Pressemitteilung | Verbraucherzentrale Sachsen e.V.

Die Tragödie zum Geschäft gemacht

(Leipzig) - "Eine Situation wie die tragischen Ereignisse derzeit in den USA für Geschäftemacherei auszunutzen, ist nicht nur instinktlos, sondern eine Niederträchtigkeit gegenüber den betroffenen Menschen", sagt Joachim Betz, Geschäftsführer der Verbraucher-Zentrale Sachsen.

So erhalten gegenwärtig Verbraucher und Gewerbetreibende ein Werbefax der amerikanischen Firma IRC International Research Corporation, das mit "EURO-Wahl" überschrieben ist und einen Flugblatt-ähnlichen Text enthält. Darin wird man aufgefordert, mit Ja oder Nein für oder gegen ein militärisches Vorgehen im Zusammenhang mit den jüngsten Terroranschlägen in Amerika zu stimmen. Angeblich werde das Abstimmungsergebnis dann an wichtige Politiker und an die Medien weitergegeben.

Dieser Stimmenfang ist aber nicht etwa kostenlos, wie man vermuten könnte, sondern nur über ein Rückfax unter einer teuren 190-Nummer für 3,63 pro Minute möglich. Hinzu kommt, dass das Original-Fax von IRC diverse Flächen enthält, die mit einem Punktmuster gerastert sind. Derartiges ist absolutes Gift für Faxe, so dass die Übertragung des Antwortfaxes an IRC etwa doppelt so lange dauert wie die Übertragung einer normalen Seite. Dies schlägt bei den Kosten natürlich zweifach zu Buche.
Die hierfür fälligen 3,63 DM pro Minute kann man zwar aus dem Kleingedruckten – und das im wahrsten Sinne des Wortes – lesen. Aber wer achtet schon auf die Preisangabe, wenn die Initiatoren der so genannten Euro-Wahl versprechen, dass die Entscheidung, die man trifft, beispielsweise dem Präsidenten George Bush, Bundeskanzler Gerhard Schröder,
Bundesaußenminister Joschka Fischer, Bundesverteidigungsminister Rudolf Scharping präsentiert wird. Es ist davon auszugehen, dass die geschäftstüchtigen Mieter der 0190-er Nummer wohl kaum Gelegenheit haben, die Umfrageergebnisse wie versprochen zu präsentieren. Vermutlich wollen sie das auch gar nicht, sondern nur verdienen. Keinesfalls handelt es sich um eine seriöse Umfrage. Seriöse Meinungsforschungsinstitute bleiben zum einen nicht anonym und betreiben Meinungsforschung nicht mit Abzockermethoden.

Nach Auffassung der sächsischen Verbraucherschützer muss die Bundesregierung nun endlich durch Änderung der Gesetze solche Praktiken dauerhaft unterbinden. Eine Möglichkeit besteht darin, die mit derartigen Methoden erzielten Unrechtsgewinne abzuschöpfen.

Quelle und Kontaktadresse:
Verbraucher-Zentrale Sachsen e.V. Bernhardstr. 7 04315 Leipzig Telefon: 0341/6888080 Telefax: 0341/6892826

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