Ernte 2003: Regional Missernte und Existenzgefahr / Sonnleitner begründet gegenüber Ministerin Nothilfeprogramm
(Bonn/Berlin) - Die diesjährige extreme Ernte- und Futtersituation war Auftakt eines vor zwei Wochen geplanten Gespräches über die Ausgestaltung der EU-Agrarpolitik und die nationale Politik zwischen Bundeslandwirtschaftsministerin Renate Künast und dem Präsidenten des Deutschen Bauernverbandes (DBV), Gerd Sonnleitner. Gemeinsam mit DBV-Vizepräsident Norbert Schindler, MdB, stellte Sonnleitner die ersten Ergebnisse der bundesweiten Ernteumfragen bei den Landesbauernverbänden vor und forderte aufgrund der einzelbetrieblich massiven Ertragsminderung von bis zu 80 Prozent staatliche Hilfsmaßnahmen. "Der Ertragsausfall durch die derzeitige Ernte und die beabsichtigten massiven Sonderbelastungen durch nationale Haushaltskürzungen und Steuererhöhungen im Zuge des Haushaltes 2004 und der vorgezogenen Steuerreform sind für die deutschen Landwirte nicht zu verkraften", betonte Sonnleitner.
Nach der Gersten- und Rapsernte zeichnen sich derzeit bundesweit auf rund 3,5 Millionen Hektar teilweise katastrophale Einbußen in der Getreideernte ab. Die Standortunterschiede sind aufgrund des unterschiedlichen Witterungsverlaufs sehr groß. Westlich einer Trennlinie von Hamburg bis nach München sind durch höhere Niederschläge im ersten Halbjahr 2003 bisher regional durchschnittliche Erträge, teilweise aber auch Ertragsminderungen zwischen 5 und 30 Prozent festgestellt worden. Östlich dieser Linie, vor allem in den ostdeutschen Bundesländern, ist von Januar bis Juni nur 20 bis 50 Prozent des langjährigen Niederschlages gefallen. Hier muss mit erschreckenden Missernten und somit mit Existenzgefährdungen gerechnet werden.
Sonnleitner zeigte gegenüber der Ministerin sowie in einer Reihe von Interviews auf, dass die Ertragsausfälle einen Umfang einnehmen, der größer zu werden drohe als der letztjährige Flutschaden. Er bezifferte aufgrund der bisherigen Ernteberichte die Ertragsminderung auf derzeit rund eine Milliarde Euro. Da auch in anderen europäischen Anbaugebieten mit einer schlechten Getreideernte gerechnet werde, zögen die Getreidepreise jedoch an. Eine Gesamtbilanz werde nach der Weizenernte erstellt. Der weitere Verlauf der Witterung sei zudem entscheidend für die Kartoffel-, Zuckerrüben-, Mais- und Obsternte.
Bundesministerin Künast bestätigte die Notwendigkeit von Hilfen. Über ein gefordertes Nothilfeprogramm von Bund und Ländern für Existenz bedrohte Betriebe könne erst entschieden werden, wenn amtliche Ernteergebnisse vorlägen, mit denen in zwei bis drei Wochen zu rechnen sei. Sonnleitner hatte vorgeschlagen, unbürokratisch und schnell den betroffenen Betrieben auch über das Vorziehen der EU-Ausgleichszahlungen, die im Dezember anstehen, zu helfen. Ebenso könne eine Stundung oder Verschiebung von Pachtzahlungen Liquiditätsengpässe abmildern. Die Ministerin sagte zu, die diesjährigen Ernteprobleme in Brüssel beim anstehenden EU-Agrarrat sowie national mit den Länderministern anzusprechen.
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