Pressemitteilung | MVFP Medienverband der Freien Presse e.V.

Discounter-Belieferung ist kein Tabu / Verlage und Presse-Grosso verständigen sich über die vertrieblichen Leitplanken der Belieferung von Discountern mit Presse

(Berlin) - Ein Spitzengespräch zwischen Verlagen und Presse-Grosso beschäftigte sich am 30. Juli 2003 mit den Voraussetzungen für die Belieferung von Discountern mit Presse. Die aktive Erschließung dieser Geschäftsart wurde angesichts der Entwicklung im Lebensmitteleinzelhandel von allen Beteiligten als geboten angesehen. Teilnehmer am Spitzengespräch waren eine Delegation des VDZ-Fachverbandes DIE PUBLIKUMSZEITSCHRIFTEN und des Arbeitskreises PRESSEMARKT VERTRIEB (PMV), Repräsentanten des Bundesverbandes Deutscher Zeitungsverleger e.V. (BDZV), des Verbandes Deutscher Lokalzeitungen e.V. (VdL) sowie eine Delegation des Grosso-Vorstandes und des Arbeitskreises Discounter des Presse-Grosso.

Karl Dietrich Seikel, Vorsitzender der Publikumszeitschriften im VDZ und Gastgeber der Runde, unterstrich die Notwendigkeit einer gemeinsamen Zielsetzung aller Verlage und des Presse-Grosso auf der Grundlage der bewährten Grundsätze des Pressevertriebs auch bei der Er-schliessung von Discountern. Unter dieser Prämisse wurde die Vereinbarkeit von Anforderungen der Discounter mit den unumstößlichen Essentials des Pressevertriebssystems diskutiert.

Die Vertreter der Verlage und des Grosso stimmten überein, dass die Belieferung der Discounter sich an den Grundsätzen und Prinzipien orientieren muss, die im Pressevertrieb gelten:

- Einhaltung der Preisbindung
- Remissionsrecht
- Belieferung durch die zuständigen Gebiets-Grossisten
- Einhaltung der Verwendungsbindungen
- Wahrung der Vertriebsneutralität
- Sortimentsverantwortung des Presse-Grosso

Dabei wurde als Ziel der Sortimentspolitik definiert, den einzelnen Discounter-Outlets ein standortspezifisches, auf die jeweilige Nachfrage ausgerichtetes Pressesortiment zu liefern. Eine Titel-Listung oder Auslistung durch die Discounter ist nicht akzeptabel.

Detailfragen wie Abrechnungs- und Zahlungsmodalitäten, Warenwirtschaft/Kassensysteme sowie Integration der spezifischen Discounter- und Grosso-Arbeitsabläufe und andere Aspekte wurden an die zuständigen Arbeitsgruppen verwiesen. Die Teilnehmer vereinbarten einen engen Kontakt der Verlags- und Grosso-Seite in allen Fragen der Erschliessung von Discountern.

Trend zum Discounter

Hartmut Bühne, PMV-Sprecher, hatte in der Runde die Gründe erläutert, die zu einer aktiven Auseinandersetzung der Branche mit der aktuelle Situation im Lebensmitteleinzelhandel zwingen. Einige seiner Punkte:


Der klassische Lebensmitteleinzelhandel wird seine wettbewerbsintensive Grundstruktur beibehalten, der Preis wird ein prägendes Marketinginstrument bleiben.

Aufgrund des Preiswettbewerbs wird der Vormarsch der Discounter weiter anhalten, der Discounter-Marktanteil wird in den nächsten Jahren auf deutlich über 40 Prozent anwachsen.

Die Anzahl der LEH-Geschäftsstellen wird tendenziell abnehmen, vor allem Geschäfte mit kleineren Flächen werden aufgeben müssen.

Die Kaufgewohnheiten werden sich dahingehend ändern, dass immer mehr Menschen im Discounter ihren gesamten Lebensmittelbedarf abzudecken suchen. Durch attraktive Zusatzangebote werden sich die Discounter zudem neue Kundengruppen erschließen.

Diese aktuell zu beobachtenden Käuferströme hin zum Discounter müssen auch zu
neuen Strategien bei den Verlagen und dem Presse-Grosso führen, wobei eines der Kernmerkmale des Discounters, die Preisführerschaft (niedrigste Preise), der Preisbindung entgegensteht.

Darüber hinaus stehen sich das Discounter-Prinzip des beschränkten Sortiments und das Prinzip des unteilbaren Presse-Sortiments gegenüber. Hier bedarf es noch erheblicher Überzeugungsarbeit gegenüber den Discountern.

Die Discounter-Unternehmen müssen in den Gesprächen auf folgende wichtige Punkte hingewiesen werden:

Das Kaufverhalten beim Presse-Sortiment ist anders als bei Produkten des täglichen Lebensmitteleinkaufs, nämlich weniger nach (voraussehbarem) Bedarf, sondern eher spontan und themenabhängig. Der Presseverkauf lebt in deutlich spürbarem Maße von Impuls- und Wechselkäufern.

Das Pressesortiment ist nicht homogen.

Bühne hatte gewarnt, dass eine Nichtberücksichtigung dieser Erkenntnisse und eine Beschränkung des ZZ-Angebotes auf wenige Titel zu einer Gefahr für das Pressevertriebssystem führen würden. Das derivative Dispositionsrecht des Presse-Grosso müsse bei Discountern in gleicher Weise wie im restlichen Lebensmitteleinzelhandel wahrgenommen werden.

Quelle und Kontaktadresse:
Verband Deutscher Zeitschriftenverleger e.V. (VDZ) Haus der Presse, Markgrafenstr.15, 10969 Berlin Telefon: 030/7262980, Telefax: 030/726298103

NEWS TEILEN: