Pressemitteilung | Deutsche Forschungsgemeinschaft e.V. (DFG)

DFG legt Jahresbericht 2001 vor: Stammzellforschung zentrales Themenfeld

(Bonn) - Die Diskussion um die Forschung mit humanen embryonalen Stammzellen war eines der zentralen Themenfelder, das die Deutsche Forschungsgemeinschaft im vergangenen Jahr bewegt hat und die Schnittstelle zwischen Wissenschaft, Gesellschaft und Politik eindrucksvoll sichtbar werden ließ, schreibt DFG-Präsident Professor Ernst-Ludwig Winnacker im Vorwort zum jetzt vorgelegten Jahresbericht über das Jahr 2001.

In einer Stellungnahme vom Mai des vergangenen Jahres spricht sich die DFG für ein stufenweises Vorgehen aus, das den Import von im Ausland hergestellten menschlichen embryonalen Stammzelllinien unter strengen Auflagen vorsieht.
Mit Rücksicht auf den gesellschaftlichen Diskurs wurde im vergangenen Jahr die Entscheidung über einen Antrag des Bonner Neurowissenschaftlers Oliver Brüstle für ein Projekt, das den Import einer embryonalen Stammzelllinie aus dem Ausland vorausgesetzt hätte, mehrfach verschoben, um dem Deutschen Bundestag Gelegenheit zu geben, sich dieser Frage anzunehmen. Das in diesem Frühjahr verabschiedete Gesetz erlaubt den Import unter strengen Bedingungen, so dass die DFG das beantragte Projekt bewilligen konnte.

Ein neues strategisches Förderinstrument der DFG feierte 2001 in Bremen ("Ozeanränder"), Würzburg ("Experimentelle Biomedizin - Target Protein Research") und Karlsruhe ("Funktionelle Nanostrukturen") gleich dreifach Premiere. Das Programm soll einerseits dem internationalen wissenschaftlichen Nachwuchs eine attraktive Alternative zu den USA oder England bieten und andererseits eine Magnetwirkung auf Spitzenwissenschaftler aus dem Ausland ausüben, unterstreicht der DFG-Präsident.

Ziel ist es daher auch, die unmittelbaren Voraussetzungen erfolgreicher, interdisziplinärer Forschung zu verbessern und die besten Ideen zur Optimierung der Ausbildungs- und Organisationsstrukturen an den Hochschulen zu realisieren. Jedes Zentrum wird mit rund fünf Millionen Euro pro Jahr unterstützt, wobei der DFG für die ersten drei Jahre der Laufzeit dieses Programms insgesamt Mittel in Höhe von 47 Millionen Euro von der Bundesregierung aus den UMTS-Geldern zur Verfügung gestellt werden.

Um die Möglichkeiten für den wissenschaftlichen Nachwuchs zu verbessern, hat die DFG ihre Nachwuchsprogramme in Deutschland für ausländische Hochschulabsolventen geöffnet. Für das Programm "Graduiertenkollegs", seit 1990 Markenzeichen der Doktorandenausbildung, stellt der erfolgreiche Ausbau der internationalen Komponente eine wichtige Errungenschaft des vergangenen Jahres dar. Mittlerweile gibt es 27 internationale Kollegs, an denen Partner aus 13 Ländern beteiligt sind. Erhöhte Aufmerksamkeit widmet die DFG dabei Kooperationen mit Universitäten in Mittel- und Osteuropa sowie Übersee.

Ebenso wichtig wie eine strukturierte und koordinierte Doktorandenausbildung sei es, jungen Wissenschaftlern die Möglichkeit zur selbstständigen Forschung zu geben. Im internationalen Vergleich ist in Deutschland die Diskrepanz zwischen Selbstständigkeit der Hochschullehrer und Abhängigkeit des Nachwuchses am größten und kann dazu beitragen, dass junge Leute sich gegen eine wissenschaftliche Karriere entscheiden, kritisiert Winnacker. Mit der Anfang des vergangenen Jahres eingeführten Möglichkeit, die eigene Stelle zu beantragen, will die DFG dieser Spannung Rechnung tragen, indem sie dem wissenschaftlichen Nachwuchs einen Weg aus der abhängigen Forschung hin zur selbstständigen Bearbeitung von Forschungsprojekten weist.

Nach der Eröffnung des Deutsch-Chinesischen Zentrums im Jahr 2000 hat die DFG nun auch in Washington eine kleine Geschäftsstelle eingerichtet. Die DFG hält es für wichtig, ihre fast 1000 Stipendiaten in den USA verstärkt zu betreuen und zu beraten, auch mit der Absicht, einen Teil der Nachwuchswissenschaftler für Deutschland zurückzugewinnen.

Mit Aufmerksamkeit betrachtet die DFG die Entwicklungen im Umfeld der 5. Novelle des Hochschulrahmengesetzes, deren allgemeine Zielrichtung sie begrüßt. Die DFG ist besorgt, ob die Hochschulen von der Möglichkeit der Befristung von Arbeitsverhältnissen im Anschluss an die Qualifizierungsphase einen angemessenen forschungsfreundlichen Gebrauch machen werden: Das neue Befristungsrecht ermöglicht grundsätzlich die Begründung von Arbeitsverhältnissen nach Maßgabe des Teilzeit- und Befristungsgesetzes, wenn für die Befristung ein sachlicher Grund - wie etwa die Mitarbeit in einem DFG-Projekt - gegeben ist.

