Pressemitteilung | Deutscher Hochschulverband (DHV)

DHV fordert mehr Professoren

(Bonn) - Auf die deutschen Hochschulen kommt in den nächsten Jahren nach der jüngsten Prognose der Kultusminister eine Lawine neuer Studierender zu. Zur Bewältigung dieses Ansturms fehlen den Universitäten jedoch viele Professorenstellen. Auf diese Tatsache hat der DHV hingewiesen und eine deutliche Erhöhung der Zahl der Professorenstellen verlangt. „Im Fächerdurchschnitt betreut in Deutschland ein einziger Professor rund 62 Studierende“, sagte der Präsident des DHV, Professor Dr. Bernhard Kempen. „Im Vergleich zu den amerikanischen Eliteinstitutionen wie Harvard oder Stanford, wo das Betreuungsverhältnis bei 1:10 oder besser liegt, ist die deutsche Universität in dieser Hinsicht nicht konkurrenzfähig.“ Seit 1995 sei die Zahl der Professoren an Universitäten von 25.000 auf 23.000 kontinuierlich zurückgegangen – mit weiterhin sinkender Tendenz. Angesichts der stetig wachsenden Zahl der Studienanfänger stehe bereits jetzt fest, daß sich das ohnehin schon ungünstige Betreuungsverhältnis zukünftig noch weiter verschlechtern werde, wenn die Politik nicht endlich gegensteuere.

Nach den Berechnungen der Kultusministerkonferenz (KMK) wird sich die Studienberechtigtenquote von 37 Prozent im Jahr 2000 auf gut 39 Prozent im Jahr 2008 erhöhen und in den folgenden Jahren bis 2020 auf diesen Wert einpendeln. Dies bedeutet, daß nach den Annahmen der Kultusminister die Zahl der Studienanfänger im 1. Hochschulsemester langfristig von 356.000 (2001) auf 363.100 bis 402.400 (2009) ansteigen wird. Die Zahl der Studierenden insgesamt wird von gegenwärtig rund 1,9 Millionen im Jahr 2011 mit 2,2 bis 2,4 Millionen voraussichtlich den Höhepunkt erreichen. Die KMK geht davon aus, daß die Gesamtzahl der Studierenden auch im Jahre 2020 noch deutlich über der gegenwärtigen Studierendenzahl liegen wird.

„Diese Zahlen sind ein einziger Hilferuf der Universitäten. Sie belegen, daß die Politik dringend zum Handeln aufgefordert ist“, erklärte Kempen. „Die Universitäten sind in Deutschland seit Jahrzehnten mit einem jährlichen Fehlbetrag von über drei Milliarden Euro chronisch unterfinanziert. Statt die vernachlässigten Universitäten angesichts einer steigenden Überlast durch neue Personal- und Sachmittel in die Lage zu versetzen, ihre Aufgaben in Forschung und Lehre zu erfüllen, lädt die Politik ihnen immer neue Aufgaben auf. Wenn die Politik zudem bei ihrem erklärten Ziel bleibt, die Studienanfängerquote auf 40 Prozent zu erhöhen, wird die Realität die Prognosen der Kultusminister noch übertreffen. Dann ist eine Verschlechterung der Qualität der universitären Ausbildung unausweichlich.“

Der DHV habe Verständnis dafür, daß die desolate Kassenlage der öffentlichen Hand zu drastischen Sparmaßnahmen in allen gesellschaftlichen Bereichen zwinge. Die Politik müsse den Rotstift allerdings intelligent ansetzen und nicht nach der Rasenmähermethode. „Einsparungen bei den Investitionen in die Bildung bedeuten eine Schwächung des international nach wie vor bedeutenden Forschungsstandortes Deutschland - und damit auch eine Schwächung seiner zukünftigen Wirtschaftskraft“, so die Warnung des DHV. „Es ist sinnlos, Pisaveranlaßt neue Lehrerstellen zu schaffen, z. B. in NRW 4.000 zusätzliche Stellen und in den Universitäten weitere Professorenstellen abzubauen. Wir brauchen dringend ein Sonderprogramm für mehr Professoren“ fordert Kempen.

Quelle und Kontaktadresse:
Deutscher Hochschulverband (DHV) Rheinallee 18, 53173 Bonn Telefon: 0228/9026666, Telefax: 0228/9026680

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