Pressemitteilung | Bauherren-Schutzbund e.V.

Energieeffizienz verlangt hohe Bauqualität / Untersuchung Bauherren-Schutzbund und Institut für Bauforschung Hannover: 19 Prozent Mängelquote mit hohen Energie-Folgekosten / Rund 18.300 Ein- und Zweifamilienhäuser pro Jahr mit fehlerhafter Wärmedämmung und unzureichender Luftdichtheit / Planungs- und Bauqualität häufig zu wenig auf Energieeffizienz ausgerichtet

(Berlin/Hannover) - Mangelnde Bauqualität hat erhebliche Folgen für die energetische Effizienz eines Hauses. Eine vom Bauherren-Schutzbund e.V. (BSB) und dem Institut für Bauforschung Hannover e.V. (IFB) durchgeführte Studie zur Qualität im Einfamilienhausbau und deren Auswirkungen auf energetisches Bauen offenbart diese Wechselwirkung. Zahl und Umfang von Baumängeln bewegen sich seit Jahren auf hohem Niveau, vor allem im Bereich des Roh- und Ausbaus.

Bei der beispielhaften Untersuchung von Neubauobjekten und der Auswertung baubegleitender Qualitätskontrollen der BSB-Bauherrenberater zeigte sich, dass eine Vielzahl von Baumängeln aus fehlerhafter Wärmedämmung, vorhandenen Wärmebrücken und unzureichender Luftdichtheit resultieren. So entfallen neun Prozent der festgestellten Mängel auf die Wärmedämmung und zehn Prozent auf die Luftdichtheit. Davon waren 40 Prozent auf den mangelhaften Einbau von Fenster- und Türelementen zurückzuführen, 31 Prozent auf die luftdichte Ebene im Dach und etwa 18 Prozent auf unsachgemäß ausgeführte Anschlüsse und Durchdringungen. Bleiben die Mängel unentdeckt, verursachen sie mittel- und langfristig Folgekosten in beachtlicher Höhe.

Jede dritte Wärmedämmung fehlerhaft

Insgesamt konstatierte die IFB Studie eine Mängelquote von 19 Prozent. Wird diese Zahl auf die laut statistischem Jahrbuch 2008 rund 96.400 in Deutschland errichteten Ein- und Zweifamilienhäuser hochgerechnet, ergeben sich ca. 18.300 Neubauten mit Mängeln bei Wärmedämmung und Luftdichtheit. Rechnet man Erkenntnisse aus baubegleitenden Qualitätskontrollen und der Bauforschung hinzu, die etwa jede dritte Wärmedämmung als fehlerhaft ausgeführt bewertet, dürfte bei einer Fertigstellungsquote von 152 200 Neubauwohnungen 2008 die Zahl bei etwa 50 700 und damit noch weitaus höher liegen.

Bauqualität und Energieeffizienz - zwei Seiten einer Medaille

Wenn, wie IFB und BSB in ihrer gemeinsamen Studie feststellen, eine derart große Zahl von Neubauten eine mangelhafte Qualität bei Wärmedämmung und Luftdichtheit und damit ein größeres Schadensrisiko aufweisen, hat das langfristige Konsequenzen. Anhand der in baubegleitendenden Qualitätskontrollen des BSB festgestellten Mängel wurde ermittelt, wie sich diese auf den Energiebedarf und die Energieeffizienz eines Gebäudes auswirken.

Prinzipiell gilt das Vermeiden von Wärmeverlusten, Wärmebrücken und die Herstellung einer luftdichten Gebäudehülle als entscheidende Voraussetzung für energieeffizientes Bauen - ungeachtet der jeweiligen Bauweise und des energetischen Standards. Mit Dämmschichtbeschädigungen, offenen Stößen, Einbau feuchten Dämmmaterials oder Fehlstellen an Fenstern, Türen und Bauteilen werden aber gerade hier die meisten Nachlässigkeiten fabriziert.

Für erhöhte Lüftungswärmeverluste sorgen fehlerhaft abgedichtete Fugen angrenzender Bauteile, Leckagen in der Gebäudehülle und ungeeignete nicht luftdichte Materialien.

Baufehler und Energieeffizienz, so brachte es die Studie auf den Punkt, sind zwei Seiten einer Medaille: Ist die Wärmedämmung nicht fachgerecht ausgeführt oder das Gebäude nicht luftdicht gebaut, schnellt der Energiebedarf in die Höhe. Schäden durch Feuchte oder Schimmelbefall sind vorprogrammiert. Werden nur 50 Prozent der Wärmedämmung feucht eingebaut, steigt die Wärmeleitfähigkeit erheblich, und der damit größere Energiebedarf kann um 19,9 Prozent höhere Heizwärmekosten nach sich ziehen.

Der Vergleich von Gebäuden, die nachhaltig geplant, regelgerecht ausgeführt und während der Bauphase messtechnisch überprüft wurden, zu mangelhaft ausgeführten Gebäuden erbrachte eine große Differenz. Sie lag u.a. in einem Einsparpotenzial von 11 000 Euro Energiekosten in 20 Jahren.

Langfristige Auswirkungen für Verbraucher

Auswirkungen mangelhaften Bauens und damit schlechter Energieeffizienz sind für private Bauherren aber nicht nur in der Steigerung von Energiekosten durch Mehrverbrauch zu spüren. Nicht selten wird kostenaufwändige Schadensbeseitigung notwendig. Vertragliche Vereinbarungen zur Beschaffenheit eines Hauses werden nicht erreicht. Davon können Bewilligungen und Auszahlungen von Fördergeldern abhängen, die entfallen, wenn z.B. energetische Kriterien nicht erfüllt werden.

Energetisches Bauen braucht konsequentere Planung und Qualitätskontrolle

Fazit aus der Studie: Umfassende Kenntnisse des energieeffizienten Bauens sind künftig unverzichtbar. Denn mit höherem energetischem Standard wachsen die spezifischen Anforderungen an Konstruktion, thermische Bauphysik und Gebäudetechnik.

Doch die Planungs- und Bauqualität ist in vielen Fällen bislang nicht auf Energieeffizienz ausgerichtet. Anforderungen der Energieeinsparverordnung werden nicht selten nur unzureichend erfüllt.

Grundprinzipien energieeffizienten Bauens müssen deshalb weitaus konsequenter in die Planung und Bauausführung einbezogen werden. Demzufolge sollte der Suche nach fachlich fundierten Baupartnern große Aufmerksamkeit geschenkt werden.

Die Entscheidung für energetische Standards sollten anhand mittel- und langfristiger wirtschaftlicher Kriterien fallen, der Bau selbst unter Einbeziehung von Sonderfachleuten gemeinschaftlich geplant und ausgeführt werden, um optimierte Standards tatsächlich zu erreichen.

Bauen braucht unabhängige Planungs- und baubegleitende Qualitätskontrolle, um Mängel, Bauschäden und unnötige Kosten zu vermeiden. Solche Kontrollen dienen zudem sowohl Bauherren als auch Bauunternehmen als Bestätigung eines qualitätsvollen, energieeffizienten Bauergebnisses.

www.bsb-ev.de, www.bauforschung.de.

Quelle und Kontaktadresse:
Bauherren-Schutzbund e.V. Pressestelle Kleine Alexanderstr. 9/10, 10178 Berlin Telefon: (030) 3128001, Telefax: (030) 31507211

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