Pressemitteilung | Verband der Anbieter von Telekommunikations- und Mehrwertdiensten e.V. (VATM) - Hauptgeschäftsstelle

Dialog Consult und VATM veröffentlichen Marktanalyse 2002: Markt für TK-Dienste wächst langsamer / Telekom teilweise mit Zugewinnen

(Köln) - Der Gesamtmarkt für Telekommunikationsdienste wächst im Jahr 2002 voraussichtlich um fünf Prozent. Das Wachstum fällt jedoch im Vergleich zum Vorjahr deutlich geringer aus. Der Marktanteil der Deutschen Telekom im Festnetzbereich sinkt nur noch unwesentlich. Bei den Ferngesprächsminuten kann der Ex-Monopolist sogar Zugewinne verzeichnen. Im Ortsnetzbereich gelingt es den Wettbewerbern zwar, Verbindungsminuten hinzuzugewinnen, doch bleibt das Ortsnetz ein Quasi-Monopol der Telekom, die 96,4 Prozent der lokalen Minuten auf sich vereint. Die Zahl der Mitarbeiter der alternativen Anbieter sinkt von Dezember 2001 bis Dezember 2002 voraussichtlich von 63.500 auf 60.500. Dr. Joachim Dreyer, Präsident des Verbandes der Anbieter von Telekommunikations- und Mehrwertdiensten (VATM): „Die kritische Entwicklung, die wir im vergangenen Jahr vorausgesagt haben, ist leider tatsächlich eingetreten. Die Marktentwicklung zeigt, was geschieht, wenn man einem marktbeherrschenden Ex-Monopolisten weitgehend freie Hand lässt.“

Besonders deutlich fällt die Vormachtstellung der DTAG neben dem Ortsnetzbereich auch bei den DSL-Anschlüssen aus. Der Marktanteil der Wettbewerber stagniert und beträgt derzeit ganze 3,2 Prozent. Dreyer: „Die Telekom hat es geschafft, ihr Netz ohne Rücksicht auf die eigenen Kosten so schnell auszubauen, dass sie bis heute keine Marktanteile einbüßt. Die Grundlage für ihre dominante Stellung hat sie bewusst durch eine Dumpingpreisstrategie gelegt. Die so gewonnenen Kunden haben die Rechnung im wahrsten Sinne des Wortes erst später durch ständige Preiserhöhungen bekommen.“

Die vorliegende vierte TK-Marktanalyse von der Duisburger Unternehmensberatung Dialog Consult und dem VATM basiert auf einer Befragung unter den Mitgliedern des Verbandes. Die Zahlen aus der im vergangenen Juli durchgeführten Umfrage sind auf die gesamte Branche hochgerechnet worden.

Die Ergebnisse im Einzelnen stehen im Internet mit Abbildungen unter www.vatm.de:

Das Marktwachstum ist rückläufig
Der Gesamtmarkt für TK-Dienste in der Bundesrepublik Deutschland – ohne Endgeräte und Breitbandkabel – wächst im Jahr 2002 nach 14 Prozent im Vorjahr voraussichtlich um fünf Prozent von 59,4 Milliarden auf 62,4 Milliarden Euro. Der Anteil der Wettbewerber steigt danach um acht Prozent von 46,5 auf 47,6 Prozent, was gegenüber dem Vorjahr (25 Prozent) eine deutliche Verlangsamung des Wachstums bedeutet. Vom Gesamtzuwachs des Marktes von drei Milliarden Euro stammen 2,3 Milliarden Euro aus dem Mobilfunk. Bei den neuen Carriern macht der Bereich der Mobilfunkdienste 60,6 Prozent (18 Milliarden Euro) des Gesamtumsatzes aus – ein leichter Anstieg gegenüber 2001 (59,4 Prozent).

Stagnation im Festnetzmarkt
Die neuen Carrier können in diesem Jahr ihre Festnetzumsätze (inkl. Internet, IN-Dienste, Intercar-rier-Umsatz, Mietleitungen und Datendienste), die nach 40,6 Prozent im Jahr 2001 nun 39,4 Prozent ihres Gesamtumsatzes ausmachen, lediglich von 11,2 auf 11,7 Milliarden Euro steigern. Das bedeutet eine leichte Zunahme des Marktanteils von 31,2 auf 32 Prozent. Die Telekom verzeichnet den Schätzungen zufolge ein Plus von 0,2 Milliarden Euro, was den Marktanteil von 68,8 auf 68 Prozent verringert. Die umsatzbezogene wird durch die volumenbezogene Entwicklung bestätigt. Die Wettbewerber gewinnen trotz aller Anstrengungen nur zehn Millionen zu den 216 Millionen Tagesminuten des Jahres 2001 hinzu. Die DTAG dagegen kann um 34 Millionen auf 713 Millionen Tagesminuten zulegen und ihren Marktanteil auf 75,9 Prozent halten.

