Pressemitteilung | Deutscher Städte- und Gemeindebund e.V. (DStGB)

Die Stadtzentren veröden / Verbandschef Landsberg appelliert an soziale Verantwortung des Karstadt-Konzerns

(Berlin) - Nach der Entscheidung des KarstadtQuelle-Konzerns, sich von der Hälfte seiner bundesweit 181 Warenhäuser zu trennen, fürchtet der Deutsche Städte- und Gemeindebund (DStGB) eine Verödung vieler deutscher Innenstädte. Im Gespräch mit der Berliner Zeitung forderte DStGB-Hauptgeschäftsführer Gerd Landsberg den Konzern auf, die Nachnutzungskonzepte für die einzelnen Warenhäuser mit den betroffenen Städten und Gemeinden abzustimmen.

Landsberg sagte, gerade in kleineren Städten seien Kaufhäuser oft der zentrale Anlaufpunkt. "Wenn so ein Kaufhaus schließt und es gibt keine Nachfolgenutzung, dann hat das einen Verödungseffekt mit gravierenden Folgen nicht nur für die Bevölkerung, sondern auch für die Stadt." Es müsse daher vermieden werden, dass die Häuser leer stehen. Zwar könne sich seine Organisation nicht in die Betriebswirtschaft einer Firma einmischen. Aber der Konzern habe auch "eine soziale Verantwortung dafür, dass es nicht zu Leerständen kommt und dadurch vor allem in Kleinstädten praktisch die ganze Innenstadt verödet", warnte Landsberg.

KarstadtQuelle hatte am 28. September einen harten Sanierungsplan vorgestellt. 77 kleine der gegenwärtig 181 Warenhäuser sollen ausgegliedert und verkauft werden. Weitere 15 Problemfilialen stehen entweder vor der Schließung oder vor dem Verkauf.

Landsberg betonte, für die Nachnutzung der Warenhäuser sei es "nicht nur wichtig, dass da irgendeiner reingeht". Billigketten seien als Nachnutzer kein Gewinn für die betroffenen Städte. Im übrigen bezweifelte er, dass es KarstadtQuelle gelingen werde, die Trennung von den Warenhäusern in der vorgesehenen Zeit abzuwickeln. Er halte das für völlig ausgeschlossen. Schon heute gebe es in den Innenstädten zu wenig Nachfrage nach Verkaufsplätzen, sagte Landsberg.

Bundeswirtschaftsminister Wolfgang Clement (SPD) machte die frühere Führung von KarstadtQuelle für die Schieflage des Handelskonzerns mitverantwortlich und versprach den Arbeitnehmern die Hilfe der Bundesregierung "mit allen Instrumenten, die wir haben". SPD-Generalsekretär Klaus Uwe Benneter sagte dagegen: "Ich sehe nicht, was die SPD oder die Bundesregierung oder wen auch immer hier in irgendeine Verantwortung bringen würde." Die gefährdeten Arbeitsplätze hätten "die Manager auf dem Gewissen". Er sehe nicht, weshalb der Steuerzahler, die Allgemeinheit, jetzt dafür eintreten solle.

Die Gewerkschaft Verdi kritisierte, dass Karstadt die kleinen Warenhäuser jahrelang vernachlässigt habe. Positive Standortanalysen seien in den Schubladen verschwunden, sagte die im Konzernaufsichtsrat vertretene Gewerkschafterin Gertrud Tippel-Kluth. Sie widersprach jedoch Berichten, wonach der frühere KarstadtQuelle-Konzernchef Wolfgang Urban eine Abfindung von zehn Millionen Euro erhalten habe. "Urban hat keine Abfindung erhalten. Allerdings muss sein Arbeitsvertrag erfüllt werden." Der Vertrag von Urban, der im Mai dieses Jahres wegen Erfolglosigkeit seinen Posten räumen musste, läuft bis Juni 2009. Nach früheren Berechnungen des Manager Magazins erhielt Urban ein festes Jahresgehalt von rund 1,7 Millionen Euro.

Quelle und Kontaktadresse:
Deutscher Städte- und Gemeindebund (DStGB) Marienstr. 6, 12207 Berlin Telefon: 030/773070, Telefax: 030/77307200

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