Digitalbranche wächst und schafft neue Jobs
(Berlin) - Deutschlands Digitalwirtschaft zeigt sich weitgehend krisenfest. Trotz geopolitischer Unsicherheiten und des aktuell schwierigen konjunkturellen Umfelds wachsen die Umsätze und es entstehen neue Jobs. So erwartet der Digitalverband Bitkom im deutschen Markt für IT und Telekommunikation (ITK) 2025 ein Umsatzplus von 4,4 Prozent auf 235,8 Milliarden Euro. Im vergangenen Jahr hatten die ITK-Umsätze um 4,7 Prozent auf 225,9 Milliarden Euro zugelegt. Gleichzeitig nimmt auch die Beschäftigung in der Branche weiter zu: Die Zahl der Erwerbstätigen im ITK-Sektor soll im Jahr 2025 um rund 9.000 auf 1.354 Millionen steigen. 2024 entstanden 3.500 neue Stellen. „Die Digitalwirtschaft bleibt ein Stabilitätsanker und baut ihre Position als Deutschlands größter industrieller Arbeitgeber weiter aus. Die Geschäfte in der IT- und Telekommunikationsbranche verlaufen 2025 positiv, wenngleich nicht alle Unternehmen von dem Wachstum profitieren können,“ sagt Bitkom-Präsident Dr. Ralf Wintergerst. „Wichtig ist, dass die Politik diesen Schwung verstärkt und den Unternehmen keine neuen Hürden in den Weg stellt. So sollten insbesondere die energieintensiven Bereiche der Digitalwirtschaft wie Rechenzentren und Netze bei den Entlastungen bei der Stromsteuer berücksichtigt werden.“ Die im europäischen Vergleich sehr hohen Stromkosten stellen aus Bitkom-Sicht einen substanziellen Wettbewerbsnachteil dar. Wintergerst: „Es macht keinen Sinn, KI mit Milliardensummen zu fördern, nur um die Mittel parallel durch die überhöhte Stromsteuer wieder an den Fiskus zurückzuleiten.“
KI und Cloud beflügeln die Software-Umsätze
Das Wachstum der Digitalwirtschaft wird von der Informationstechnik und hier insbesondere von Software getrieben. Nach der aktuellen Prognose werden in Deutschland in diesem Jahr 161,3 Milliarden Euro mit IT umgesetzt, das entspricht einem Plus von 5,7 Prozent. Dominant ist dabei vor allem das Geschäft mit Software, das nochmals kräftig zulegt (plus 9,5 Prozent auf 52,7 Milliarden Euro). Der Einfluss von Künstlicher Intelligenz und Cloud Computing macht sich innerhalb dieses Segments immer stärker bemerkbar. Das Geschäft mit KI-Plattformen, auf denen KI-Anwendungen entwickelt, trainiert und betrieben werden können, wächst um 50 Prozent auf 2,3 Milliarden Euro, nachdem es 2024 bereits um 41 Prozent gestiegen war. Weit mehr als die Hälfte (58 Prozent) der Umsätze im Software-Markt werden bereits in Public-Clouds generiert: 30,6 Milliarden Euro entfallen hierauf – ein Anstieg um 17 Prozent. Auch bei IT-Dienstleistungen (Umsatz: 52,6 Mrd. Euro / +3,1 Prozent) machen Cloud-bezogene Services mit 19,3 Milliarden Euro bereits einen Anteil von 37 Prozent der Umsätze aus. „Die Cloud wird im Software- und Service-Markt zunehmend dominant“, so Wintergerst.
IT-Hardware: Unternehmen investieren in neue Technik
Der Markt für IT-Hardware liegt in den meisten Segmenten im Plus. Für 2025 wird den Bitkom-Prognosen zufolge für den Hardware-Markt insgesamt ein Wachstum von 4,8 Prozent auf 56,0 Milliarden Euro erwartet. Größter Wachstumstreiber ist dabei erneut der Bereich Infrastructure-as-Service, also gemietete Server, Netzwerk- und Speicherkapazitäten. Dieses Segment legt um 24,1 Prozent auf 6,5 Milliarden Euro zu. Dahinter gab es viel Bewegung: So sind bei Tablets (+18 Prozent auf 2,4 Mrd. Euro), Notebooks (+11,2 Prozent auf 6,9 Mrd. Euro) und Desktop PCs (+10,4 Prozent auf 2,3 Mrd. Euro) zweistellige Wachstumsraten zu verzeichnen. Wintergerst: „Der zunehmende KI-Einsatz führt dazu, dass hochwertige Geräte angeschafft werden. Die Unternehmen investieren in die Digitalisierung – das ist ein positives Signal.“ Der Bereich Server wächst um 8 Prozent, Workstations um 5,8 Prozent und Storage um 4,5 Prozent. Unterhalb der Nulllinie entwickeln sich dagegen wie schon in den fünf Jahren zuvor die Umsätze mit Consumer Electronics. Hier sinken die Umsätze um 3,3 Prozent auf 7,6 Milliarden Euro.
