Pressemitteilung | Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer im Deutschen Beamtenbund (GDL)

Eisenbahnunfall von Hordorf hätte wohl vermieden werden können

(Frankfurt am Main) - "Wir sind tief betroffen. Unser Mitgefühl gilt den Angehörigen und den Opfern des schweren Zugunglücks", so der Bundesvorsitzende der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) Claus Weselsky gestern (31. Januar 2011) in Berlin.

Am späten Samstagabend (29. Januar 2011) waren bei der Kollision eines Nahverkehrszuges des HarzElbeExpress (HEX) mit einem Güterzug der Verkehrsbetriebe Peine Salzgitter bei Hordorf (Oschersleben) zahlreiche Menschen ums Leben gekommen und weitere verletzt worden. Der HarzElbeExpress und der mit Kalk beladene Güterzug waren auf einer eingleisigen Strecke zusammengestoßen.

Ausrüstung mit Sicherungssystemen

Der schreckliche Unfall in Hordorf hätte aber wohl vermieden werden können, wenn die Strecke mit dem Zugsicherungssystem "PZB - Punktförmige Zugbeeinflussung" ausgerüstet gewesen wäre. Es handelt sich dabei nicht um ein neuartiges automatisches Sicherungssystem, sondern um eine Technik, die bereits seit mehr als 70 Jahren erfolgreich in Deutschland eingesetzt wird. Sie basiert auf der Basis von Magneten, die bei Halt zeigenden Signalen in der Lage sind, Züge automatisch zu stoppen. Seit Jahren investiert die Deutsche Bahn aber vornehmlich in den Bau und Ausbau von Hochgeschwindigkeitsstrecken, anstatt die bestehende Infrastruktur zu modernisieren. "Wir kritisieren dies bereits seit langem", so der GDL-Bundesvorsitzende. Und weiter: "Die Politik muss deshalb als Eigentümer die Verantwortung für die bestehende Eisenbahninfrastruktur viel stärker wahrnehmen als bisher. Und die Politik muss bestimmen, welche Eisenbahninfrastruktur in unserem Lande benötigt wird. Diese ist dann mit allen gängigen und modernen Sicherungssystemen auszurüsten."

Höhere Belastung durch Renditedruck

"Doch allein den Blick auf ein fehlendes technisches Sicherungssystem zu richten, wäre voreilig", so Weselsky weiter. So hat die Arbeitsbelastung der Lokomotivführer in den zurückliegenden Jahren permanent zugenommen. Der Renditedruck in den Eisenbahnunternehmen, kombiniert mit Personalknappheit, führt oftmals zu längeren Dienstschichten und häufigeren Dienstantritten. Daraus resultiert ein massiver Anstieg der Überstunden. Alleine bei der Deutschen Bahn schieben die Lokomotivführer mehr als 1,5 Millionen Überstunden und fast 70 000 noch nicht genommene Urlaubstage vor sich her. "Nur ein ausgeruhter Lokomotivführer ist aber in der Lage, seine verantwortungsvolle Tätigkeit in hoher Qualität auszuüben", so Weselsky.

Aus diesem Grunde fordert die GDL in dieser Tarifrunde mit dem Bundes-Rahmen-Lokomotivführertarifvertrag (BuRa-LfTV) erstmals einen Flächentarifvertrag für alle Lokomotivführer, egal ob im Nah-, Fern- oder Güterverkehr. Dieser soll neben einem einheitlichen Entgelt auch die vielen unterschiedlichen Arbeitsbelastungen vereinheitlichen und reduzieren. Darüber hinaus fordert die GDL wieder höhere Qualifizierungsstandards für Lokomotivführer, die in den vergangenen Jahren deutlich reduziert wurden. Nur so ist die Eisenbahnsicherheit auch zukünftig gewährleistet.

Quelle und Kontaktadresse:
Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer im Deutschen Beamtenbund (GDL) Gerda Seibert, Leiterin, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Baumweg 45, 60316 Frankfurt am Main Telefon: (069) 405709-0, Telefax: (069) 405709-129

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