Die Krise als Chance begreifen - DIHK-Gründerreport 2009
(Berlin) - Die gute Nachricht: Viele Menschen wollen sich trotz Wirtschaftskrise selbstständig machen. Aber: Viele Gründungswillige treibt nicht Pioniergeist an, sondern Furcht vor Arbeitslosigkeit. Der DIHK-Gründerreport zeigt, was geschehen muss, um Enttäuschungen zu vermeiden.
- Bis Herbst 2008: Existenzgründungen auf Talfahrt. Im letzten Jahr haben die IHKs insgesamt 320.174 Gespräche mit Gründern geführt - 8 Prozent weniger als im Jahr 2007. Gute Job-Aussichten haben Anreize zu "Not-Gründungen" gemindert.
- Seit Herbst 2008: Gründungsinteresse zieht wieder an. Seit Verschärfung der Krise beobachten die IHKs ein deutlich steigendes Interesse an Existenzgründungen. Treibender Faktor ist zumeist drohende Erwerbslosigkeit.
- 2009: Gründerwelle kommt - Pleitewelle droht. Aufgrund steigender Arbeitslosigkeit rechnen die IHKs mit deutlich mehr Gründungen. Aber: Fast 40 Prozent der arbeitslosen Gründungswilligen können ihre Geschäftsidee nicht erklären - bei der derzeitigen Finanzierungssituation eine schwere Hypothek.
Gute Ideen bergen Chancen für Wachstum und Innovation - und damit für den Weg aus der Krise. Damit aber nicht die nächste Pleitewelle folgt, ist Folgendes zu beachten:
- Krise als Chance begreifen! Auch im derzeit schwierigen Umfeld gibt es Chancen für findige Gründer. Perspektiven bietet etwa die demografische Entwicklung, mit neuen Dienstleistungen für Ältere oder im Gesundheitsbereich. Gründer sollten die Selbstständigkeit weniger als "letzten Ausweg" aus der Erwerbslosigkeit sehen, sondern vielmehr als Chance, gute Ideen eigenverantwortlich umzusetzen - und sei es erst einmal im Nebenerwerb.
- Thema "Selbstständigkeit" systematisch ins Bildungssystem! Kaum ein Land hat mehr Förderprogramme für Existenzgründer als Deutschland. Doch bei der unternehmerischen Ausbildung gibt es viel Nachholbedarf. Das Thema "Selbstständigkeit" gehört in die Lehrprogramme - von der Grundschule bis in die Universität. Nur so kann in Deutschland eine nachhaltige Kultur der Selbstständigkeit geschaffen werden.
- Chancen und Risken der Geschäftsidee auf den Tisch! Gerade in schwierigen Zeiten kommt es auf eine transparente Finanzkommunikation zwischen Gründern und Kreditinstituten an. Gründer müssen ihre Ideen verständlich erklären, sauber durchrechnen, Chancen und auch Risiken klar benennen. Das schafft Vertrauen und erleichtert Kreditverhandlungen. Kreditinstitute und Finanzierungspartner sollten verlässlich informieren und bei aussichtsreichen Vorhaben die Finanzierungsmittel bereitstellen
- Von Kommunen und Bund auferlegte Finanzierungshürden abbauen! Manche Gemeindesteuern benachteiligen Existenzgründer gegenüber etablierten Unternehmen - z. B. die Schankerlaubnissteuer für Neubesitzer eines Gastronomiebetriebes. In manchen Großstädten sind Gebühren für die sogenannte Parkplatzablöse von 10.000 Euro und mehr pro Stellplatz nicht selten. Die Besteuerung von Kosten bei der Gewerbesteuer (Zinsen, Mieten, Pachten, Leasingraten, Lizenzgebühren) beeinträchtigt insbesondere Hightech-Gründer mit hohen Fixkosten.
- Bürokratiehürden beseitigen! Das 2004 eingeführte Pflichtformular "Einnahme-Überschussrechnung" für Kleinunternehmer muss abgeschafft werden - es ist ohne Steuerberater kaum zu bewältigen. Existenzgründer sollten zudem die Umsatzsteuervoranmeldung wieder vierteljährlich statt monatlich abgeben dürfen. Die Sonderregel, die 2002 zur Bekämpfung des Umsatzsteuerbetrugs eingeführt wurde, hat sich als wirkungslos erwiesen und zu einem hohen Verwaltungsaufwand für alle Existenzgründer geführt.
Quelle und Kontaktadresse:
Deutscher Industrie- und Handelskammertag (DIHK)
Pressestelle
Breite Str. 29, 10178 Berlin
Telefon: (030) 203080, Telefax: (030) 203081000