Deutsches Wirtschaftswachstum nur noch 1,0 Prozent
(Berlin) - Das Bruttoinlandsprodukt in Deutschland wird in diesem Jahr nur noch um 1,0 % wachsen. Erst für das kommende Jahr ist mit einer spürbaren Erholung der Konjunktur und einem Wirtschaftswachstum von 2,3 % zu rechnen. Zu dieser Konjunkturprognose kommt das DIW Berlin in seiner am 10. Juli 2001 veröffentlichten Sommer-Grundlinien zur Wirtschaftsentwicklung 2001/2002. Auch im Euroraum deutet sich für dieses Jahr eine weitere Verlangsamung der gesamtwirtschaftlichen Expansion an; die Zunahme des Bruttoinlandsprodukts wird nur 1,9 % betragen. Zu einer Belebung wird es erst im Jahre 2002 kommen; die gesamtwirtschaftliche Produktion nimmt dann um 2,5 % zu. Zur nachhaltigen Überwindung der Konjunkturschwäche schlägt das DIW Berlin eine 4-Punkte-Strategie für die Geld-, Lohn- und Finanzpolitik vor.
Details
Das Bruttoinlandsprodukt in Deutschland wird in diesem Jahr nur noch um 1,0 % wachsen. Erst für das kommende Jahr ist mit einer spürbaren Erholung der Konjunktur und einem Wirtschaftswachstum von 2,3 % zu rechnen. Zu dieser Konjunkturprognose kommt das DIW Berlin in seinen Sommer-Grundlinien zur Wirtschaftsentwicklung 2001/2002. Auch im Euroraum deutet sich für dieses Jahr eine weitere Verlangsamung der gesamtwirtschaftlichen Expansion an; die Zunahme des Bruttoinlandsprodukts wird nur 1,9 % betragen. Zu einer Belebung wird es erst im Jahre 2002 kommen; die gesamtwirtschaftliche Produktion nimmt dann um 2,5 % zu. Zur nachhaltigen Überwindung der Konjunkturschwäche schlägt das DIW Berlin eine 4-Punkte-Strategie für die Geld-, Lohn- und Finanzpolitik vor.
Die Konjunktur hat weltweit an Dynamik verloren. Besonders kräftig war die Abschwächung in den USA. Japan droht nach 1999/2000 wieder eine Rezession. Diese weltwirtschaftlichen Belastungen schlagen im Jahre 2001 voll auf den Euroraum durch. Sie beenden den kräftigen Aufschwung vom vergangenen Jahr und damit die Hoffnungen auf eine deutliche Rückführung der Arbeitslosigkeit. Größtes Hindernis für den Aufschwung im Euroraum ist in diesem Jahr der überraschend hohe Preisauftrieb. Verwerfungen auf den internationalen Benzinmärkten, die aus Engpässen im Raffineriebereich resultierten, haben zu einem zeitweise drastischen Anstieg der Treibstoffpreise geführt. Auch die Tierseuchen führten zu steigenden Preisen, besonders bei den Nahrungsmitteln. Als Folge konnten die zum Teil massiven Steuererleichterungen in einigen Ländern der Eurozone ihre expansive Wirkung auf den privaten Verbrauch nicht in der erwarteten Weise entfalten. Diese Effekte fallen umso mehr ins Gewicht, als die Konjunktur wegen der Straffung der europäischen Geldpolitik im vergangenen Jahr ohnehin nach unten gerichtet ist.
Im kommenden Jahr wird sich das konjunkurelle Klima wieder etwas aufhellen. Dank einer stark expansiven Wirtschaftspolitik in den USA wird sich die Wirtschaft dort kräftig erholen. Nach einem Wachstum von 1,4 % in diesem Jahr rechnet das DIW Berlin für das kommende Jahr mit einem Anstieg des Bruttoinlandsprodukts in den USA um 2,2 %. Belebend auf die Konjunktur im Euroraum wird sich auch die vom DIW Berlin erwartete Lockerung der Geldpolitik der EZB auswirken (Senkung der Leitzinsen um einen halben Prozentpunkt im Sommer 2001).
In diesem Jahr konnte sich auch die deutsche Wirtschaft den weltwirtschaftlichen Belastungen nicht entziehen. Im Gegenteil - Deutschland ist wegen seiner hohen Exportquote von allen negativen Effekten besonders betroffen. Die positive Wirkung der Steuerreform wird nach Ansicht des DIW Berlin auch dann nicht zum Tragen kommen, wenn sich das Preisklima wieder beruhigt hat. Zwar wird der Preisanstieg im Jahresdurchschnitt mit 2,7 % geringer als im ersten Halbjahr ausfallen. Jedoch ist mit sinkenden Preisen nicht zu rechnen und insofern auch nicht mit verzögerten Impulsen aus der diesjährigen Stufe der Steuerreform in nennenswertem Umfang.
Die Beschäftigungsentwicklung in Deutschland wird im Jahre 2001 schwach bleiben. Das DIW Berlin rechnet für dieses und das nächste Jahr mit einer Zunahme um jeweils 0,5 %. Im kommenden Jahr dürfte sich die Lage auf dem Arbeitsmarkt dann etwas entspannen. Im Herbst 2002 wird sich die saisonbereinigte Zahl der Arbeitslosen voraussichtlich auf rund 3,7 Mill. Personen belaufen. Das Berliner Institut hält es jedoch für möglich, dass in einzelnen Monaten des kommenden Jahres der nicht saisonbereinigte Wert in der Größenordnung von 3,5 Mill. liegt.
Das DIW Berlin schlägt zur nachhaltigen Überwindung der Konjunkturschwäche eine 4-Punkte-Strategie vor:
1. Die Geldpolitik senkt die Leitzinsen rasch auf 2½ %; das sind 1½ Prozentpunkte mehr als in dieser Prognose unterstellt. Das entspricht dem Niveau nach der Asienkrise 1999.
2. Die Lohnpolitik im Euroraum muss produktivitätsorientiert sein. Dies lässt Lohnerhöhungen von gut 3 % zu.
3. Die Lohnpolitik stärkt durch längerfristig orientierte Lohnabkommen das Vertrauen der Geldpolitik in eine stabilitätsgerechte Lohnentwicklung. Vorreiter muss die deutsche Lohnpolitik sein, da deren Abschlüsse auf andere EWU-Länder ausstrahlen.
4. Die Finanzpolitik im Euroraum nimmt - wie in der Prognose tendenziell unterstellt - konjunkturbedingt höhere Defizite hin. Ein starres Festhalten an dem vereinbarten Zielpfad bei den Defiziten würde eine Rezession heraufbeschwören. Diese Forderung bedeutet nicht zwangsläufig, dass das Ziel des Budgetausgleichs auf längere Sicht aufgegeben wird.
Den vollständigen Wochenbericht können Sie unter http://www.diw.de/deutsch/publikationen/wochenberichte/aktuell/ herunterladen.
Nach Meinung des DIW Berlin müssen alle Elemente dieser 4-Punkte-Strategie verwirklicht werden, wenn es in Deutschland und Europa zu einem beschäftigungsintensiven Aufschwung kommen soll.
Quelle und Kontaktadresse:
Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung (DIW)
Königin-Luise-Str. 5
14195 Berlin
Telefon: 030/897890
Telefax: 030/89789200