltet nach neuesten technischen wie auch designorientierten Kriterien. Wohlfühlen steht gegenüber Stildurchgängigkeit im Vordergrund. Das Bedürfnis nach Individualität geht eng zusammen mit dem Bedürfnis nach Lebensqualität. Folgerichtig ist heutiges Design vor allem von Vielfalt geprägt.

Und vielfältiger wird auch die Einteilung des Wohnens in unterschiedliche Definitionen. Zum einen ist es das Bedürfnis des Menschen, sich nach emotionalen Kriterien einzurichten, zum anderen kommt es dank zunehmender Globalisierung zu immer mehr Geschmacksideen durch weltweite Stilvielfalt. Gerade hier hat unsere mittelständisch strukturierte Industrie große Vorteile, weil wir jeden Einrichtungsgeschmack bedienen und jedes Wohnproblem lösen können.

Ein Trend beschreibt eine Strömung, eine Richtung, eine Hinwendung. Hier ist Vielfalt angesagt. Aktuelle Entwürfe reichen daher vom innovativen Neuen, über das Multifunktionale, bis hin zu in der Retrospektive entstandenem. Viele Entwürfe für eine neue Möbelgeneration verkörpern für die Verbraucher einen Mehrwert, den sie als kaufauslösenden Faktor auch benötigen. Hier sind veränderbare und flexible Möbel gemeint, die sich den unterschiedlichen Bedürfnissen und der Kreativität ihrer Nutzer schnell und einfach anpassen können.

Über allem schwebt aber der Megatrend Homing. Er beschreibt das wachsende Bedürfnis der Menschen nach Sicherheit und Geborgenheit im eigenen Zuhause. Im insgesamt schwierigen Umfeld wird sich in naher Zukunft für unsere Branche - so sind sich die Zukunftsforscher einig – eine gute Umsatzchance ergeben. Das Heim ist das Zentrum der Welt, dient als Schutzhafen und als Mittelpunkt aller Energieanstrengungen des Lebens. Homing ist die Weiterentwicklung des seit den späten 70er Jahren bekannten Cocoonings. In einer Gegenbewegung auf die rapiden gesellschaftlichen Veränderungsprozesse, die als verunsichernd und stressig empfunden werden, richtet sich der Blick des Konsumenten auf das, was von ihm selbst gestaltbar und grundsätzlich sicher erscheint. Grundmotiv ist die Suche nach Geborgenheit und Sicherheit. Die „alte“ Welt ist nicht mehr das alte Zuhause. Aber die Wohnung kann zur eigenen Welt werden. Und Zuhause ist es auch noch möglich, zu gestalten. Hier behält der Konsument seine gewünschte Gestaltungsmacht, die er in keinem anderen Feld so sehr finden kann. Das eigene Heim kann ein Spiegel der Erfolgserlebnisse werden. Hier kann jeder direkt sehen, was die Anstrengungen bewirkt haben.

Quelle und Kontaktadresse:
Hauptverband der Deutschen Holz und Kunststoffe verarbeitenden Industrie und verwandter Industriezweige e.V. (HDH) Flutgraben 2, 53604 Bad Honnef Telefon: 02224/93770, Telefax: 02224/937777

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