Entsorgungsbranche im Sog der Wirtschaftskrise / BDE-Umfrage: Umsätze sinken, Investitionen gehen zurück, Arbeitsplatzabbau droht
(Berlin) - Vor dem Hintergrund der schweren Finanz- und Wirtschaftskrise rechnet die große Mehrheit der privaten deutschen Entsorgungsunternehmen mit einer gravierenden Verschlechterung der Geschäfte im laufenden Jahr. Eine vom BDE Bundesverband der Deutschen Entsorgungswirtschaft e.V. im März 2009 durchgeführte Blitzumfrage ergab, dass mehr als 90 Prozent der kleinen und mittelständischen Unternehmen sowie der großen Konzerne stagnierende, leicht rückläufige oder sogar stark rückläufige Umsätze erwarten. Lediglich 9,4 Prozent aller Unternehmen erhoffen sich ungeachtet aller Widrigkeiten steigende Umsätze.
Die ganze Dramatik der Situation für die Entsorgungs- und Kreislaufwirtschaft in Deutschland wird mit einem Blick auf das abgelaufene Jahr deutlich. Im Jahr 2008 vermeldete noch gut jedes zweite Entsorgungsunternehmen (57,1 Prozent) gestiegene oder gar stark gestiegene Umsätze.
Wesentlich verschlechtert haben sich die Ertragsprognosen für das Jahr 2009 im Vergleich zur Situation im Vorjahr. 71,7 Prozent der Unternehmen prognostizieren eine angespannte oder sehr schlechte Ertragssituation. Im Vorjahr waren noch 90 Prozent der deutschen Entsorger mit der Ertragssituation zufrieden.
Einhergehend mit den insgesamt schlechten Aussichten für 2009 prognostizieren nahezu zwei von drei Unternehmen (59,5 Prozent), im laufenden Jahr Arbeitsplätze abbauen zu müssen. Noch im Vorjahr schienen die Jobs in der Entsorgungs- und Recyclingbranche sicher zu sein. Damals hielten 86 Prozent der Unternehmen ihre Belegschaften konstant oder stellten sogar neue Mitarbeiter ein.
Die unklaren Perspektiven wirken sich auf das Investitionsverhalten vieler Unternehmen aus. 52,7 Prozent der Betriebe rechnen 2009 mit rückläufigen oder sogar stark rückläufigen Investitionen. Nur noch jedes sechste Unternehmen (16,2 Prozent) plant eine Aufstockung der Investitionen. Im Vorjahr vermeldete noch jedes zweite Unternehmen (51,4 Prozent) steigende Investitionsausgaben.
Drei Viertel aller Unternehmen (76,7 Prozent) rechnen im laufenden Jahr mit einem rückläufigen Müllaufkommen. Für das Vorjahr bilanzierten immerhin 84 Prozent der Betriebe gewachsene oder zumindest konstante Müllmengen.
Nicht sehr hoch ist das Vertrauen der Branche in die Gestaltungskraft der politischen Entscheidungsträger. Lediglich 10,8 Prozent der Unternehmen stufen politische Entscheidungen in Deutschland als nützlich für den Wirtschaftszweig ein. Jedes vierte Unternehmen (24,2 Prozent) kommt zu der Einschätzung, dass politische Entscheidungen unternehmerisches Handeln behindern oder sogar den Unternehmen schaden.
BDE-Präsident Peter Kurth sieht in den Umfrageergebnissen eine "ungeschminkte Reflektion" der aktuellen Lage: "Unsere Branche wird von der Krise gleich doppelt getroffen. Der Produktionsrückgang in der Industrie hat zu sinkenden Abfallmengen und damit auch zu geringeren Erlösen geführt. Darüber hinaus erzielen die meisten Unternehmen infolge des drastischen Verfalls der Rohstoffpreise für Wertstoffe nur noch ruinöse Abnahmepreise. Einen derart massiven Einbruch des Marktes hat die Entsorgungs- und Kreislaufwirtschaft in Deutschland noch nie zuvor erlebt. Angesichts der wegbrechenden Erlöse müssen sich die Kunden auf steigende Preise für Entsorgungsdienstleistungen einstellen."
Der BDE-Präsident appelliert an die Politik, sich stärker für die private Recyclingwirtschaft zu engagieren. Kurth: "Wir rufen nicht nach einem dritten Konjunkturprogramm. Aber drei Punkte sind uns wichtig: Erstens: Die rechtswidrige Mauterhöhung für Lkw muss sofort ausgesetzt werden. Zweitens: Um eine stabile Rohstoffversorgung in Deutschland zu sichern, brauchen wir einen runden Tisch - unter Beteiligung der Rohstoffe nachfragenden Industrie und der Entsorgungswirtschaft. Drittens: Der Ruf nach mehr staatlichem Einfluss in der Krise ist falsch. Denn es wird sich schnell herausstellen, dass der Staat in der aktuellen Situation schon genug damit zu tun haben wird, seine Pflichtaufgaben zu erfüllen. Stattdessen brauchen private Unternehmen gerade jetzt verlässliche Rahmenbedingungen, um Investitionen und Arbeitsplätze zu halten."
Die komplette BDE-Blitzumfrage finden Sie unter www.bde-berlin.de.
Quelle und Kontaktadresse:
Bundesverband der Deutschen Entsorgungswirtschaft e.V. (BDE)
Karsten Hintzmann, Leitung, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
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