Pressemitteilung | Handelsverband Deutschland e.V. - Der Einzelhandel (HDE)

Einzelhandel erwartet schwierige Tarifrunde

(Berlin) - "Auf den deutschen Einzelhandel kommt in diesem Jahr die schwierigste Tarifrunde der Nachkriegszeit zu", erklärte am 5. Februar in Berlin Rainer Marschaus, Vorsitzender des Tarifpolitischen Beirates (Tapo) des Hauptverbandes des Deutschen Einzelhandels (HDE). Die negative Umsatzentwicklung des Vorjahres werde sich auch 2003 mit einem erwarteten Minus von 1,5 Prozent fortsetzen. Bereits die Tariferhöhung für 2002 mit einer Kostenbelastung von bis zu 2,89 Prozent habe daher zu dem vom HDE befürchteten drastischen Stellenabbau im Einzelhandel geführt. Eine weitere Kostenbelastung durch Tarifsteigerungen im Jahr 2003 werde den Trend nur noch beschleunigen.

"Das Rechenszenario von ver.di zur Begründung der Tarifforderungen sah bislang stets eine Addition von Preissteigerungsrate und Produktivitätszuwachs vor. Auf die derzeitige Situation im Einzelhandel übertragen müsste ver.di also bei einer bezifferten Tarifforderung ein Minuszeichen voranstellen", spekulierte Marschaus. Die Gewerkschaftsseite müsse sich darüber Gedanken machen, wie man mit realistischen Vorstellungen in die Tarifrunde gehen könne. "Wir brauchen ein deutliches Signal, dass der Branchentarifvertrag sich auch mit den Problemen der gesamten Branche – kleinen, mittleren und großen Betrieben – auseinandersetzt. Wir müssen daher den Weg weiterverfolgen, den die CheChemiegewerkschaft und auch ver.di beim Tarifabschluss der Banken mit der Einführung von ertrags- und erfolgsabhängigen Tarifentgelten eingeschlagen haben", so der Tapo-Vorsitzende. Angesichts der schwierigen Branchensituation dürfe auch die Diskussion über tarifliche Härteklauseln kein Tabu sein. Marschaus: "Wir müssen Unternehmen, die vorübergehend nicht in der Lage sind, das Tarifentgelt zu zahlen, zur Beschäftigungssicherung andere Wege weisen als die Insolvenz oder den endgültigen Ausstieg aus dem Flächentarifvertrag. Tut dies die Gewerkschaft nicht, so muss der Gesetzgeber mit einer gesetzlichen Tariföffnungsklausel reagieren."

Wichtig sei, möglichst rasch die tariflichen Vereinbarungen zum Thema Ladenschluss an die geplante neue Rechtslage – das heißt längere Öffnungszeiten an Samstagen - anzupassen. Dies betreffe vor allen Dingen die bisherigen Ausnahmebestimmungen für den Einsatz der Mitarbeiter an Spätöffnungszeiten, sagte Marschaus. Diese Tarifvorschriften würden vorsehen, dass beispielsweise Arbeitnehmer mit pflegebedürftigen Angehörigen und betreuungsbedürftigen Kindern die Arbeit an Spätöffnungszeiten ablehnen dürfen. Ablehnt werde jedoch jede weitere Verteuerung der Arbeitskosten im Einsatzhandel durch die von ver.di geforderte Ausweitung der Spätöffnungszuschläge. "Dies würde mit absoluter Sicherheit jede Chance zunichte machen, dass es im Zuge der Ausweitung der Ladenöffnungszeiten zu der von der Bundesregierung erhofften Schaffung neuer Arbeitsplätze kommt", warnte Marschaus.

Quelle und Kontaktadresse:
Hauptverband des Deutschen Einzelhandels e.V. (HDE) Am Weidendamm 1a 10117 Berlin Telefon: 030/72 62 50-65 Telefax: 030/72 62 50-69

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