Pressemitteilung | Deutscher Gewerkschaftsbund (DGB) - Bundesvorstand

Deutschland braucht eine andere Wirtschaftspolitik

(Berlin) - Zu den aktuellen Arbeitsmarktzahlen und zur Ausbildungsplatzsituation nahmen die DGB-Vorstandsmitglieder Heinz Putzhammer und Ingrid Sehrbrock am 31. August in Berlin Stellung: Heinz Putzhammer: "Der leichte Rückgang der saisonbereinigten Arbeitslosigkeit markiert keine Trendwende auf dem Arbeitsmarkt. Besonders dramatisch ist der Rückgang der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungsverhältnisse um mehr als 400.000 im Vorjahresvergleich. Diese Entwicklung gefährdet die sozialen Sicherungssysteme.

Die hohe Arbeitslosigkeit ist auch Ergebnis einer falschen Wirtschaftspolitik, die seit mehr als 25 Jahren versucht durch Veränderungen im Steuer- und Abgabensystem und weniger Regeln auf dem Arbeitsmarkt den Wachstumsmotor wieder zum Laufen zu bringen. Alles vergebens. Die so genannten Strukturrefomen haben die Lage nicht verbessert. Eine Erhöhung der Dosis der falschen Medizin, wie sie von konservativ-liberaler Seite aktuell eingefordert wird, verschärft lediglich die Wachstumsschwäche und Arbeitsmarktkrise.

Deutschland braucht eine Wirtschaftspolitik, die sowohl die Angebots- als auch die Nachfrageseite der Volkswirtschaft berücksichtigt. Dies erfordert in einem Umfeld chronischer Konsumschwäche konjunkturpolitisches Handeln. Ohne eine Erhöhung der öffentlichen Investitionen, ohne eine Zinssenkung durch die EZB und ohne eine verteilungsneutrale Lohnentwicklung wird sich Deutschland weiterhin nicht bewegen."

Ingrid Sehrbrock: "Trotz steigender Schulabgängerzahlen bewerben sich jetzt gegenüber 2004 erstmals deutlich weniger Jugendliche überhaupt noch um betriebliche Ausbildung. Selbst diese sinkende Nachfrage können die ausbildenden Betriebe, Unternehmen und Verwaltungen bei weitem nicht befriedigen. Das gemeldete betriebliche Ausbildungsangebot ist erneut und im Trend liegend wieder um knapp zehn Prozent gegenüber August 2004 zurückgegangen.

Eine Trendumkehr ist nicht erkennbar. Obwohl die Schulabgängerzahlen in Ostdeutschland erstmals gesunken sind, steigt die Zahl der unvermittelten Bewerberinnen und Bewerber weiter an. Insgesamt liegt die Zahl unvermittelter Ausbildungsuchender um rund 10.000 höher als 2004. Es kommen jetzt noch vier Ausbildungsuchende auf einen unbesetzten Ausbildungsplatz.

Wirtschaft und Politik sind gegenüber den jungen Menschen in der Pflicht, zukunftsfähige Ausbildungsangebote zu schaffen. Ich hoffe, dass angesichts dieser Zahlen nicht nur Betriebs- und Personalräte, sondern auch Personalabteilungen, Geschäftsführungen und Firmeninhaber Reserven mobilisieren und weitere Ausbildungsangebote bereitstellen."

Quelle und Kontaktadresse:
Deutscher Gewerkschaftsbund (DGB), Bundesvorstand Henriette-Herz-Platz 2, 10178 Berlin Telefon: 030/24060-0, Telefax: 030/24060324

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