Deutsche Kinderhilfe begrüßt Vorschläge der EU zur Bekämpfung von Pädokriminalität
(Berlin) - Die Deutsche Kinderhilfe begrüßt die heute (29. März 2010) von der EU-Innenkommissarin Cecilia Malmström vorgestellten Vorschläge zur Bekämpfung von Pädokriminalität und fordert ein konzertiertes Handeln der EU-Länder in diesem Bereich. Die vorgeschlagenen Maßnahmen, die größtenteils von der Deutschen Kinderhilfe seit Jahren gefordert werden, sollten Anlass zur Etablierung von effektiveren Mitteln gegen Pädokriminalität geben. Denn Kinder, die sexualisierte Gewalt erfahren mussten, sind in Deutschland derzeit Opfer zweiter Klasse:
Sexualdelikte an Kindern werden in Deutschland im Gegensatz zu Raub oder Drogenhandel lediglich als Vergehen geahndet. Diese Delikte, die Opfer ihr Leben lang traumatisieren, müssen als Verbrechen geächtet werden.
Die Deutsche Kinderhilfe fordert die Verbesserung des Opferschutzes durch die Aufhebung der Verjährungsfristen bei sexuellem Missbrauch.
Deutschland benötigt flächendeckend kindgerechte Videovernehmungszimmer sowie speziell qualifizierte Richter und Staatsanwälte damit Delikte an Kindern zum einen möglichst Opfer schonend und zum anderen tatangemessen behandelt werden.
Das Herunterladen von so genannten "kinderpornographischen" Dateien - es handelt sich dabei um die Wiedergabe realen Kindesmissbrauchs - spielt in nahezu allen Fällen, in denen Sexualstraftäter verurteilt werden, eine Rolle. Diese Straftat wird mit nur maximal zwei Jahren bestraft. Wer Hollywoodfilme oder Software aus dem Netz herunterlädt, erhält wegen des "wirtschaftlichen Schadens" drei Jahre Haft. Dies führt dazu, dass die meisten Verfahren gegen Auflage oder durch Strafbefehl eingestellt werden. Insbesondere können keine Therapieauflagen verhängt werden. Dabei sind die Konsumenten "kinderpornographischen" Dateien keine harmlosen Voyeure, sie sind die Täter hinter den Tätern.
Das noch vor der Bundestagswahl 2009 von der großen Koalition beschlossene Zugangserschwerungsgesetz, ehemals "Gesetzes zur Bekämpfung von Kinderpornographie in Kommunikationsnetzen" wäre ein Schritt in die richtige Richtung gewesen und entspricht der klaren Forderung der Europäischen Kommission. Dass daneben Server aufgespürt und abgestellt werden müssen, der Kampf durch eine Verschärfung des Strafrechts und durch den flächendeckenden Aufbau von Schwerpunktabteilungen weitergehen muss, war stets eine Forderung der Deutschen Kinderhilfe.
Quelle und Kontaktadresse:
Deutsche Kinderhilfe e.V.
Julia Gliszewska, Sprecherin des Vorstandes
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