Das Ortsnetz bleibt eine Telekom-Domäne
Die Wettbewerber können dank der City Carrier ihre Verbindungsminuten im Ortsnetz um zwei Millionen pro Tag auf 8 Millionen steigern – damit haben sie jedoch 2002 einen Anteil an allen Ortsnetzminuten von lediglich 3,6 Prozent (2001: 2,7 Prozent). Bei den etwas weitergefassten Cityverbindungen stagniert der Anteil der alternativen Carrier: Die DTAG gibt nur leicht von 89,5 auf 89,2 Prozent nach, kann dabei jedoch nach den Schätzungen vier Millionen Tagesminuten hinzugewinnen, während es bei den Wettbewerbern nur zwei Millionen sind.

Remonopolisierung: DTAG legt im Fernverkehr zu
Die Wettbewerber verlieren Marktanteile im Fernverkehr. Konnten sie 2001 noch mit durchschnittlich 210 Millionen Tagesminuten 31,1 Prozent des Fernverkehrskuchens für sich beanspruchen, so sind es voraussichtlich im laufenden Jahr nur noch 30,5 Prozent. Während die alternativen Carrier ein Wachstum von acht Millionen Verbindungsminuten pro Tag verzeichnen, kann die Telekom zu ihren 465 Millionen Minuten aus dem Jahr 2001 noch einmal 31 Millionen Minuten dazugewinnen, also mehr als das Dreifache.


Call by Call und Komplettanschluss sind die Gewinner
Nach unseren Schätzungen werden die alternativen Carrier im Jahresdurchschnitt 2002 täglich über ihre Festnetze 226 Millionen Minuten transportieren. Davon stammen 97 Millionen oder 43 Prozent aus dem Preselection-Bereich. Im vergangenen Jahr waren es noch 50 Prozent (108 Millionen von 216 Millionen Minuten). Der Rückgang beträgt zehn Prozent. Die Zahl der Preselection-Kunden ist leicht angestiegen, nämlich um zwei Prozent von 5,4 auf 5,5 Millionen. Gewinner in der Minutenverteilung sind der Komplettanschluss und das Call-by-Call-Verfahren. Von den 14,3 Millionen Festnetzkunden der neuen Anbieter sind 7,7 Millionen (53,8 Prozent) Call-by-Call-Nutzer, also nur geringfügig mehr als im Jahr 2001 (7,6 Millionen; 55,5 Prozent von 13,7 Millionen). Auf sie entfallen 81 Millionen der 226 Millionen Minuten (35,8 Prozent statt 73 Millionen Minuten oder 33,8 Prozent 2001). Die Zahl der Kunden mit Komplettanschluss kann um stolze 57 Prozent auf immer noch bescheidene 1,1 Millionen zulegen, was 7,7 Prozent der Gesamtkundschaft der Alternativen ausmacht (2001: 0,7 Millionen oder 5,1 Prozent). Von den Minuten übernehmen sie beachtliche 48 Millionen, was 21,2 Prozent ausmacht – eine deutliche Verbesserung gegenüber dem Vorjahr, als es 35 Millionen Minuten und damit 16,2 Prozent waren.

DSL = Deutsche Telekom
Der Marktanteil der neuen Wettbewerber im DSL-Markt stagniert bei leicht über drei Prozent. Im Dezember dieses Jahres wird die Deutsche Telekom drei Millionen Anschlüsse vermarktet und damit 96,8 Prozent des Marktes in Händen haben. Die alternativen Anbieter erholen sich offenbar nur sehr langsam von der Dumpingstrategie des Ex-Monopolisten und können seit Dezember 2001 die Zahl ihrer Anschlüsse lediglich von 60.000 (2,9 Prozent Anteil) auf 100.000 (3,2 Prozent) steigern.

4,7 Prozent weniger Arbeitsplätze
Die ungünstigen Wettbewerbsbedingungen und das nicht minder ungünstige wirtschaftliche Umfeld haben Wirkung gezeigt: Voraussichtlich nur noch 60.500 Mitarbeiter werden die neuen Carrier im Dezember 2002 aufweisen. Ein Jahr zuvor waren es noch 63.500. Das Minus an Arbeitsplätzen beträgt mithin 4,7 Prozent.

VATM-Präsident Dreyer appelliert an die Politik und den Regulierer, notwendige Reformen nicht hinauszuzögern und bereits heute mögliche Maßnahmen unverzüglich einzuleiten. „Der Regulierer muss schneller und konsequenter gegen Marktverdrängungsmechanismen des marktbeherrschenden Unternehmens vorgehen, sonst steht der Schutz des TKG weiterhin nur auf dem Papier. Ohne den klaren politischen Willen zu mehr Wettbewerb, mehr Innovationen, mehr Investitionen und mehr Beschäftigung bleibt die Initialzündung aus, die die TK-Branche und der gesamte deutsche Mittelstand so dringend brauchen. Wir setzen unsere Hoffnungen jetzt auf die große TKG-Novelle.“ Dreyer fordert insbesondere eine klare Zieldefinition von Seiten d er Politik sowie endlich ein konsistentes Entgeltregulierungskonzept. „Wir dürfen keinen Zweifel daran aufkommen lassen, dass weiterhin Regulierung im TK-Markt dringend nötig ist. Sie muss sogar bedeutend effektiver werden, genauso wie die Gerichtsverfahren.“

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Quelle und Kontaktadresse:
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