Pressemitteilung | DPtV e.V. - Deutsche PsychotherapeutenVereinigung

DPtV-Psychotherapeuten-Umfrage: Hohe Berufszufriedenheit - Große / Unzufriedenheit mit dem Einkommen

(Berlin) - Die meisten Psychotherapeuten sind sehr zufrieden mit ihrem Beruf, aber sehr unzufrieden mit ihrem Einkommen. Das ergab eine Umfrage der Deutschen PsychotherapeutenVereinigung (DPtV) unter 2.972 niedergelassenen und angestellten Psychotherapeuten, die von Februar bis April 2013 bundesweit durchgeführt wurde. Psychotherapeuten sehen auch ihre Altersvorsorge düster. Mehr als 80 Prozent der niedergelassenen Psychotherapeuten gehen davon aus, dass sie länger als bis zum 66. Lebensjahr arbeiten müssen, um ihre Altersvorsorge zu sichern, 30 Prozent sogar über 70 Jahre hinaus. "Dies im wahrsten Sinne des Wortes ein Armutszeugnis für die Selbstverwaltung aus Kassenärztlicher Bundesvereinigung und Krankenkassen, die für eine gerechte Honorarverteilung zuständig ist", äußerte Dipl.-Psych. Dieter Best, Bundesvorsitzender der DPtV, zu den Ergebnissen der Studie.

Die Studie, die online unter den Mitgliedern der DPtV durchgeführt wurde, hatte eine ungewöhnlich hohe Rücklaufquote von 41 Prozent. "Die Ergebnisse sind für uns in der Tendenz nicht überraschend, in der Ausprägung aber schon: Einer sehr hohen Berufszufriedenheit steht eine sehr große Unzufriedenheit mit den Rahmenbedingungen gegenüber, unter denen psychotherapeutisch gearbeitet wird", erklärte Best. "Wenn mehr als 90 Prozent der niedergelassenen und 86 Prozent der angestellten Psychotherapeuten ihre Arbeit Freude macht und etwa gleich viele den Beruf wieder ergreifen würden, zeigt sich darin eine hohe Identifikation mit dem Beruf und zwar über alle Altersgruppen hinweg."

Zum Erhalt der beruflichen Zufriedenheit trägt ein reger fachlicher Austausch in Supervisions- oder Intervisionsgruppen und Teamsitzungen bei. Ebenfalls eine Rolle dürfte spielen, dass drei Viertel der Psychotherapeuten in einer festen Partnerschaft leben. Bei den Niedergelassenen hat die eigene Selbständigkeit für 89 Prozent eine hohe Bedeutung.

Die Studie deutet außerdem daraufhin, dass Psychotherapeuten selbst viel für ihre psychische Gesundheit tun, z.B. indem sie ihre beruflichen Belastungen und ihr Privatleben in einen guten Einklang bringen. So erklärt sich, dass die berufliche Zufriedenheit über alle Altersgruppen hinweg gleich hoch ist. Die für andere Heilberufe oft berichtete typische Überforderungs- und Burn-Out-Symptomatik trifft auf Psychotherapeuten demnach nicht zu. Psychotherapiepatienten begegnen also in den meisten Fällen zufriedenen, mit einem erfüllten Privatleben versehenen und mit ihrem Beruf hoch identifizierte Psychotherapeuten.

Dem steht sowohl bei den Niedergelassenen als auch bei den Angestellten eine sehr große Unzufriedenheit mit den Rahmenbedingungen der Arbeit gegenüber, vorrangig mit dem geringen Einkommen und der überbordenden Bürokratie. Im Einzelnen zeigt sich, dass sich 86 Prozent der niedergelassenen Psychotherapeuten mit ihren Praxiseinkommen gegenüber den niedergelassenen Ärzten benachteiligt fühlen. Auch viele Angestellte sind mit ihrer wirtschaftlichen Lage unzufrieden, wenn auch etwas weniger stark ausgeprägt als bei den Niedergelassenen. Dabei kann eine Rolle spielen, dass die befragten angestellten Psychotherapeuten mit im Durchschnitt 36,6 Jahren eher am Anfang ihres Berufslebens stehen als ihre niedergelassenen Kollegen, die im Schnitt 52,6 Jahre alt waren.

Als belastend empfinden 80 Prozent der Niedergelassenen den bürokratischen Aufwand beim Antrags- und Genehmigungsverfahren, v.a. das Berichte-Schreiben in Zusammenhang mit dem Gutachterverfahren. Fast 60 Prozent empfinden die vielen Anfragen nach einem Therapieplatz, die nicht befriedigt werden können, als belastend. In der Regel beantworten Psychotherapeuten mangels Personal solche Anfragen selbst. Auch bei den Angestellten ist die Unzufriedenheit mit dem Verhältnis von Verwaltungsarbeit und psychotherapeutischer Tätigkeit groß; insgesamt 50 Prozent sind damit unzufrieden (20 Prozent unzufrieden, 30 Prozent sehr unzufrieden).

Wie fällt nun das Fazit nach Einschätzung der Deutschen PsychotherapeutenVereinigung aus? Bundesvorsitzender Dieter Best sagt dazu: "Die Ergebnisse sprechen für die Psychotherapeuten: Trotz ungünstiger und schwieriger Rahmenbedingungen erhalten sich Psychotherapeuten eine hohe Zufriedenheit mit der psychotherapeutischen Tätigkeit über ein ganzes Berufsleben hinweg. Unseres Erachtens spricht dies für einen klugen Umgang der Psychotherapeuten mit den eigenen psychischen und sozialen Ressourcen. Dass sie aber unter derart ungünstigen Rahmenbedingungen arbeiten müssen, ist ein Zeichen für die immer noch gering geschätzte Rolle der Psychotherapie bzw. im weiteren Sinne zuwendungsorientierter Behandlungen im deutschen Gesundheitswesen.

Quelle und Kontaktadresse:
Deutsche PsychotherapeutenVereinigung e.V. (DPtV) Pressestelle Am Karlsbad 15, 10785 Berlin Telefon: (030) 235009-0, Fax: (030) 235009-44

(cl)

NEWS TEILEN: