Deutsche und italienische Messeveranstalter wollen im Ausland mehr kooperieren / Hochrangiges Treffen der beiden führenden Messenationen in Berlin
(Berlin) - Italienische und deutsche Messegesellschaften wollen künftig stärker zusammenarbeiten, insbesondere bei der Durchführung von Messen auf anderen Auslandsmärkten. Dies wurde auf dem 2. Treffen führender deutscher und italienischer Messeveranstalter betont, das am 31.03. und 01.04.2003 in Berlin auf Einladung des AUMA Ausstellungs- und Messe-Ausschuss mit Unterstützung der italienischen Botschaft stattfand. Die Auftaktveranstaltung war im Jahr 2000 in Köln organisiert worden. Erstmals waren jetzt aber die Verbände beider Länder, der italienische Messeverband AEFI und der AUMA, direkt beteiligt.
Delegierte der AEFI unter Leitung ihrer Vizepräsidenten Prof. Raffaele Cercola, Präsident der Messe Neapel, und Dr. Lorenzo Cagnoni, Präsident der Messe Rimini, waren u. a. Vertreter aus Bologna, Bozen, Neapel, Padua, Pordenone, Rimini, Verona, Palermo, Parma und Vicenza. Aus dem Mitgliederkreis des AUMA waren u. a. Vertreter aus Berlin, Düsseldorf, Essen, Frankfurt, Köln, Leipzig, München und Nürnberg anwesend.
Eröffnet wurde die Tagung mit einem Grußwort des italienischen Botschafters Silvio Fagiolo. Von italienischer Seite wurden die gegenwärtigen Umstrukturierungen zahlreicher Messegesellschaften in privatrechtliche Unternehmen erläutert. Die neuen Organisationsformen sind teilweise auch mit Beteiligungen privater Investoren und Börsengängen verbunden. Bisher waren die meisten italienischen Messegesellschaften als öffentlich-rechtliche Institutionen organisiert.
Für die deutschen Messegesellschaften erläuterte Michael von Zitzewitz, Vorsitzender der Geschäftsführung der Messe Frankfurt, aktuelle Servicekonzepte zur umfassenden Betreuung von Ausstellern und Besuchern.
Zu unterscheiden sei zwischen Messeservices, die an den Messeplatz gebunden seien, wie z. B. Reinigung, Sicherheitsleistungen etc. Hier sei die Messegesellschaft alleiniger Anbieter, müsse aber bei der Preispolitik die Zufriedenheit der Kunden sicherstellen. Im Segment Marketingservices wie Unterstützung der Aussteller bei Werbung, PR, Standbau etc. stehe man im Wettbewerb mit anderen Anbietern. Grundsätzlich gelte aber, dass zunächst die Kommunikationsleistung der Messe selbst stimmen müsse. Schwächen auf diesem Gebiet könnten durch den besten Service nicht ausgeglichen werden. Breiten Raum nahm die Diskussion der Auslandsaktivitäten der Veranstalter in beiden Ländern ein. Erste Kooperationen auf Überseemärkten existieren bereits, z. B. der Messen München und Vicenza in Shanghai. Es gebe, so die Auffassung der Teilnehmer, zahlreiche weitere Branchen, in denen deutsche und italienische Veranstalter ihre Kompetenzen bündeln könnten, um gemeinsam auf entfernten Auslandsmärkten aufzutreten. So sei gegenwärtig ein gemeinsames Projekt der Messen München und Rimini in China in Planung.
In einem abschließenden Pressegespräch betonten Prof. Cercola und Dr. Cagnoni, italienische und deutsche Messen seien zwar grundsätzlich Konkurrenten, aber gerade im Rahmen europäischer Gemeinsamkeiten schließe dies nicht aus, projektbezogen zu kooperieren und gleichgerichtete Interessen zu vertreten, z. B. gegenüber der EU, wenn es um die Stärkung des Mediums Messe gehe. Ziel der privatrechtlichen Organisationsformen in Italien sei es einerseits, zusätzliche finanzielle Mittel für Investitionen in Gelände und Messeprogramme zu erhalten, andererseits werde die Möglichkeit zu strategischen Allianzen mit anderen in- und ausländischen Partnern eröffnet. Ganz oder teilweise in Privateigentum seien inzwischen die Messen Mailand, Turin und Bologna.
Dr. Hermann Kresse, Geschäftsführendes Vorstandsmitglied des AUMA, betonte, Italien gehöre zu den Ländern, zu denen die deutsche Messewirtschaft besonders intensive Beziehungen unterhält. Im Jahr 2002 seien rund 13.000 italienische Aussteller auf die internationalen Messen in Deutschland gekommen, fast 60 % mehr als vor zehn Jahren. Außerdem kämen jährlich rund 110.000 Besucher aus Italien auf deutsche Messen.
Umgekehrt seien jährlich mehrere Tausend deutsche Aussteller und zehn Tausende Besucher auf den italienischen Fachmessen vertreten. Die erste Auslandsbeteiligung deutscher Unternehmen nach dem zweiten Weltkrieg wurde bereits im Jahr 1948 in Mailand organisiert.
In diesem Jahr planten die deutschen Messeveranstalter mehr als 150 eigene Messen in anderen Ländern, vorrangig in Asien, aber auch zwei in Italien.
Zu den Auswirkungen des Irak-Krieges auf die Messewirtschaft betonte Dr. Kresse, dass die Aussteller- und Besucherzahlen auch aus dem Ausland bisher noch weitgehend stabil sind. Nur vereinzelt wurden Absagen registriert. Ein längerer Krieg mit entsprechenden Auswirkungen auf die Weltkonjunktur könnte allerdings erhebliche Folgen auch für Messen haben.
Quelle und Kontaktadresse:
Ausstellungs- und Messe-Ausschuss der Deutschen Wirtschaft e.V. (AUMA)
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