Entfesselung der Schulen
(Berlin) - Die aktuellen PISA-Ergebnisse sind kein Grund, erneut Grundsatzdebatten über das Schulsystem vom Zaun zu brechen. Das sagte Bert Christmann, Bundesvorsitzender der Wirtschaftsjunioren Deutschland, am 07. Dezember in Berlin. Richtige Weichenstellungen in der Bildungspolitik bedeuteten nicht, dass schon morgen alle Züge im Ziel seien. Landesweit verbindliche Bildungsstandards, mehr Selbständigkeit für die Schulen, Sprachkurse, Vergleichstests und zentrale Abschlussprüfungen: Soviel Bewegung gab es seit einem Vierteljahrhundert nicht mehr.
Allerdings fehle es nach wie vor an der Konsequenz und damit am nötigen Mut zum Durchbruch. Die Bildungsstandards könnten nur dann ihre Wirkung entfalten, wenn die Schulen vollen Handlungsspielraum hätten, um sie zu erreichen. Vor allem die Übertragung der Personalhoheit müsse schnell über das Stadium der schwach besetzten Modellversuche hinauskommen. Zudem könne Wettbewerb nur dann entstehen, wenn Rankings veröffentlicht würden, so dass Eltern wie in Großbritannien auf ihrer Grundlage entscheiden könnten, an welche Schule sie ihre Kinder schicken. Wir müssen aufhören, die Schulen zu gängeln und an die Hand zu nehmen und sie stattdessen entfesseln. Nur so können wir außerordentliche Leistungen von ihnen erwarten.
Auch die Ganztagsschulen, so Christmann weiter, würden nur dann in der Lage sein, mehr Bildung zu bildungsferneren Kindern zu tragen, wenn sie als gebundene Einrichtungen angelegt seien. Wolle man soziale Mobilität, brauche man didaktische und pädagogische Konzepten für den ganzen Tag. Solange die Gelder des Bundes für Umbaumaßnahmen verwendet würden und es keine Anschlussfinanzierung für den Betrieb gebe, bleibe das ausgegebene Ziel unerreichbar. Wer hier gefordert sei, müsse auch die Föderalismus-Kommission klären. Unzweifelhaft ist aber: Bildung muss uns allen etwas wert sein.
Quelle und Kontaktadresse:
Deutscher Industrie- und Handelskammertag (DIHK)
Breite Str. 29, 10178 Berlin
Telefon: 030/203080, Telefax: 030/203081000