Pressemitteilung | Deutsche Forschungsgemeinschaft e.V. (DFG)

Erfolgsmodell Emmy Noether-Programm / Drittes Jahrestreffen der Stipendiaten und Nachwuchsgruppenleiter in Potsdam

(Potsdam/Bonn) - Unter dem Eindruck des Bundesverfassungsgerichtsurteils zur fünften Novelle des Hochschulrahmengesetzes kamen die Geförderten im Emmy Noether-Programm der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) zu ihrem dritten Jahrestreffen zusammen. Vom 30. Juli bis 1. August tauschten sich 163 Stipendiaten, Nachwuchsgruppenleiter und Ehemalige aus dem seit 1999 existierenden Programm über Erfahrungen aus und diskutierten über mögliche Programmentwicklungen. In fachlichen und themenorientierten Workshops sprachen die Geförderten über spezifische Probleme und Chancen im eigenen Fach, aber auch über die optimale Karriereplanung im Rahmen des Programms. An einem Diskussionsabend zum Thema "Wissenschaftlichen Elite" nahmen unter anderem der ehemalige Kulturstaatsminister Professor Julian Nida-Rümelin, DFG-Präsident Ernst-Ludwig Winnacker und die brandenburgische Wissenschaftsministerin Johanna Wanka teil. Ein zentrales Thema war auch hier die Debatte um die Zukunft der Juniorprofessur.

Dass die DFG mit dem Emmy Noether-Programm als Förderinstrument für den exzellenten Nachwuchs auf dem richtigen Weg ist, macht folgende Bilanz deutlich: Bislang erhielten 28 Geförderte einen Ruf auf eine Hochschullehrerstelle, 18 davon ohne Habilitation. 13 Berufungen ins Ausland zeigen darüber hinaus die hohe Anerkennung des Emmy Noether-Programms auch außerhalb Deutschlands und die Notwendigkeit, diesen exzellenten Forschern in Deutschland eine attraktive Berufsperspektive zu geben. Immerhin sieben lehnten den Ruf ins Ausland zugunsten einer Position in Deutschland ab. In den zwei Phasen des Programms, benannt nach der Mathematikerin Emmy Noether, forschen die Geförderten zunächst im Ausland, um später eine Nachwuchsgruppe in Deutschland selbst zu leiten. Die DFG strebt mit dem Programm frühe wissenschaftliche Selbstständigkeit und die Möglichkeit zur Habilitation oder direkten Berufung auf eine Professorenstelle an und bietet so auch eine Alternative zur Juniorprofessur.

Die DFG arbeitet daran, im Austausch mit den Geförderten das Programm weiterzuentwickeln. Eine Überlegung beim Jahrestreffen betraf die Abschaffung der Altersgrenzen. Eine relative Bemessung, die sich am Zeitpunkt der Promotion orientiert, könnte die starre Regelung ersetzen. Als eine weitere Änderung könnte der Auslandsaufenthalt in Phase I des Programms ausgegliedert werden. Eine Finanzierung ist beispielsweise über die seit Jahren bewährten Forschungsstipendien möglich. Außerdem äußerten die im Emmy Noether-Programm Geförderten den Wunsch, dass auch Nachwuchsgruppenleiter in Sonderforschungsbereichen und Forschergruppen unter den gleichen strengen Maßstäben ins Emmy Noether-Programm aufgenommen werden, so dass für alle Nachwuchsgruppen neben den gleichen Bewerbungsbedingungen auch die gleiche Dauer und Förderung gilt. Diese Vorschläge werden nun in den zuständigen Gremien diskutiert.

Beim Diskussionsabend stand der Begriff "Wissenschaftliche Elite" im Mittelpunkt. Professor Julian Nida-Rümelin stellte in seinem Vortrag die verschiedenen Dimensionen des Begriffs Elite dar und betonte insbesondere die Notwendigkeit der Persönlichkeitsbildung und der Bereitschaft zur Übernahme von Verantwortung. Anschließend diskutierten die Geförderten mit dem Redner sowie mit Dr. Sabine Glesner, Nachwuchsgruppenleiterin im Aktionsplan Informatik, Professor Michael Hartmann, Organisationssoziologe an der Technischen Universität Darmstadt, und Professor Günter Stock, Vorstandsmitglied bei Schering und Mitglied des DFG-Senats über das, was Eliten ausmacht und welche Verantwortung daraus hervorgeht. Einige der Geförderten lehnten den Begriff "Elite" eher ab. Nida-Rümelins Schlusssatz lautete: "Wer Elite ist, redet nicht darüber".

Der Kanzler der Technischen Universität Darmstadt, Professor Hanns Seidler, beschrieb in einer Rede zu den Trends der Wissenschafts- und Hochschulpolitik die Auswirkungen des Urteils des Bundesverfassungsgerichts auf die Befristungen von Arbeitsverträgen in der Wissenschaft, für die wieder die Beschränkung aus der vierten Novelle des Hochschulrahmengesetzes gilt. Außerdem berichtete er von den deutschen Bemühungen, Modelle in Anlehnung an das amerikanische Tenure-Track-Verfahren einzuführen und damit Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftlern eine Perspektive auf Berufungen an der eigenen Universität zu geben. Dabei kritisierte er auch die geltende Berufungspraxis.

Im kommenden Jahr wird das Jahrestreffen voraussichtlich vom 15. bis 17. Juli 2005 in Potsdam stattfinden.
Weitere Informationen zum Jahrestreffen erteilen Dr. Beate Scholz, E-Mail: beate.scholz@dfg.de, und Volker Kreutzer, E-Mail: volker.kreutzer@dfg.de.

Quelle und Kontaktadresse:
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) Kennedyallee 40, 53175 Bonn Telefon: 0228/885-1, Telefax: 0228/885-2777

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