Pressemitteilung | Bitkom e.V.

Elektronischer Reisepass ist eine Chance für die deutsche Sicherheitswirtschaft / Bei Biometrieprojekten profitiert die gesamte ITK-Branche / Staat ist Markttreiber für Biometrie

(Berlin) - Der neue elektronische Reisepass ist ein Innovationsmotor für die deutsche Sicherheitsbranche. "Im Bereich Biometrie hat Deutschland dank dieses Großprojektes der öffentlichen Hand nun ein Referenzprojekt. Zudem sind die hohen deutschen Sicherheitsstandards in europäische und internationale Richtlinien eingeflossen und viele Bürger lernen die Biometrie als neue Technologie kennen", sagte Sandra Schulz, Bereichsleiterin Sicherheit beim Bundesverband Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien (BITKOM) heute vor Journalisten in Berlin. Bislang habe es bei der Biometrie nur eine geringe technologische Standardisierung und nicht genügend Referenzprojekte gegeben - der elektronische Reisepass ändere beides und entschärfe somit wesentliche Marktbarrieren, betonte Schulz: "Deutschland führt nun als erstes Land in Europa einen elektronischen Reisepass ein, der die Richtlinien der ICAO einhält. Dies erhöht die Chance, dass deutsche Sicherheitstechnologie auch ein Exporterfolg wird." Die International Civil Aviation Organisation (ICAO), eine Unterorganisation der Vereinten Nationen, ist für die Planung des zivilen Luftverkehrs zuständig.

Ab 1. November 2005 erhalten alle Bürger, die einen Reisepass beantragen, den neuen elektronischen Reisepass. Damit setzt die Bundesregierung einen Beschluss der Innen- und Justizminister der EU um, die sich auf die Einführung biometrischer Merkmale in Reisepässen, Visa und Aufenthaltspapieren bis Mitte 2006 geeinigt hatten. Bei den neuen Pässen werden auf einem Chip die herkömmlichen Passdaten - Anschrift, Ausstellungsort, Gültigkeitsdauer - sowie zusätzlich das Passbild des Inhabers gespeichert. Ab 2007 sollen auch Fingerabdrücke dort abgelegt werden. Die in der Europäischen Union vereinbarten technischen Spezifikationen des Dokuments verhindern, dass der Pass unrechtmäßig verändert oder die Daten ohne Wissen des Inhabers ausgelesen werden.

Bei Biometrie-Projekten profitiere die IT-Sicherheitsindustrie besonders, so Schulz: "Nach unseren Schätzungen bestehen 95 Prozent eines Projektumsatzes aus üblicher ITK-Hardware und -Software, wie beispielsweise PCs, Servern und Betriebssystemen, sowie IT-Dienstleistungen. Nur fünf Prozent entfallen auf Geräte und Programme, die direkt der Biometrie zuzuordnen sind, etwa Scanner für Fingerabdrücke oder spezielle Verschlüsselungssoftware." Nach Schätzungen der Marktforscher von Soreon-Research setzt der deutsche Biometriemarkt in diesem Jahr insgesamt rund 21 Millionen Euro um. Laut der Studie wird der Umsatz von rund 37 Millionen im Jahr 2006 auf 144 Millionen Euro im Jahr 2007 steigen, auch durch den ePass. "Im nächsten Jahr ist der Staat noch größter Markttreiber, doch schon 2008 wird die Privatwirtschaft, etwa beim Zugang zu Räumen oder Informationen, mehr nachfragen als der Staat", sagte Schulz. Der Staat fungiere hier als klassischer Innovationsmotor.

Bei den elektronischen Pässen gibt es umfassende Vorgaben für die Fotos der Bürger. So muss nun beispielsweise das Bild frontal aufgenommen werden. Die Fotografen sind aber auf die neuen, strikten Anforderungen der ICAO an das Passbild vorbereitet. Hans Starosta, Präsident des Centralverbands Deutscher Berufsfotografen, sagte: "Wir sind von den staatlichen Stellen gut und umfassend informiert worden." Jedoch bedauerte Starosta die strikten rechtlichen Vorgaben: "Das Passbild ist leider zu einem reinen Zweckbild geworden, für die Fotografen gibt es so gut wie keine kreative Freiheit mehr." Früher konnte ein Passbild auch als Bewerbungsbild genutzt werden. Nun sei es Aufgabe der Fotografen, die Kunden zu fragen, ob sie ein Bewerbungs- oder ein Passfoto haben möchten. "Und wenn der Kunde nur ein Passbild haben möchte, liegt es an uns, ihm zu sagen: 'Okay, Passbild ist das eine, aber da Sie schon mal da sind, wie wäre es noch mit paar schönen Privatfotos dazu?'."

Quelle und Kontaktadresse:
Bundesverband Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien e.V. (BITKOM) Albrechtstr. 10, 10117 Berlin Telefon: 030/27576-0, Telefax: 030/27576-400

NEWS TEILEN: