Die Agrarmärkte an der Schwelle des neuen Jahres
(Bonn/Berlin) - Auf den Agrarmärkten herrschten an der Schwelle des neuen Jahres unterschiedliche Stimmungen. Während die Getreide-, Schweine- und Geflügelmärkte feste bis ansteigende Tendenzen zeigen, ist der Rindfleischmarkt durch die BSE-Krise in große Turbulenzen geraten, die einen Ausblick auf 2001 derzeit unmöglich machen. Der Deutsche Bauernverband (DBV) schätzt die Entwicklung der verschiedenen Agrarmärkte wie folgt ein:
Getreide
Die Getreidemärkte sind an der Schwelle zum neuen Jahr fester als ursprünglich nach der ersten Stufe der Agenda 2000-Preissenkung zu erwarten. Im Durchschnitt lagen die Großhandelspreise für Brotweizen bei 115 Prozent des Interventionspreises und haben eine Relation erreicht, die seit 1996 nicht mehr erzielt wurde. Trotz der um 10 Millionen Tonnen höheren europäischen Getreideernte und eines Anstiegs der Weizenernte haben die Weizenpreise weiterhin eine feste Tendenz.
Auch auf den internationalen Märkten haben sich seit September 2000 nach langer Talfahrt die Getreidepreise positiv entwickelt. Der Chicagoer Terminhandel verzeichnete im Oktober-Durchschnitt einen Anstieg auf 97 US-Dollar pro Tonne für Standardweizen mit 10,5 Prozent Protein. In Kansas City wurden 116 US-Dollar pro Tonne erzielt für die Standardqualität mit 11,5 Prozent Protein Bedingt durch den starken Dollaranstieg stiegen die Notierungen nach der Umrechnung auf 22,30 bzw. 26,56 DM/dt. Daher war es möglich, mehr als 4 Millionen Tonnen Weizen ohne Export-Erstattungen aus der EU in Drittländer zu exportieren.
Futtergetreide ist in den letzten Wochen in den Sog des Preisanstiegs für Eiweißträger als Folge des Tiermehlverbotes geraten. Mitte Dezember lagen die Großhandelspreise für Futtergerste bei einem Interventionspreisniveau von 107 Prozent. Auch die Weltmarktpreise verzeichneten einen deutlichen Anstieg, wenn auch auf niedrigerem Niveau. Die Exporte von Gerste aus der EU lagen ebenfalls bei 4 Millionen Tonnen, gleichfalls ohne Export-Erstattungen.
Kartoffeln
Aufgrund der sehr großen deutschen Kartoffelernte von annähernd 13 Millionen Tonnen im Jahr 2000 bestehen zu Jahresbeginn 2001 noch hohe Lagerbestände. Da auch in der EU mit 48 Millionen Tonnen eine entsprechend große Kartoffelernte eingefahren wurde, ist während der ersten Monate des Jahres 2001 mit einem unveränderten Angebotsdruck zu rechnen. Die Chancen für eine Preiserholung sind somit nicht groß. Die Anbauplanungen für das Jahr 2001 weisen bei Frühkartoffeln auf eine gegenüber dem Vorjahr gleichbleibende Fläche hin. Insbesondere in den traditionellen Kartoffelanbauregionen erfolgt eine kontinuierliche Produktion.
Obst und Gemüse
Die Märkte für Obst und Gemüse haben sich im Jahr 2000 gegenüber dem Vorjahr kaum erholt, so dass erst für die Ernte des Jahres 2001 Hoffnung auf bessere Erzeugerpreise besteht. Die Erlöse waren in 2000 über fast alle Obst- und Gemüseprodukte hinweg unbefriedigend - bei guten Ernten, wobei es allerdings bei einigen Kulturen Probleme durch zu hohe Niederschläge oder Hagel gab.
Bei Kernobst (Äpfel, Birnen) zogen die bisher völlig inakzeptablen Preise gegen Ende des Jahres 2000 leicht an. Es ist davon auszugehen, dass die Preise auch im neuen Jahr weiter leicht nach oben tendieren. Die Lagervorräte an Äpfeln liegen allerdings noch leicht über denen des Vorjahres.
