Pressemitteilung | IG Metall - Industriegewerkschaft Metall

Erfolglosen Ausbildungspakt endlich einstampfen

(Frankfurt am Main) - Die IG Metall hat die Bundesregierung aufgefordert, den erfolglosen Ausbildungspakt endlich einzustampfen. "Auch 2005 ist es nicht gelungen, allen Bewerbern einen Ausbildungsplatz zu verschaffen", sagte IG Metall-Vorstandsmitglied Regina Görner am Mittwoch (12. Oktober) in Frankfurt. "Das ist die bittere Wahrheit, die auch alle statistischen Tricks nicht beschönigen können." Für die Abschlussbilanz des Ausbildungsjahres im Dezember erwarte die IG Metall rund 565.000 neu abgeschlossene Ausbildungsverträge und damit rund 8.000 weniger als im Vorjahr.

Görner beklagte, dass sich viele Betriebe aus ihrer Verantwortung zurückzögen. "Nur noch 23,4 Prozent der Unternehmen bieten Ausbildungsplätze an, das ist ein historischer Tiefpunkt in Deutschland", sagte Görner. Im Herbst 2005 suchten nach Berechnungen der IG Metall und dem Bundesinstitut für Berufsbildung noch 100.000 Jugendliche einen Ausbildungsplatz. Gleichzeitig hat sich die Zahl der gemeldeten Ausbildungsplätze auf 471.500 verringert. Das sind 48.400 oder 9,3 Prozent weniger als im Vorjahr. "Der Ausbildungspakt hat damit auch im zweiten Jahr nicht den versprochenen Erfolg gebracht", sagte Görner. Auch der im Pakt fest vereinbarte Rückbau der sogenannten Alt-Nachfrager wurde nicht erreicht.

Durch statistische Kunstgriffe werde versucht, die Dimensionen der Ausbildungsmisere kleiner erscheinen zu lassen. So sei der Erhebungszeitraum um zehn Tage verlängert worden, noch mehr Jugendliche seien in "Verschiebebahnhöfen" gelandet. Ingesamt seien sogenannte Warteschleifen in Form von Praktika und schulischen Vorbereitungsmaßnahmen von 266.000 auf 272.000 angewachsen. Problematisch bezeichnete Görner auch den Anstieg der Vermittlung in ungelernte Beschäftigung. "Für viele Jugendliche ist damit die künftige Arbeitslosigkeit vorprogrammiert."

Görner forderte von der Bundesregierung eine schonungslose Offenlegung der Misere auf dem Ausbildungsmarkt. Der Rückzug der Betriebe aus der Ausbildungsverantwortung müsse endlich gestoppt werden. "Ausbildung ist eine unternehmerische Pflichtaufgabe", sagte Görner. Alle staatlichen Subventionen in der betrieblichen beruflichen Bildung, für die immerhin 3,2 Milliarden Euro ausgegeben würden, gehörten auf den Prüfstand. "Wir warnen die öffentliche Hand davor, mit vielen Steuer-Millionen schulische Ausbildungsangebote aufzubauen", sagte Görner. Diese würden weder von den Jugendlichen noch von der Wirtschaft als gleichwertig mit einer Ausbildung im dualen System angesehen.

Görner regte an, ausbildende Betriebe von Verwaltungsgebühren etwa für Prüfungen an die Kammern zu befreien. Diese Kosten sollten von allen Kammermitgliedern getragen werden, denn alle profitierten von den Ausbildungsanstrengungen. Die Zahlen belegten, dass die betriebliche Ausbildungsbereitschaft seit Abschluss des Ausbildungspaktes sogar gesunken sei. "Das zeigt erneut, dass wir ohne eine Ausbildungsplatzumlage nicht auskommen", sagte Görner.

Quelle und Kontaktadresse:
Industriegewerkschaft Metall (IGM) Lyoner Str. 32, 60528 Frankfurt Telefon: 069/6693-0, Telefax: 069/6693-2843

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