DGB-Ausbildungsreport 2006: IT-Dienstleistungsbranche Top, Wachschutzgewerbe und Werbekaufleute Flop / Ausbildungsnotstand führt zu schleichendem Qualitätsabbau
(Berlin) - Der DGB hat seinen Ausbildungsreport 2006 vorgestellt die erste Studie mit einem Ranking der besten Ausbildungsberufe. 3.145 Auszubildende aus 95 Ausbildungsberufen wurden befragt. Dazu sagte die stellvertretende DGB-Vorsitzende Ingrid Sehrbrock am Donnerstag (26. Oktober 2006) in Berlin:
Die beste Ausbildung erhalten die IT-Systemelektroniker/innen, Fachinformatiker und Mechatroniker also Auszubildende in hochqualifizierten, spezialisierten Berufen. Die schlechteste Ausbildung erhalten die Auszubildenden in freien Berufen sowie die Werbekaufleute.
Besonders schlecht schneidet auch die Wachschutzbranche und das Hotel- und Gaststättengewerbe ab. Grundsätzlich zeichnet sich ab: Die Ausbildung in der Industrie und in Großbetrieben ist besser als in kleineren Betrieben. Sie ist schlechter, wo die Gewerkschaften keinen Einfluss haben und wo es keine Betriebsräte gibt.
Der Ausbildungsreport zeigt: Der Ausbildungsnotstand mit rund 150.000 fehlenden Ausbildungsplätzen führt zu einem schleichenden Qualitätsabbau. Weil sie froh sind, überhaupt einen Ausbildungsplatz gefunden zu haben, nehmen die Auszubildenden zunehmend schlechte Ausbildungsbedingungen in Kauf.
Viele Azubis sehen sich selbst als flexible Arbeitsreserve und Handlanger. Sie leisten viele Überstunden, werden nicht richtig angelernt, sind häufig mit ausbildungsfernen Tätigkeiten betraut, und werden auf diese Weise zum Nutzen ihres Betriebes ausgenutzt. Gerade einmal 54 Prozent der Befragten gaben an, ihr Ausbilder stehe ,häufig zur Verfügung. 20 Prozent sagten, das sei ,selten bis ,nie der Fall. Überstunden sind in vielen Branchen zur Regel geworden, was zur Folge hat, dass die Zeit zum Lernen knapp wird.
Auszubildende mit einem betrieblichen Ausbildungsplatz sind besser dran als solche mit einem außerbetrieblichen Ausbildungsplatz. Insbesondere dann, wenn es eine betriebliche Interessenvertretung gibt. Die Auszubildenden im Betrieb lernen von erfahrenen Kollegen und können in schwierigen Situationen auf die Hilfe von Betriebs- und Personalrat zurückgreifen. Außerdem werden sie durchweg besser bezahlt. Sie verdienen durchschnittlich 605 Euro gegenüber 377 Euro für die außerbetrieblichen Auszubildenden. Diese fühlen sich daher häufig als Azubis 2. Klasse.
Unser Ausbildungsreport soll Ansporn sein, die Qualität der Ausbildung zu verbessern. Die verantwortlichen Kontrollinstanzen wie zum Beispiel die Industrie- und Handelskammern sind gefordert, Betriebe zu bestrafen, die ihre Pflichten vernachlässigen.
Hilfreich ist ein Qualitätsrahmen, den der DGB zusammen mit Wissenschaftlern entwickelt hat. Er zeigt, was die Auszubildenden erwarten dürfen und wann die Ausbildungsbetriebe ihre Pflichten verletzen. Der DGB bietet weiterhin über sein Online-Forum www.doktor-azubi.de Rat und Hilfe für Auszubildende. Von entscheidender Bedeutung ist aber, die Zahl der Ausbildungsplätze zu steigern. Wenn die Auszubildenden mehr Auswahl haben, müssen sie sich schlechte Ausbildung nicht länger gefallen lassen. Deswegen sagen wir: Schluss mit dem gescheiterten Ausbildungspakt. Her mit Ausbildungsumlagen wie in der Bauwirtschaft.
Quelle und Kontaktadresse:
Deutscher Gewerkschaftsbund (DGB), Bundesvorstand
Hilmar Höhn, Leiter, Presse- u. Öffentlichkeitsarbeit
Henriette-Herz-Platz 2, 10178 Berlin
Telefon: (030) 24060-0, Telefax: (030) 24060324
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