Pressemitteilung | Verband Bildung und Erziehung e.V. (VBE)

Eckinger: Grundschule ist pädagogische Schatzkiste für weiterführende Schule / IGLU und PISA sprechen gegen homogene Lernkultur

(Nürnberg) - „Die Grundschule muss zum festen Fundament unserer Bildung werden“, betonte der Bundesvorsitzende des Verbands Bildung und Erziehung (VBE) Ludwig Eckinger gestern auf der Nürnberger Bildungsmesse. „Die Internationale Grundschuluntersuchung(IGLU) zeigt, dass unsere Grundschulen auf dem richtigen Weg sind. Insbesondere die Grundschulen haben die veränderte Kindheit wirklich ernst genommen und in der Pädagogik und Methodik/Didaktik am offensivsten aufgegriffen. Gerade die Grundschullehrerinnen und –lehrer praktizieren eine Methodenvielfalt, die in den weiterführenden Schulen ihresgleichen sucht“, so Eckinger und verweist auf Wochenarbeitspläne, den Wechsel von Gruppen- und Einzelarbeit und dem Lernen im Freien. „Es zeigt sich, dass auf diesem Wege individuelle Lernfortschritte der Kinder gelingen können.“

Eckinger warnte zugleich davor, in der Grundschule in verschiedenen Klassenstufen standardisierte Leistungstests einzuführen. „Das würde den positiven Weg der Grundschulen konterkarieren“ erklärte der VBE-Bundesvorsitzende. „Die IGLU-Ergebnisse bestätigen gerade, dass Voneinander- und Miteinanderlernen sich positiv auf die sozialen wie kognitiven Leistungen der Kinder auswirkt. Mehr Leistungsdruck und die Orientierung auf abprüfbares Wissen hat sich laut PISA gerade für die weiterführenden Schulen als wenig erfolgreich herausgestellt.

Die Grundschulen als Orte gemeinsamen Lernens von Kindern aus den verschiedenen sozialen Milieus müssen in ihrem jet-zigen pädagogischen Verständnis gestärkt werden und brauchen dafür bessere Rahmenbedingungen.“ Wenn es dann auch noch gelinge, in Deutschland für alle Kinder eine frühkindliche Bildung und Erziehung zu sichern, sei der Grundstein zum Bildungserfolg gelegt.

IGLU bestätige laut Eckinger, dass die Vorwürfe, an den Grundschulen würden zu wenig Grundlagen vermittelt, sich als Fehlurteil erweise. „Hoffentlich setzt IGLU auch einen Schlusspunkt unter den ‚Kuschelpädagogikstreit’.“ Der VBE-Bundesvorsitzende unterstrich, es sei nun hohe Zeit, sich mehr der Idee der sechsjährigen Grundschule zuzuwenden und diese angstfrei umzusetzen. „Die weiterführenden Schulen sollten mehr als bisher die Grundschule als pädagogische Schatzkiste achten und im Hinblick auf den Übergang zur Sekundarstufe I auch die Zusammenarbeit mit den Grundschulen suchen.“

Eckinger erklärte weiter: „Die Ergebnisse von PISA und IGLU zeigen, dass die versuchte Homogenisierung der Lerngruppen ab der Sekundarstufe I mindestens für jeden dritten Lernenden die Bildungskarriere negativ beeinflusst. Anstatt Bildungswege zu öffnen, geraten zu viele in Bildungssackgassen.“

Als „hochproblematisch“ bezeichnete Eckinger die Auswirkungen besonders für Jungen und Migrantenkinder. Der VBE, so Eckinger, setzt sich für ein zweigliedriges Angebot in der Sekundarstufe I ein. „Der fatale Zusammenhang zwischen Bildungschancen und sozialem Hintergrund kann gebrochen werden durch ein Unterrichts- und Bildungsangebot, das weder sozial ausgrenzt noch zu stark homogenisiert. Leistungszutrauen und die gezielte, individuelle Förderung der Leistungsbereitschaft sind erfolgreicher als das Einsortieren der Schüler in Schubkästen.“

Vor diesem Hintergrund befürworte der VBE nationale Bildungsstandards, lehne aber deren Bindung an die einzelnen Schularten ab. Ludwig Eckinger betonte: „Wir Lehrerinnen und Lehrer wollen eine Schule, die ihre Anziehungskraft als Lern- und Arbeitsort entfaltet und nicht auf eine Prüfanstalt reduziert wird.“

Quelle und Kontaktadresse:
Verband Bildung und Erziehung e.V. (VBE) Behrenstr. 23-24, 10117 Berlin Telefon: 0228/959930, Telefax: 0228/378934

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