Pressemitteilung | Deutscher Hochschulverband (DHV)

DHV fordert Nationalen Gipfel und ein Bund-Länder-Programm für den wissenschaftlichen Nachwuchs / Kempen: "Es ist Zeit, dass sich etwas ändert"

(Bonn) - Der Deutsche Hochschulverband (DHV) hat Bund und Länder dazu aufgefordert, im kommenden Jahr einen Nationalen Gipfel für den wissenschaftlichen Nachwuchs einzuberufen. Ziel einer solchen Konferenz müsse es sein, ein Bund-Länder-Programm zugunsten des wissenschaftlichen Nachwuchses zu konzipieren und zu finanzieren.

"Die Lage des wissenschaftlichen Nachwuchses hat sich trotz der Wissenschaftspakte in den letzten Jahren weiter verschärft und verschlechtert", konstatierte der Präsident des DHV, Professor Dr. Bernhard Kempen. "Durch grundsätzlich zu begrüßende Programme, wie z. B. die Exzellenzinitiative, werden immer mehr qualifizierte Nachwuchswissenschaftler generiert, die durch einen immer enger werdenden Flaschenhals zur Professur gelangen wollen." Derzeit gebt es schätzungsweise 1.000 Nachwuchsgruppenleiter und fast 1.500 Juniorprofessoren. Hinzu kämen jährlich 1.700 Habilitanden, die auf der Suche nach einer qualifizierten Dauer-beschäftigung in der Wissenschaft seien. Dem stünden an Universitäten und ihnen gleichge-stellten Hochschulen derzeit knapp 26.000 Professuren gegenüber. "Während die Studienan-fängerzahlen Rekordmarken erklimmen, hält die Zahl der Professuren an wissenschaftlichen Hochschulen in Deutschland mit dem Studierendenboom nicht Schritt. Bedarf an mehr Professuren i
st reichlich vorhanden, aber für das Berufsziel ,Professur' existierten zu wenig Beschäftigungsmöglichkeiten", so Kempen.

Ebenso fehlten dem wissenschaftlichen Nachwuchs gesicherte Karriereperspektiven. "Lediglich 15 Prozent der Juniorprofessoren in Deutschland haben eine ,Tenure Track'-Stelle, die nach einer erfolgreichen Evaluation die gesicherte Zusage auf eine Lebenszeitprofessur umfasst. Das ist im internationalen Vergleich zu wenig", so Kempen. Schon aufgrund ihrer besseren Finanzausstattung könnten viele ausländische Hochschulen attraktivere
Karrierechancen bieten. Deutschland drohe daher, zu viele Spitzen-Nachwuchswissenschaftler auf Dauer zu verlieren, wenn nicht in einer nationalen Kraftanstrengung von Bund und Ländern gegengesteuert werde.

Angesichts der unzureichenden Grundfinanzierung gehören laut Kempen hierzulande kurze Zeitverträge und mitunter prekäre Lebensverhältnisse für viele Nachwuchswissenschaftler zum Alltag. "Es wird Zeit, dass sich das ändert", so der DHV-Präsident weiter.

"Bildung und Wissenschaft bleiben der Schlüssel zur Zukunft", betonte Kempen abschließend. "Von der Qualifikation des wissenschaftlichen Nachwuchses, der Forschung vorantreibt und künftige Funktionseliten ausbilden wird, hängt wesentlich ab, ob und in welchem Umfang Deutschland im weltweiten Vergleich zu den künftigen Wettbewerbsgewinnern oder -verlierern gehören wird. Dass eine bemerkenswert große Zahl von Nachwuchswissenschaftlern trotz hoher Qualifizierung ohne den Karriereerfolg ,Professur' bleibt, hat überwiegend strukturelle Gründe. Ihrer Verantwortung für den hochqualifizierten Wissenschaftlernachwuchs müssen sich daher Bund und Länder auf einem Nationalen Gipfel stellen."

Quelle und Kontaktadresse:
Deutscher Hochschulverband (DHV) Pressestelle Rheinallee 18-20, 53173 Bonn Telefon: (0228) 9026666, Fax: (0228) 9026680

(cl)

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