Pressemitteilung | Deutsches Verkehrsforum e.V. (DVF)

Deutsches Verkehrsforum diskutiert Interessenausgleich: Luftfracht braucht Nachtflug und Bürgerakzeptanz

(Berlin) - "Wir brauchen einen Ausgleich zwischen Anwohnerinteressen und wirtschaftlichen Chancen des Luftfrachtverkehrs in Deutschland, denn das Luftfrachtgeschäft ist für die Zukunft unseres Landes ausgesprochen wichtig.", hat Thomas Hailer, Geschäftsführer des Deutschen Verkehrsforums, auf der Diskussionsveranstaltung des Wirtschaftsverbandes das konfliktreiche Thema des Nachtflugs kommentiert.

Im Mittelpunkt der Veranstaltung standen die Themen Nachtflug und Fluglärmschutz. Markus Kopp, Vorstand der Mitteldeutschen Flughafen AG betonte: "Für global vernetzte Produktionsabläufe ist der Nachtflug unverzichtbar. Wir brauchen in Deutschland leistungsfähige, nachtoffene Luftfrachtstandorte. Ohne die nötigen Betriebszeiten und ohne Planungssicherheit wandern Express-Luftfrachtunternehmen mit ihren Arbeitsplätzen an andere Standorte ab, Grenzen spielen dabei keine sonderliche Rolle. Die Flughäfen nehmen die Schutzbedürfnisse der Betroffenen sehr ernst. Das zeigt sich deutlich daran, dass wir in Leipzig/Halle die gleiche Summe, die wir als jährlichen Umsatz erwirtschaften in Lärmschutzmaßnahmen investieren."

Eine sachliche und verantwortungsvolle Herangehensweise an das Thema Nachtflug und Lärmschutz für alle Betroffenen forderte Karl-Ulrich Garnadt, Vorsitzender des Vorstands der Lufthansa Cargo AG, ein. Garnadt betonte, dass die Lufthansa Cargo ihre Zukunft weiterhin in Frankfurt sehe, auch wenn die durch das Nachtflugverbot verursachte Ergebnisbelastung mit über 40 Millionen Euro pro Jahr schmerzhaft sei: "Das Urteil zum Nachtflugverbot zwischen 23 und 5 Uhr haben wir zu akzeptieren und auf dieser Grundlage neu zu planen. Das heißt konkret: wir haben unsere Ausbauplanung um ein fünftel reduziert! Forderungen nach noch weitergehenden Betriebsbeschränkungen am Frankfurter Flughafen sind völlig unverantwortlich."

Besorgt zeigte sich Michael Garvens, Vorsitzender der Geschäftsführung der Flughafen Köln/Bonn GmbH, über die zunehmenden Betriebsbeschränkungen an deutschen Flughäfen, insbesondere beim größten Drehkreuz Frankfurt. Die Lage werde für die verbliebenen Standorte mit Nachtflugbetrieb nicht einfacher, wenn sich die Anlaufpunkte für nächtliche Fracht immer weiter konzentrierten: "Eine exportorientierte Nation wie Deutschland braucht nachtoffene Flughäfen, will sie perspektivisch nicht den Anschluss verlieren. Auch dürfen bestehende Betriebsgenehmigungen nicht nachträglich geändert werden. Investitionen brauchen Planungssicherheit."

"Express-Dienstleistungen sind ein unverzichtbarer Bestandteil einer modernen Wirtschaft. Güter müssen rund um die Uhr, insbesondere während der Nacht, transportiert werden können. All das bietet das europäische Luftfrachtdrehkreuz von DHL in Leipzig/Halle und macht es deshalb so erfolgreich. Die Deutsche Post DHL hat hier bislang über 350 Millionen Euro investiert und bietet inzwischen mehr als 3500 Menschen einen Arbeitsplatz." bezifferte Markus Otto, Geschäftsführer, DHL European Air Transport Leipzig GmbH, die wirtschaftlichen Effekte eines nachtoffenen Flughafens.

Der Staatssekretär im Finanzministerium des Landes Sachsen-Anhalt, Michael Richter, gab zu bedenken, dass staatliche Cargo-Hubs in Asien und Nahost von ihren Heimatländern massiv als Wachstumsmotoren gefördert würden. Die bundesdeutsche Verkehrspolitik müsse daher verstärkt der strategischen Bedeutung des Standorts Leipzig/Halle im gesamtdeutschen Interesse Rechnung tragen.

Stephan Kühn, MdB, Verkehrspolitischer Sprecher der Fraktion Bündnis 90/ Die Grünen im Deutschen Bundestag plädierte dafür, Flughäfen in den Bundesverkehrswegeplan aufzunehmen. Nach seiner Einschätzung sollte die Bedeutung und Machbarkeit von Nachtflügen an verschiedenen Standorten differenziert beurteilt werden, in der Nacht aber generell nur besonders leises Fluggerät zugelassen werden.

Bettina Kudla, MdB betonte die Wichtigkeit Nachtfluggenehmigung der für den Flughafen Halle/Leipzig, da die Flughäfen im internationalen Wettbewerb stünden. Allerdings müsse man sich auch um das Lärmproblem und die Betroffenen ernsthaft kümmern.

Lärmschutzbemühungen sollten nach Ansicht von Thomas Jühe, Bürgermeister der Stadt Raunheim und Vorsitzender der Fluglärmkommission Frankfurt, stärker internationalisiert werden. Außerdem sei es wichtig, die Entwicklung von Siedlungen im Umland von Flughäfen verantwortungsvoll zu steuern und Nutzungskonflikte proaktiv zu lösen.

Quelle und Kontaktadresse:
Deutsches Verkehrsforum e.V. Ingrid Kudirka, Leiterin, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Klingelhöferstr. 7, 10785 Berlin Telefon: (030) 2639540, Telefax: (030) 26395422

(tr)

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