Pressemitteilung | Bundesverband öffentlicher Binnenhäfen e.V. (BÖB)

Enger Schulterschluss in Europa / BÖB und EFiP tagten in Berlin und diskutierten gemeinsam mit Wirtschaft und Politik / Es gilt das Wachstum zu bewältigen, ohne dass es zu Umweltproblemen kommt

(Berlin) - Um "Strategische Herausforderungen und Konzepte für See- und Binnenhäfen" zu diskutieren, haben der Bundesverband Öffentlicher Binnenhäfen (BÖB) und der European Federation of Inland Ports (EFIP) am Donnerstag in Berlin ihre alljährlichen Mitgliederversammlungen gemeinsam veranstaltet. Die Herausforderungen, vor denen die Mitglieder stehen, sind laut BÖB-Präsident Rainer Schäfer sowohl national und international identisch. So werden in den Häfen von Zeebrügge, Antwerpen, Rotterdam und Amsterdam (ZARA) in den kommenden Jahren, je nach Szenario Mengenzuwächse, zwischen 75 und mehr als 200 Prozent etwa bei den Containern erwartet. "Und die Prognosen für die deutschen Seehäfen sind ähnlich dramatisch" so Schäfer

Das betrifft vor allem den Bereich der Güter, die zum Großteil für Deutschland gedacht sind oder durch Deutschland transportiert werden sollen. Hier treffen sie derzeit schon auf überlastete Straßen und qualitativ unterschiedlich ausgebauten Schienennetzen. "Allein die Flüsse und Kanäle hätten noch Kapazitäten", zeigte Schäfer auf. Zudem machen die ZARA-Drehscheiben den interessierten Unternehmen bei ihren Ausbauprojekten verpflichtende Vorgaben für den Modal-Mix, sprich eine stärkere Nutzung der Binnenschifffahrt und der Eisenbahn.

Allerdings ist für die Nutzung der Wasserwege, so EFIP-Präsident Roland Hörner, eine entsprechende Infrastruktur in den Häfen sowie entlang der Flüsse und Kanäle erforderlich. Das bestätigte auch Hervé Martel vom Hafen Paris: Dort hat vor allem der Großhandel starkes Interesse an der staufreien, umweltfreundlichen und kostengünstigen Versorgung über die Seine gezeigt. Nun gelte es, den Wasserweg für die Anforderungen fit zu machen und Erweiterungsareale vorzubereiten. Für das erste benötigen die Häfen, so Schäfer, finanzielle Mittel und Planungssicherheit, für das zweite geeignete Flächen. Die knappen Kassen verhinderten aber nicht nur den Ausbau, sondern teilweise sogar den Unterhalt der Infrastruktur. Die konkurrierenden Interessen der Stadtentwicklung bedrohten zahlreiche Standorte - an deren Erweiterung gar nicht zu denken sei.

Und selbst, wenn beides gegeben sei, so mahnte der Direktor der Staatlichen Rhein-Neckar-Hafengesellschaft mbH Mannheim, müssten daneben heute die Bürger; Institutionen und Politik auf allen Ebenen von dem Nutzen der Maßnahmen überzeugt werden. "Wir müssen mehr kommunizieren, Verständnis für uns und unsere Ansprüche schaffen." Eine Aufgabe, für die Schäfer gerne auch die Unterstützung der Hafen-Kunden, Handel und Industrie, gewinnen möchte.

In den anderen europäischen Staaten habe man die Zeichen bereits erkannt, investiere teilweise pro Jahr Milliarden in die Wasserstraßen- und Hafeninfrastruktur, so Schäfer weiter. Dann drohten die Verkehre von den ZARA-Häfen in neue Terminals, kurz vor der deutschen Grenze bewegt zu werden, um letztendlich auf dem Weg zum Kunden die deutschen Straßen zu überfluten, so seien Befürchtung.

Daneben sei es aber auch erforderlich, alle vorhandenen Möglichkeiten optimal zu nutzen, forderte der Präsident auch die Mitglieder auf.

Dabei können die nationalen und europäischen Häfen auf die Unterstützung der Europäischen Kommission bauen, wie der Abteilungsleiter Sicherheitspolitik & Seesicherheit Dimitros Theologitis versicherte. In der neuen Richtlinie für transeuropäische Netze haben die See- und Binnenhäfen als Knoten in den Verkehrsnetzen eine stärkere Bedeutung. Zudem wird die Connecting Europe Facility mit wahrscheinlich rund 50 Mrd. Euro ausgerüstet, die besonders Transport-, Daten- und Energieprojekte finanzieren sollen. Die Kommission erwartet allerdings auch, dass im Hafenbereich Ansprüche an Transparency und offenen Marktzugang für Dienstleistungsangebote eingehalten werden. "Oberstes Ziel ist es, in Bewegung zu bleiben, wir müssen das Wachstum bewältigen, ohne dass es zu Umweltproblemen kommt."

Hörner zum Abschluss: Ein Beispiel wie Zusammenarbeit ganz unkompliziert und ergebnisorientiert bereits funktioniert, sei das gemeinsame Büro der beiden Verbände für europäische See- sowie Binnenhäfen in Brüssel.

Quelle und Kontaktadresse:
Bundesverband öffentlicher Binnenhäfen e.V., Ernst-Reuter-Haus Anja Fuchs, Leiterin, Öffentlichkeitsarbeit Straße des 17. Juni 114, 10623 Berlin Telefon: (030) 39 80 28 70, Telefax: (030) 340 60 85 53

(tr)

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