Elektrotechnik-Studium: Trotz verhaltenem Arbeitsmarkt starke Perspektiven
(Offenbach am Main) - Der direkte Berufseinstieg für Absolventinnen und Absolventen der Elektrotechnik verläuft aktuell nicht mehr so reibungslos wie noch vor wenigen Monaten. Trotzdem bleibt der Bedarf an Fachkräften hoch und dürfte weiter steigen, weil immer weniger junge Menschen ein entsprechendes Studium beginnen. Die „All Electric Society“ brauche mehr Köpfe denn je – und biete beste Perspektiven, sagt der Ausschuss „Studium, Beruf und Gesellschaft“ vom Verband der Elektrotechnik Elektronik Informationstechnik e. V. (VDE).
(Frankfurt a. M., 28.07.2025) Der Start des neuen Semesters rückt immer näher und für viele junge Menschen stellt sich die Frage: Was studieren – und mit welcher Perspektive? Klar ist: Die Welt wird immer elektrischer. Wir bewegen uns in Richtung einer „All Electric Society“. Das Studium der Elektrotechnik bietet dafür vielfältige Karrieremöglichkeiten in den unterschiedlichsten Branchen. Gleichzeitig zeigt sich: Der Arbeitsmarkt für Elektroingenieurinnen und -ingenieure ist aktuell verhalten. Zwar bleibt der Bedarf an qualifizierten Fachkräften hoch, doch die Rahmenbedingungen haben sich spürbar geändert.
Für angehende Ingenieurinnen und Ingenieure bedeutet das: Wer früher oft schon vor dem Abschluss einen Arbeitsvertrag in der Tasche hatte, muss heute unter Umständen mehrere Monate eine passende Stelle suchen. Das ist für Absolventen der Elektrotechnik neu – während es in vielen anderen Studiengängen längst üblich ist, dass zwischen Studienabschluss und dem ersten Arbeitsvertrag spürbar Zeit vergeht.
Die gute Nachricht: Durch den steigenden Bedarf an elektrischen Lösungen in nahezu allen Lebensbereichen sind jede Menge Fachkräfte erforderlich. Hier sind Elektroingenieurinnen und -ingenieure gefragt, auf die ein Studium mit zahlreichen attraktiven Entwicklungsmöglichkeiten in verschiedenen Gebieten und Branchen wartet. Dazu gehören die (regenerative) Energieerzeugung und -verteilung, Elektromobilität, Robotik, Künstliche Intelligenz, Medizintechnik, Informatik und Kommunikation, Fabrikautomation, Mikroelektronik, der Maschinen- und Anlagenbau oder auch die Automobilindustrie. Was dabei nicht außer Acht zu lassen ist: die sehr gute Bezahlung und die Perspektive, Herausforderungen der Zukunft zu lösen und die Welt lebenswerter zu gestalten.
Bedarf kann künftig nicht gedeckt werden
Die Mitglieder des VDE Ausschusses „Studium, Beruf und Gesellschaft“ erwarten mit anziehender Konjunktur wieder eine starke Nachfrage der Unternehmen nach Elektroingenieurinnen und -ingenieuren. „Nach unserer Einschätzung und aufgrund sinkender Zahlen der Studienanfänger in Kombination mit dem Eintritt der Babyboomer in den Ruhestand können Hochschulabsolventinnen und -absolventen diesen Bedarf jedoch nicht decken“, sagt der stellvertretende Vorsitzende Dipl.-Ing. Thomas Hegger. Aus Gesprächen mit Unternehmen der Elektroindustrie weiß er: Personalverantwortliche wollen gern einstellen, die Entscheidungsträger sind jedoch zurückhaltend. Es herrsche ein „Investitionsstau“.
Doch Elektrotechnik ist und bleibt eine Schlüsseldisziplin, betont Prof. Dr.-Ing. Kira Kastell, Vorsitzende des VDE Ausschusses: „In der Medizintechnik, Mikroelektronik, Verteidigung oder auch Energiewirtschaft werden aktuell Elektroingenieurinnen und -ingenieure gesucht. Vielleicht hilft auch etwas mehr Mobilität, schneller einen lukrativen Job zu bekommen.“
Für 2026 und 2027 prognostiziert Dr.-Ing. Michael Schanz vom VDE eine deutlich geringere Absolventenzahl der einschlägigen Studiengänge: „Wenn sich durch die neue Regierung die Stimmung am Arbeitsmarkt wieder aufhellt, wird das Wehklagen in den Unternehmen dann sehr laut werden.“ Tatsächlich ist der Mangel an Fachkräften in der Elektrotechnik schon heute spürbar: Ob Studium oder Ausbildung – laut dem Institut der deutschen Wirtschaft in Köln ist es in diesem Bereich besonders schwierig, qualifiziertes Personal zu finden – schwerer als in allen anderen MINT-Fächern (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik).
Quelle und Kontaktadresse:
VDE - Verband der Elektrotechnik Elektronik Informationstechnik e.V., Merianstr. 28, 63069 Offenbach am Main, Telefon: 069 63080