Der Markt für Gemüse ist reichlich versorgt bei unterdurchschnittlichen Preisen. Die Zufuhren aus anderen EU-Ländern beim Frischgemüse werden weiter steigen. Ebenso wird im Freilandgemüsebau in der Saison 2001 das Angebot aus dem heimischen Gemüseanbau höher ausfallen. Nachdem im zweiten aufeinander folgenden Jahr die Preisentwicklung ungünstig verlief, muss allerdings bei einigen Gemüsekulturen mit einem Rückgang des Anbaus gerechnet werden.
Milch Bei Milch haben aufgrund gestiegener Marktnachfrage die Erzeugerpreise im Jahr 2000 angezogen. Die derzeit festen Preistendenzen auf dem Weltmarkt für Milchprodukte werden sich voraussichtlich bis mindestens Mitte des kommenden Jahres halten. Auf Grund guter Marktsituation für Milchprodukte ist davon auszugehen, dass sich der positive Trend bei den Milchauszahlungspreisen für die deutschen Milcherzeuger auch im Jahre 2001 fortsetzen wird. Für das Milchwirtschaftsjahr 2000 wird ein durchschnittlicher Milchauszahlungspreis von 59 bis 60 Pfennig je Kilogramm Milch erwartet. Dieses relativ hohe Niveau wird auch für die erste Jahreshälfte 2001 möglich sein.
Besonders bei den Notierungen für Butter und Käse ist davon auszugehen, dass diese noch weiter zulegen können. Der Käsemarkt trug als Schlüsselmarkt deutlich zur Belebung des Milchmarktes bei. Die voraussichtlichen Mengenerhöhungen im Jahre 2001 um ca. 200.000 Tonnen bedeutet eine Steigerung um 3 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Der wesentliche Zuwachs geht vom heimischen Markt aus. Dagegen ist davon auszugehen, dass sich die Preise von Magermilchpulver, Vollmilchpulver und Kasein auf dem sehr hohen Niveau von Oktober bis November 2000 halten werden. Ein weiterer Preisanstieg bei diesen Produktgruppen ist nicht zu erwarten.
Bei einem weiterhin weltweit begrenzten Ausfuhrangebot bei gleichzeitig lebhafter Nachfrage aus vielen Importstaaten kann im Moment davon ausgegangen werden, dass sich die Preise für Milchprodukte auch im Jahr 2001 auf dem derzeitigen hohen Niveau halten werden. Die im Jahre 2000 zu beobachtenden guten Exportaussichten für Milchprodukte wurden auch durch den schwachen Euro beeinflusst. Hier bleibt abzuwarten, wie sich eine Veränderung des Dollar-Euro-Verhältnisses auf den Export auswirkt. Es ist aber auch darauf hinzuweisen, dass sich der positive Marktverlauf vor allem durch die Absatzsteigerung im Inland vollzogen hat. Derzeit ist zu beobachten, dass auch für die erste Jahreshälfte 2001 die Absatzmöglichkeiten auf den Binnenmärkten weiterhin positiv zu beurteilen sind.
Durch die BSE-Krise ist nicht ausgeschlossen, dass die Nachfrage nach Milchprodukten weiterhin steigt. Doch auch negative Auswirkungen sind möglich, da die Verwertungsmöglichkeit für Molke begrenzt sein könnte.
Fleischmärkte
Auf Grund der BSE-Krise beim Rindfleisch wird die Nachfrage nach Schweine- und Geflügelfleisch in 2001 weiter zunehmen. Für den Rindfleischmarkt ist eine Jahresprognose dagegen derzeit nicht möglich. Die Folgen von BSE treffen nicht nur den Rindfleischmarkt, wie der Schlachtbetrieb gedrosselt wurde und zum Teil überhaupt keine Preisnotierungen mehr genannt wurden. Auch wenn die Nachfrage nach Schweine- und Geflügelfleisch gestiegen ist, sind die Veredlungsbetriebe in großer Sorge wegen steigender Futtermittel- und Entsorgungskosten als Folge der BSE-Beschlüsse. Die Landwirtschaft muss gemeinsam mit der Vieh- und Fleischwirtschaft die Marktpartner und Verbraucher davon überzeugen, dass diese Kostensteigerungen über den Markt erwirtschaftet werden müssen.
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