Erklärung der Gesamtbetriebsratsvorsitzenden der deutschen Hausgerätebranche zur Schließung des AEG-Werks in Nürnberg
(Frankfurt am Main) - Vorstand und Aufsichtsrat des Electrolux-Konzerns haben es sich in ihrer Sitzung vom 12. Dezember 2005 nicht nehmen lassen, den Weihnachtsgruß an die Belegschaften mit der Verkündung der Werksschließung der AEG in Nürnberg zu verbinden. 1750 unserer Kolleginnen und Kollegen werden ihre Arbeit verlieren.
Dieser Beschluss ist der Gipfel einer Serie von Fehlentscheidungen, die sich die Leitungsgremien des Electrolux-Konzerns in den letzten Jahren geleistet haben und die zu Lasten der hiesigen Arbeitnehmer gingen. Die Entscheidung ist in jeglicher Hinsicht falsch; sie genügt weder betriebs- noch volkswirtschaftlichen Kriterien, von sozialen ganz zu schweigen.
Der Vorstand von Electrolux hat den besonnenen Kompromissvorschlag des Betriebsrates und der IG Metall, der eine ökonomisch vernünftige Fortexistenz der Nürnberger Fabrik ermöglicht hätte und den die deutsche Geschäftsführung mittrug, ausgeschlagen. Ihm fehlte die Kraft, einen Schließungsbeschluss zurückzunehmen, der den Konzern noch viel Geld kosten wird. Sein Gesicht nicht zu verlieren, war ihm wichtiger als einem nüchternen wirtschaftlichen Kalkül zu folgen. Mit seiner Ankündigung, nicht nur Nürnberg, sondern die Hälfte der westeuropäischen Fabriken zu schließen, der der Vorstand von Electrolux nun Taten folgen lässt, verstrickt er den Konzern über Jahre in heillose Konflikte und Krisen. Was das Verlagerungsziel Polen und die dortigen Investitionskosten und Amortisationszeiten angeht, hat der Vorstandsvorsitzende Straberg seinem Aufsichtsrat unhaltbare Versprechungen gemacht.
Die Stockholmer Entscheidung vom 12. Dezember fügt der Marke AEG auf ihren angestammten Märkten schweren Schaden zu. Dieser Schaden wird zu Lasten der gesamten in Deutschland produzierenden Hausgeräte-Industrie gehen. Der Trend zum Billigen Jakob wird noch einmal verstärkt. Qualitativ hochwertige, verbrauchsarme und vom Design her ansprechende Hausgeräte Made in Germany werden es hierzulande noch schwerer haben.
Die Betriebsratsgremien der deutschen Hausgeräte-Industrie, deren Produkte zum überwiegenden Teil ins Ausland gehen (wo diese Produkte gut nachgefragt werden, obwohl sie doch - so die ständige Behauptung der Geschäftsleitungen - zu teuer seien), reden keinem Abschotten des nationalen Marktes das Wort. Wir sehen in den Weiße Ware-Beschäftigten in Polen, Korea oder der Türkei auch keine bedrohlichen Angreifer, wie uns das obere Management gerne glauben machen möchte. Wir fühlen uns einer Einstellung verpflichtet, die die IG Metall mit ihrer Kampagne Besser statt billiger forciert.
Immer billiger zu produzieren und dafür die weltweit günstigsten Standorte zu suchen, gilt beim Electrolux-Konzern als der Gipfel der Managementkunst. Wir werden uns mit aller Kraft dafür einsetzen, dass diese Kunst in der Branche nicht weiterhin Nachahmer findet.
In der nun anstehenden Auseinandersetzung werden wir die Nürnberger AEGler nach Kräften unterstützen.
Quelle und Kontaktadresse:
Industriegewerkschaft Metall (IG Metall)
Pressestelle
Wilhelm-Leuschner-Str. 79, 60329 Frankfurt am Main
Telefon: (069) 6693-0, Telefax: (069) 6693-2843
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