Pressemitteilung | BDE Bundesverband der Deutschen Entsorgungs-, Wasser- und Kreislaufwirtschaft e.V.

ENTSORGA-Kongress: Altpapiererfassung in Europa sichern

(Berlin) - Seit 2004 wird global gleich viel Altpapier wie Zellstoff in der Papierindustrie eingesetzt. Altpapier ist damit die tragende Ressource der Papierindustrie. Angesichts des Schwindens des Überangebots an Altpapier in Deutschland und der damit einhergehenden europaweiten Nachfragesteigerung sowie der Tatsache, dass mit Altpapier aus Europa und Nordamerika der „Papierboom“ in Asien befriedigt wird, stellt sich die Frage nach den mittel- und langfristigen Konsequenzen für die beteiligten Branchen.

Vor diesem Hintergrund hatte der BDE zu einem ENTSORGA-Kongress am 23. Mai 2005 in Köln unter dem Titel „ALTPAPIER 2005 - Nationale Reglementierung – Globale Märkte“ eingeladen.

In ihrem Eröffnungsvortrag wies Staatssekretärin Friedrich vom MUNLV in Nordrhein-Westfalen auf die Bedeutung der Altpapierverwertung für Nordrhein-Westfalen hin. 1,2 Mio. Mg Altpapier werden allein von den Haushaltungen in NRW der Verwertung in der Papierindustrie zugeführt, das sind 67 kg/Einwohner und Jahr. Um auch zukünftig bei der Wiederverwertung von Sekundärrohstoffen - auf Basis einer gegenüber nachfolgenden Generationen verantwortbaren Abfallpolitik – hohe Erfolge zu erzielen, hat das Land NRW die Untersuchung zum Thema „Ökobilanzierung abfallwirtschaftlicher Sammelsysteme für Verpackungsabfälle“ gefördert. „Letztlich dienen die Ergebnisse solcher Untersuchungen als Entscheidungsgrundlage zur Absicherung eines vorsorgenden Umweltschutzes“, so Staatssekretärin Friedrich.

In ihren Beiträgen beleuchteten die weiteren Referenten das Thema im Hinblick auf die internationale Marktentwicklung wie auch aus rechtlicher Sicht. So stellte Prof. Dr. Bernd Bilitewski von der TU in Dresden in seinem Vortrag klar, dass die Getrennterfassung von Altpapier die Sortierung in verschiedene Altpapiersorten und die anschließende stoffliche Verwertung in der Papierindustrie zum festen Bestandteil der deutschen Abfallwirtschaft gehört. „Die Suche nach der effektivsten Form der Erfassung von Altpapier“, so Bilitewski, „geht vor dem Hintergrund einer zu erwartenden Verknappung des Altpapiers in Deutschland weiter.“

Unter dem Stichwort „Neuordnung der europäischen Altpapierströme“ erläuterte Henri Vermeulen von der Kappa Packaging GmbH aus Roermond, Niederlande, dass der europäische Überschuss im Altpapieraufkommen in erster Linie durch Länder wie Großbritannien, Italien und Frankreich erbracht wird. „Dies ist eine Folge der Modernisierung der Abfallwirtschaft in diesen Ländern, die mit einer Steigerung der Erfassungsquote beim Altpapier einhergeht.“ Der Niederländer geht deshalb davon aus, dass der Wirtschaftsraum der Europäischen Union auch mittelfristig in der Lage sein wird, den Altpapierbedarf seiner Papierindustrie aus dem europäischen Binnenmarkt zu decken.

Bernd Böcking von der Gesellschaft für Papier-Recycling mbH in Bonn führte die Kongressteilnehmer in die internationalen Bereiche des asiatischen Altpapiermarktes ein und verwies auf die Bedeutung Chinas im globalen Altpapiermarkt. „Die dortigen Zuwachsraten auf dem Papiersektor von über 10 Prozent pro Jahr finden ihren Niederschlag im Bau neuer Papier- und auch Zellstofffabriken. China, Indonesien, Südkorea und Taiwan werden angesichts dieser Wachstumsdynamik noch auf lange Zeit Nettoimporteur für Altpapier bleiben“, so Böcking. Als Hauptlieferländer sieht er die USA, Westeuropa und Japan. Auch er hofft, dass sich durch eine Intensivierung der Altpapiererfassung in europäischen Ländern - vor allem außerhalb von Deutschland - der Einfluss des asiatischen Marktes auf die Verfügbarkeit des Rohstoffes Altpapier in Europa in Grenzen halten wird.

Dr. Rainer Cosson vom BDE befasste sich in seinem Beitrag mit der Altpapierentsorgung im Fokus der Rechtsprechung und beantwortete die Frage: „Wo stehen wir aktuell?“ Dabei thematisierte er die Entsorgung von Altpapier aus privaten Haushaltungen durch Privatfirmen, setzte sich mit dem „Kaufvertrag“ über Altpapier als vergabepflichtigen Dienstleistungsauftrag auseinander und dokumentierte anhand der kontrollrechtlichen Entscheidung des OLG Düsseldorf zum Fall „Neu-Ulm“ die Rechtslage bei der gemeinsamen Erfassung von kommunalem Altpapier und lizenzierten PPK-Verkaufsverpackungen. „Neben den internationalen Einflüssen auf den europäischen und den deutschen Altpapiermarkt wird die Auseinandersetzung mit den nationalen Reglementierungen auch zukünftig die Diskussion der Branche bestimmen“, so Cosson abschließend.

Quelle und Kontaktadresse:
Bundesverband der Deutschen Entsorgungswirtschaft e.V. (BDE) Jörg Klingem, Pressereferent Tempelhofer Ufer 37, 10963 Berlin Telefon: 030/5900335-0, Telefax: 030/5900335-99

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