Auf anfängliche Skepsis und teilweise vehement vorgetragene öffentliche Kritik ist die DFG gestoßen, nachdem sie im vergangenen Jahr ihre Publikationsförderung umgestellt und deutlich erweitert hatte. Zukünftig kann eine Publikationsförderung bei der DFG unmittelbar mit einem Projekt oder einem Stipendium beantragt werden, wobei die Publikationsform in der freien Wahl des Antragstellers liegt. Auf diesem Wege will die DFG dazu beitragen, in allen wissenschaftlichen Disziplinen die jedem Projekt angemessene Form der Veröffentlichung von Forschungsergebnissen zu unterstützen, betont der Präsident.

Im Jahr 2001 standen der DFG 1205,2 Millionen Euro zur Verfügung. Zu berücksichtigen sind in dieser Summe 3,4 Millionen Euro aus Stiftungen und sonstigen privaten Zuwendungen sowie 1,2 Millionen Euro aus eigenen Einnahmen. Rund 58 Prozent der übrigen Finanzmittel kamen vom Bund und rund 42 Prozent von den Ländern.

Von den im Jahr 2001 bewilligten Fördermitteln entfielen auf die Geistes- und Sozialwissenschaften 16 Prozent, auf die Biologie und Medizin 36,4 Prozent, auf die Naturwissenschaften 24,2 Prozent und auf die Ingenieurwissenschaften 23,4 Prozent.

Die Mittel der DFG kamen überwiegend der Forschung in den Hochschulen zugute. Für die Förderung von Einzelprojekten bewilligte die DFG 433,5 Millionen Euro, für Programme der direkten Nachwuchsförderung (Forschungsstipendien, Habilitanden-Stipendien, Stipendien im Heisenberg-Programm sowie Auslandsstipendien und Nachwuchsgruppen im Emmy Noether-Programm) waren es 50,8 Millionen Euro. Koordinierte Programme (Sonderforschungsbereiche, DFG-Forschungszentren, Graduiertenkollegs, Schwerpunktprogramme, Forschergruppen, Klinische Forschergruppen und Geisteswissenschaftliche Zentren) schlagen mit 651,2 Millionen Euro zu Buche, für wissenschaftliche Preise (Gottfried Wilhelm Leibniz-Programm, Gerhard Hess-Programm, Heinz Maier-Leibnitz-Preis, Eugen und Ilse Seibold-Preis, Albert Maucher-Preis und Communicator-Preis) wurde ein Betrag in Höhe von 16,5 Millionen Euro vergeben. Der Infrastrukturförderung, zu der die Hilfseinrichtungen der Forschung sowie Wissenschaftliche Literaturversorgungs- und Informationssysteme gehören, kamen 34,4 Millionen Euro zugute. Für Ausschüsse und Kommissionen stellte die DFG 3,5 Millionen Euro bereit, Beiträge zur ergänzenden Unterstützung internationaler wissenschaftlicher Kontakte addieren sich auf 20,9 Millionen Euro.

Für 297 Sonderforschungsbereiche wurden insgesamt 340,9 Millionen Euro bewilligt, 20 Transferbereiche erhielten 2,9 Millionen Euro. Für 285 Graduiertenkollegs wurden 2001 insgesamt 73,8 Millionen Euro bewilligt. An diesen Kollegs waren 4306 Stipendiaten beteiligt, davon 1598 Frauen (37,1 Prozent).

Im Jahr 2001 wurden 8303 Personenjahre für Wissenschaftler auf ganzen Stellen bewilligt (447,2 Millionen Euro) und 9628 Personenjahre für Wissenschaftler auf halben Stellen (230,1 Millionen Euro). Doktorandenstipendien (im Rahmen von Graduiertenkollegs) addieren sich auf 3777 Personenjahre (41,5 Millionen Euro), Postdoktorandenstipendien auf 1461 Personenjahre (39,9 Millionen Euro).

Die im Jahr 2001 bewilligten Beträge verteilen sich zu 66,2 Prozent auf Personalmittel für wissenschaftliches Personal (758,7 Millionen Euro), 12,3 Prozent für nichtwissenschaftliches Personal (140,7 Millionen Euro), 17,5 Prozent für Sachmittel (200,8 Millionen Euro) und 4,0 Prozent für Investitionsmittel (46,2 Millionen Euro).

Im Jahr 2001 wurden insgesamt 727 Stipendienanträge bewilligt, darunter 225 Anträge von Frauen (30,9 Prozent). 450 Bewilligungen wurden für Forschungsstipendien, 113 für Habilitanden-Stipendien, 105 für Heisenberg-Stipendien und 59 für Auslands-Stipendien im Emmy Noether-Programm ausgesprochen. Von der Möglichkeit, ein Stipendium mit einem DFG-finanzierten Forschungsaufenthalt im Ausland zu verbinden, machten 68,6 Prozent aller Stipendiaten Gebrauch. Hohen Zuspruch findet diese Möglichkeit vor allem in den biologisch-medizinischen Fächern. Die durchschnittliche Aufenthaltsdauer beträgt 14 Monate. Hauptzielland sind die USA (54,2 Prozent).

Die elektronische Version des Jahresberichts ist über das Internetangebot der DFG zugänglich: http://www.dfg.de/jahresbericht. Dort findet sich auch der Berichtsteil "Programme und Projekte", der eine Übersicht zu den 2000 und 2001 bewilligten Fördermaßnahmen gibt. Koordinierte Programme, Hilfseinrichtungen und Preisträger werden dort in Form von Kurzprofilen (deutsch/englisch) vorgestellt. Eine CD-ROM Version dieses Jahresberichts, die zusätzlich den Berichtsteil "Programme und Projekte" enthält, kann bestellt werden beim Bereich Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Tel.: 0228 / 885-2109 oder per E-Mail an nina.gotthardt@dfg.de.

Quelle und Kontaktadresse:
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) Kennedyallee 40 53175 Bonn Telefon: 0228/8851 Telefax: 0228/8852777

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