Telekommunikation: Hohe Investitionen in die TK-Infrastruktur
Für den Telekommunikationsmarkt prognostiziert Bitkom 2025 ein Umsatzwachstum von 1,7 Prozent auf 74,5 Milliarden Euro. Den größten Anteil daran hat weiterhin das Geschäft mit Telekommunikationsdiensten, das um 1,2 Prozent auf 53,4 Milliarden Euro zulegt. Auch der Umsatz mit Endgeräten steigt: um 1,7 Prozent auf 13,1 Milliarden Euro. Besonders dynamisch entwickeln sich die Investitionen in die Telekommunikationsinfrastruktur: Sie wachsen um 5,1 Prozent deutlich auf 8,0 Milliarden Euro an. „Die Telekommunikationsunternehmen haben allein in den letzten beiden Jahren jeweils rund 15 Milliarden Euro investiert, um Gigabitnetze flächendeckend auszubauen“, betont Wintergerst. „Wir begrüßen daher sehr, dass dem TK-Netzausbau von der Bundesregierung nun endlich das „überragende öffentliche Interesse“ bescheinigt wurde. Bislang haben der Natur- und Denkmalschutz regelmäßig Vorrang vor dem Netzausbau – was sich mit der neuen gesetzlichen Klarstellung der Bundesregierung nun ändert.“
Auch insgesamt bleiben die Investitionen der ITK-Unternehmen hoch. So wollen 28 Prozent ihre Investitionen 2025 anheben, 54 Prozent wollen sie konstant halten. 18 Prozent wollen oder müssen ihre Investitionen allerdings drosseln. Die Gelder gehen vor allem in Software sowie Forschung und Entwicklung, aber auch in Ausrüstung und Gebäude.
Geschäftserwartungen der Digitalbranche steigen
An dem Umsatzwachstum der ITK-Branche können allerdings nicht alle Unternehmen gleichermaßen teilnehmen, das zeigt der Bitkom-ifo-Digitalindex. Er berechnet sich aus der aktuellen Geschäftslage und den künftigen Geschäftserwartungen der Unternehmen. Im Juni hatte er sich zwar leicht verbessert, liegt mit minus 1,0 Punkten aber immer noch unter der Nulllinie. Die Geschäftserwartungen für das kommende Quartal sind im Juni um 10 Punkte gestiegen von minus 13,3 auf minus 3,2 Punkte. „In den verbesserten Geschäftserwartungen spiegeln sich vor allem die Erwartungen an die neue Bundesregierung und das Digitalministerium wider. Die Bundesregierung muss jetzt liefern, und ich bin zuversichtlich: Sie wird liefern“, so Wintergerst. Insgesamt notiert der Bitkom-Ifo-Digitalindex aber weiter deutlich über dem ifo Geschäftsklimaindex für die Gesamtwirtschaft, der mit minus 6,7 Punkten schon seit mehr als zwei Jahren im negativen Bereich verharrt.
USA auf dem Weltmarkt weiter dominant
Weltweit werden die Umsätze mit IT und Telekommunikation 2025 der Prognose zufolge um 6,6 Prozent auf 5,2 Billionen Euro zulegen. Das größte Wachstum verbucht dabei in diesem Jahr Indien mit einem Plus von 8 Prozent, dahinter folgen die USA mit 7,3 Prozent. Die EU (ohne Deutschland) soll ein Plus von 7,1 Prozent erreichen, dahinter liegen Großbritannien (6,7 Prozent) und Japan (5,9 Prozent). Für China wird ein Umsatzwachstum von vergleichsweise geringen 5,8 Prozent prognostiziert. Deutschland liegt mit seinen 4,4 Prozent dahinter. Beim Blick auf die internationalen Märkte halten die USA ihre Vormachtstellung und kommen 2025 auf einen Weltmarktanteil von 38,8 Prozent. Dahinter folgen mit deutlichem Abstand China (11,0 Prozent), Japan (4,6 Prozent) und – gemeinsam mit Großbritannien – auf Rang 4 Deutschland (je 4,1 Prozent). Indien kommt auf 2,5 Prozent Weltmarktanteil. Auf die EU ohne Deutschland entfallen 9,9 Prozent des globalen ITK-Markts, inkl. Deutschland sind es 14,0 Prozent.
Strompreisentlastung, eine neue Digitalstrategie, Ampel-Stau bei Gesetzen auflösen
Um Deutschland im Digitalen nach vorne zu bringen, regt Bitkom die Verabschiedung einer neuen Digitalstrategie durch die Bundesregierung an. „Es braucht einen umfassenden und ressortübergreifenden Fahrplan, um digitalpolitische Projekte in Deutschland zu bündeln, zu beschleunigen und messbar zu machen“, betont Wintergerst. „Eine Digitalstrategie 2.0 braucht verbindliche Ziele und überprüfbare Maßnahmen.“ Zweitens müsse der Stau bei den Umsetzungsgesetzen der EU endlich aufgelöst werden, denn für die deutschen Unternehmen bedeuteten die noch immer unklaren nationalen Vorgaben durch den AI Act, den Data Act oder das Kritis-Dachgesetz rechtliche Unsicherheit. Und drittens sei dringend eine Entlastung bei den Strompreisen notwendig. Wintergerst: „Insbesondere Rechenzentren geraten im internationalen Wettbewerb zunehmend ins Hintertreffen – und für Verbraucherinnen und Verbraucher werden Kommunikationsdienste in Deutschland unnötig verteuert. Der Bundestag muss in den weiteren Verhandlungen des Haushalts sicherstellen, dass Strompreisentlastungen auch für Rechenzentren und Telekommunikationsnetze gelten – so wie für die klassischen Industrien.“
Quelle und Kontaktadresse:
Bitkom e.V., Nina Paulsen, Pressesprecher(in), Albrechtstr. 10, 10117 Berlin, Telefon: 030 27576-0