Deutsche Kinderhilfe zur heute vorgestellten forsa-Studie zur Gewalt an Kindern: Gewalt gegen Kinder vielfach immer noch "Erziehungsmittel" / Nationaler Aktionsplan Kinderschutz gefordert
(Berlin) - Die heute vom Institut forsa im Auftrag der Zeitschrift "ELTERN" vorgestellte Studie zum Thema Gewalt gegen Kinder offenbart dramatische Zahlen.
Eltern von mehr als 560.000 Kindern geben zu, ihre Kinder regelmäßig zu verprügeln ("Hintern versohlen"). Mehr als 1,4 Millionen Kinder in Deutschland werden von ihren Eltern ins Gesicht geschlagen (Ohrfeigen) und 5,6 Millionen Kinder erleben als Kleinkinder Gewalt als normales Erziehungsmittel ("Klaps auf den Po"). Ein weiteres verheerendes Signal: Im Vergleich zu einer vor 5 Jahren durchgeführten Studie haben sich diese Zahlen nur geringfügig verändert - Gewalt gegen Kinder ist ein gesamtgesellschaftliches Phänomen.
Trotz eines seit 2000 bestehenden gesetzlichen Gewaltverbotes in der Erziehung hat sich bei einer großen Anzahl von Eltern diese Erkenntnis nicht durchgesetzt. Es ist ferner zu berücksichtigen, dass bei der Datenerhebung nur Eltern befragt wurden, die bereit waren, über ihr Gewaltverhalten Auskunft zu erteilen. Damit ist von einer wesentlich höheren Dunkelziffer auszugehen.
Die Deutsche Kinderhilfe fordert einen nationalen Aktionsplan Kinderschutz, der auf Kampagnen und eine gezielte Beratung und Unterstützung der Eltern setzt. Ein gesamtgesellschaftlicher Mentalitätswandel ist von Nöten, denn bei Gewalt darf nur ein Null-Toleranz-Grundsatz gelten. Ohne bürgerschaftliches Engagement und eine Kultur des Hinsehens wird dies nicht gelingen. Dazu bedarf es aber des politischen Willens, eine solche mit allen Mittel herbeizuführen.
"Gäbe es vergleichbare verheerende Zahlen über rassistische, homophobe oder antifeministische Gesinnungen in der Gesellschaft, würde es zu Recht einen Aufschrei aller Interessengruppen, Gewerkschaften, Parteien, Verbänden bis zu den Kirchen geben. Die tägliche Gewalt gegen Kinder in Deutschland sollte Gleiches hervorrufen", so Georg Ehrmann, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Kinderhilfe.
Die Deutsche Kinderhilfe fordert die Parteien auf, bei diesem Thema auf den üblichen Streit zu verzichten und gemeinsam einem Klima den Weg zu bereiten, das den täglichen Gewalterfahrungen von Kindern in Deutschland ein Ende macht.
Quelle und Kontaktadresse:
Deutsche Kinderhilfe e.V.
Rolf Stöckel, Sprecher des Vorstandes
Schiffbauer Damm 40, 10117 Berlin
Telefon: (030) 24342940, Telefax: (030) 24342949
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